Streit um Baum in Alfter 1000 Unterschriften zum Erhalt der Eiche

Alfter · Die Alfterer Kommunalpolitiker haben den Konflikt zwischen einem Baum und einem geplanten Wohnhaus diskutiert. Dabei können sie ihn nicht lösen.

 Michael Anders (l.) übergibt die Unterschriften für den Erhalt der Eiche an Rolf Schumacher. Das Bild haben Kinder vom Strangheidgesweg gemalt.

Michael Anders (l.) übergibt die Unterschriften für den Erhalt der Eiche an Rolf Schumacher. Das Bild haben Kinder vom Strangheidgesweg gemalt.

Foto: Christoph Meurer

Muss eine 80 Jahre alte Eiche am Strangheidgesweg für ein Bauvorhaben gefällt werden? Zwar ist der Rhein-Sieg-Kreis für Bauanträge in Alfter zuständig, dennoch hat die Alfterer Politik am Donnerstagabend intensiv darüber diskutiert, als Hauptausschuss und Gemeinderat gemeinsam tagten.

Anlass dafür war der Vorstoß von Anwohnern des Strangheidgeswegs zur Rettung des Gehölzes mittels eines entsprechenden Bürgerantrags und einer Petition.

■ Der Hintergrund: Wie berichtet, soll auf besagter Fläche am Strangheidgesweg ein Mehrparteienhaus mit öffentlich gefördertem, also günstigem Wohnraum entstehen. Die zwei Grundstücke dafür gehören nach einem Verkauf durch die Gemeinde einem Investor, der dort nach einem Ratsbeschluss ursprünglich ein betreutes Wohnen für Erwachsene mit einer Behinderung errichten wollte.

Wie Bürgermeister Rolf Schumacher am Donnerstag in der Sitzung sagte, habe es bei einer Anwohnerversammlung 2018 allerdings massive Widerstände gegen das Vorhaben gegeben, weswegen in der Folge die Pläne durch den Gemeinderat hin zum geförderten Wohnbau geändert worden seien. Es besteht Baurecht, ein Bauantrag ist nach Angaben von Schumacher bislang nicht beim Kreis eingereicht worden.

■ Die Anwohner: Zahlreiche Anwohner des Strangheidgeswegs wollen den Baum wie berichtet retten. „Unseres Erachtens nach ist der Baum schutzbedürftig“, sagte Michael Anders, der zu den Initiatoren der Bürgerinitiative gehört und am Donnerstagabend viele Unterschriftenlisten an Schumacher übergab. Innerhalb von acht Tagen hatten die Anwohner nach eigenen Angaben gut 1000 Unterstützungsunterschriften für die Eiche gesammelt. Kritisiert wird von den Anwohnern auch, dass ein Spielplatz auf der Baufläche bereits vor drei Jahren demontiert wurde. Dafür soll indes ein neuer in einem nahegelegenen Baugebiet entstehen. Die Anwohner drängen darauf, dass der Bauantrag nicht genehmigt wird, falls der Baum dafür weg muss. Man sei bereit, nach integrativen Lösungen zu suchen, sagte Anders. Man glaube aber, dass es ein Fehler sei, den Baum zu fällen.

■ Die Diskussion: Thomas Klaus (SPD) fasste die Sachlage in der Sitzung treffend zusammen: „Wenn der Kreis entscheidet, können wir in Alfter nicht mehr viel daran ändern.“ Zwar sei es wegen des Klimawandels gut, den Baum zu erhalten, so Klaus, es sei aber auch gut, günstigen Wohnraum zu schaffen. In dieser Hinsicht griff sein Fraktionskollege Fridhelm Marx die Anwohner an. Die Eiche sei nur ein Vorwand, weil man dort keinen Wohnraum haben wolle.

Das brachte Sandra Semrau (Freie Wähler) auf die Palme: „Natürlich geht es den Leuten um den Baum“, herrschte sie Marx an. Wilhelm Windhuis (Grüne) kritisierte die Gemeindeverwaltung. Die Politik habe den Bauplänen zugestimmt, allerdings habe es keinen Hinweis auf den Konflikt wegen des Baumes gegeben. Luise Wiechert (CDU) konterte und betonte, dass jedem freigestellt sei, sich Flächen vor den Beschlüssen anzuschauen. Auch für Bolko Graf Schweinitz (Freie Wähler) war der Konflikt neu. Weiter fragte er sich, ob dieser nicht über das Planungsrecht gelöst werden könnte, um Baum und Bauwerk zu ermöglichen. Albert Wulff (FDP) sprach von der notwendigen Abwägung in einem Zielkonflikt. Dies sah auch Schumacher so. Der Investor habe ihm erklärt, dass er den Bauantrag stellen werde. Der Investor müsse im Verfahren fair und nach Rechtslage behandelt werden. Für den GA sind Investor und Architekt weiterhin nicht zu erreichen.

■ Wie es weitergeht: Bei zwei Gegenstimmen der Freien Wähler beschloss die Kommunalpolitik auf SPD-Antrag, auf den Investor einzuwirken, mehr Ersatzbäume zu pflanzen als es die Alfterer Baumschutzsatzung für den Fall der Fällung der Eiche vorsieht. In der Tat muss die Satzung im Verfahren noch herangezogen werden. Zudem soll die Gemeinde selbst weitere Bäume pflanzen. Der neue Spielplatz soll sobald als möglich gebaut werden. Der Rhein-Sieg-Kreis ist am Zug, wenn der Bauantrag gestellt wird. Die Gemeinde kann lediglich eine Stellungnahme im Verfahren abgeben.

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