Standort Witterschlick-Nord ausverkauft Gemeinde Alfter will neue Gewerbeflächen schaffen

Alfter · Das Gewerbegebiet Witterschlick-Nord ist ausverkauft. Der Gemeinde gehen die Flächen für Unternehmen aus, daher will sie neue Gebiete ausweisen. So sollen sich auch die Auspendlerzahl verringern.

 Nichts mehr frei: Im Witterschlicker Gewerbegebiet sind alle Flächen vergeben.

Nichts mehr frei: Im Witterschlicker Gewerbegebiet sind alle Flächen vergeben.

Foto: Christoph Meurer

Eigentlich ist es Zufall, dass sich Astrid Küvers Geschäft für Pferde- und Hundebedarf im Gewerbegebiet Witterschlick-Nord befindet. Sie habe länger nach einem passenden Grundstück in der Region gesucht und dann jene Halle im Internet gefunden, berichtet die 32-Jährige. „Ich brauchte auf jeden Fall Parkplätze“, sagt sie weiter.

Letztlich hatte die Unternehmerin aber zweifaches Glück mit dem Gelände beziehungsweise der früheren Werkhalle für ihren neuen Laden. Denn: Als Impekovenerin hat sie es nicht weit bis zur Raiffeisenstraße. Und: Es war dort überhaupt noch etwas frei. Denn das rund 8,2 Hektar große Gewerbegebiet zwischen Hauptstraße und B 56 ist ausverkauft. Neben einer Kita und einer Moschee haben sich dort 42 Unternehmen angesiedelt.

Laut Bürgermeister Rolf Schumacher sind darunter viele Handwerksbetriebe, die auch vorher in Alfter beheimatet waren. „Es ist ein schönes, lebendiges Gewerbegebiet entstanden“, meint er. Damit sind die Pläne der Gemeinde, Firmen und somit Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen nach Alfter zu holen, aber nicht abgeschlossen. In den nächsten Jahren soll sich der Gewerbestandort im Vorgebirge deutlich vergrößern.

■ Wirtschaftliche Rahmendaten: Zum Stichtag Silvester 2018 hatte Alfter nach Schumachers Angaben genau 23 622 Einwohner. Eine demografische Delle gibt es dem Bürgermeister zufolge bei Menschen zwischen 20 und 28 Jahre – also die Menschen, die ihre Ausbildung oder ihr Studium beendet haben und dann wegziehen. Mit der gegründeten Familie kämen dann viele zurück, so Schumacher. Ende Juni 2019 gab es in Alfter 3218 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, also Arbeitsplätze. Die Arbeitslosenquote liegt Schumacher zufolge bei unter vier Prozent.

 Astrid Küver zeigt Rolf Schumacher das Angebot in ihrem Geschäft für Hunde- und Pferdebedarf.

Astrid Küver zeigt Rolf Schumacher das Angebot in ihrem Geschäft für Hunde- und Pferdebedarf.

Foto: Christoph Meurer

Den rund 3218 Beschäftigen steht indes eine viel höhere Zahl an Auspendlern gegenüber. Täglich verlassen rund 5900 Menschen die Vorgebirgsgemeinde, um zur Arbeit zu fahren. „Wir wollen die Auspendlerquote verringern“, so Schumacher. Das bedeutet wiederum Arbeit für die hiesige Wirtschaftsförderung.

■ Vorhandene Bereiche: Neben dem Gewerbegebiet Witterschlick-Nord gibt es den sogenannten Alanus-Park am Buschdorfer Weg unmittelbar neben dem Campus der Alanus Hochschule. Dort befinden sich zwölf Betriebe auf knapp sieben Hektar. Dazu kommen eine Kita sowie die Hochschule.

■ Geplantes großes Gebiet: Nicht weit vom Alanus-Park entfernt, an der Grenze zu Bornheim-Roisdorf, befindet sich das Gewerbegebiet Alfter-Nord – unterteilt in drei Bereiche. Bereich I ist rund 2,5 Hektar groß. Sechs Grundstücke sind laut Gemeinde bereits vermarktet, zwei Flächen sind noch frei. Bereich Ia umfasst wiederum rund 3,2 Hektar. Deren Vermarktung läuft aktuell.

Die beiden Bereiche sind indes nur der Anfang. Wie berichtet, arbeitet die Gemeinde gerade an einem Bebauungsplan für Bereich II. Dieser umfasst 42,5 Hektar, wovon 29 Hektar für Unternehmen vorgesehen sind, der Rest für Grünflächen.

Das Besondere an dem Bereich ist, dass die Gemeinde ihn zusammen mit den Städten Bornheim und Bonn vermarkten will – wobei die Gemeinde Alfter das letzte Wort haben soll, da die Gemeinde alle Investitionen trägt und alle Steuereinnahmen erhält. Das Projekt ist umstritten. Kritische Stimmen äußern den Verlust landwirtschaftlich wertvoller Böden.

■ Wohnen und Arbeiten: Zurück ins Witterschlicker Gewerbegebiet. In dessen Nachbarschaft soll bekanntlich das große Wohngebiet „Buschkauler Feld“ entstehen. Auf 7,4 Hektar soll Wohnraum gebaut werden. Aber nicht nur das. Laut Bürgermeister Schumacher sind 1,2 Hektar als Mischgebiet für Wohn- und Gewerberaum vorgesehen. „Für die Gewerbeflächen gibt es schon Anfragen“, so Schumacher.

Der geplante Wohnraum ist quasi schon weg. Obgleich noch keine Leitung, kein Kanal und keine Straße vorhanden sind, gibt es nach Schumachers Angaben bereits mehr als 500 Anfragen für die Baugrundstücke. 2021 könnten die Erschließungsarbeiten beginnen. Schumacher: „Die Leute scharren mit den Hufen.“

■ Zukunftsmusik: Weiteres Gewerbe könnte sich irgendwann an der Hauptstraße zwischen Witterschlick und Volmershoven-Heidgen ansiedeln, in der Nähe der Straße Kumpelsgarten. Dort konnte die Gemeinde laut Schumacher Flächen von der Deutschen Steinzeug kaufen. Wie er weiter sagt, solle in dem Bereich zunächst ein neues Feuerwehrhaus für die Löschgruppe Witterschlick entstehen (siehe Info-Kasten). Der Flächennutzungsplan sehe dort aber auch Gewerbe vor, so Schumacher.

Astrid Küver hat ihren Pferde- und Hundebedarfsladen vor einigen Wochen eröffnet. „Hofleben“, so der Geschäftsname, ist die unternehmerische Premiere für die 32-Jährige, die Agrarwissenschaft mit Schwerpunkt Tierwissenschaft studiert und etwa als Reitlehrerin gearbeitet hat. Eine Webseite hat die Unternehmerin für ihr Geschäft, einen Online-Shop aber nicht. Eingekauft wird vor Ort, im Witterschlicker Gewerbegebiet.

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