Ergebnisse von Bürgerversammlung Keine Sackgassen im Mühlenviertel in Alfter-Odekoven

Alfter-Oedekoven. · Vorerst wird es keine Sackgassen im Mühlenviertel in Alfter-Oedekoven geben. Stattdessen sollen nun eine Reihe von anderen Maßnahmen geprüft werden.

 Fußgänger werden auf der Mühlenstraße von Leitborden geschützt. Bald sollen sie stabileren Pfosten weichen.

Fußgänger werden auf der Mühlenstraße von Leitborden geschützt. Bald sollen sie stabileren Pfosten weichen.

Foto: Axel Vogel

Es wird vorerst keine Sackgassen im Oedekovener Mühlenviertel geben. Das ist das Ergebnis einer knapp zweistündigen Bürgerversammlung am Montagabend im Alfterer Rathaus. Bürgermeister Rolf Schumacher hatte die Anwohner des Viertels eingeladen, nachdem Pläne, die Mühlen- und Tulpenstraße zu Sackgassen zu machen, auf heftigen Widerstand gestoßen waren. Rund 100 Bürger diskutierten sachlich miteinander und mit dem Bürgermeister. Statt der Sackgassen soll nun eine Reihe von anderen Maßnahmen geprüft werden.

Was hatte der Bürgermeister vor? Die Verwaltung wollte in der Mühlenstraße und der Tulpenstraße an der Grenze zu Bonn jeweils einen Poller errichten, um die Straßen zu Sackgassen zu machen. Nachdem der Bürgermeister die Anwohner der beiden Straßen in zwei Briefen über die Pläne informiert hatte, hatten die Bürger rund 200 Unterschriften dagegen eingereicht.

■ Wie reagierte Schumacher auf die Kritik? Der Bürgermeister zeigte sich reumütig. Er gestand offen ein, einen Fehler gemacht zu haben und entschuldigte sich mehrfach. Nur die Anwohner der Mühlen- und Tulpenstraße über die Pläne zu informieren, welche aber auch Anwohner der angrenzenden Straßen Im Ellingsfeld, Zur Belsmühle und Zur Schneidemühle betreffen, sei falsch gewesen.

■ Warum überhaupt Sackgassen? Wie Schumacher erklärte, stamme diese Anregung von einem Anwohner. Die Mühlenstraße wird von vielen Autofahrern als Schleichweg genutzt, um Staus auf der Umgehung Wegscheid/Alfterer Straße zu vermeiden. Da die Straße eng ist und die Fußgängerwege auf Straßenniveau liegen, weichen Autos häufig auf den Gehweg aus. Dort gefährden sie Fußgänger, darunter oft Kinder auf dem Schulweg. Um das zu verhindern, installierte die Gemeinde dieses Jahr sogenannte Leitborde an Teilen der Fußwege, die aber wegen ihres Aussehens kritisiert wurden.

■ Hatten die Leitborde Erfolg? Auf der Bürgerversammlung präsentierte Guido Mertens vom Straßenverkehrsamt des Rhein-Sieg-Kreises die Ergebnisse von Verkehrszählungen, bevor und nachdem die Poller installiert wurden. An drei Tagen, von Montag bis Mittwoch, maß das Amt im September 2018 und 2019 24 Stunden lang die Geschwindigkeit und Zahl der Fahrzeuge.

2018 betrug der sogenannte V85-Wert – die Geschwindigkeit, die 85 Prozent der Fahrzeuge nicht überschreiten – 41 Kilometer pro Stunde in Fahrtrichtung Bonn und 37 in Richtung Alfterer Straße. 2019 waren es nur noch 36 beziehungsweise 31. „Daran kann man erkennen, dass allein durch das Anbringen der Leitborde die Geschwindigkeit gesunken ist“, sagte Mertens. Auch die Zahl der Fahrzeuge sank von 1210 auf 985 (Höhe Hausnummer 4). „Das ist ein Verkehrsaufkommen, das die Mühlenstraße aushalten kann“, urteilte der Experte.

■ Welche Vorschläge kamen aus der Bürgerschaft? Eine Anwohnerin der Belsmühle kritisierte, dass in der Mühlenstraße nicht montags bis mittwochs, sondern donnerstags bis samstags am meisten Verkehr herrsche. Das Straßenverkehrsamt solle lieber an diesen Tagen messen, und das Ordnungsamt solle öfter Falschparker kontrollieren. „Der Verkehr nimmt am Wochenende äußerst stark zu“, pflichtete ihr ein Anwohner der Mühlenstraße bei, der den Verkehr selbst beobachtet hatte.

Ein Anwohner der Tulpenstraße schlug vor, die Mühlenstraße nicht am Ende, sondern auf Höhe der Hausnummer 89, am unbebauten Teil der Straße, abzubinden. Für diesen Kompromiss erhielt er Zuspruch von einigen seiner Nachredner. Andere lehnten jegliche Sackgassen ab, weil alle Anwohner durch sie große Umwege fahren müssten.

Ein Anwohner der Mühlenstraße fand es „fatal“, dass die Gemeinde bei der Planung Anfang der 90er Jahre keine Bürgersteige vorgesehen hatte. „Hätte man das damals richtig angelegt, hätten wir das Problem nicht“, sagte er. Die Bürgersteige nachträglich zu erhöhen, würde wahrscheinlich „sämtliche Kostenrahmen sprengen“, erwiderte Mertens. Als kompliziert bewertete er auch Vorschläge, aus der Mühlenstraße eine Spielstraße zu machen.

Eine Einbahnstraße einzurichten, lehnte Schumacher ab. Diese würde Autofahrer nur ermutigen, schneller zu fahren. Viel Applaus erhielt hingegen der Vorschlag, zu den beiden bestehenden „Berliner Kissen“, Erhöhungen auf der Fahrbahn, zwei weitere hinzuzufügen. Ein Anwohner des Ellingsfelds hatte einen anderen Ansatz: Statt die Mühlenstraße unattraktiver zu machen, solle die Fahrt auf der Umgehungsstraße attraktiver werden. So könnten die Ampeln zum Beispiel Kreisverkehren weichen.

Auf was einigten sich Bürger und Verantwortliche? Eine Sackgasse in der Tulpenstraße lehnte die Versammlung einstimmig ab. Zwar sprachen sich 28 Bürger für eine Sperrung der Mühlenstraße aus, 69 wollten diese aber nicht. Eine deutliche Mehrheit befürwortete, zu prüfen, ob zwei zusätzliche „Berliner Kissen“ installiert werden können. Außerdem ersetzt die Gemeinde alle Leitborde durch rot-weiße Poller, die bereits bestellt sind.

Das Straßenverkehrsamt werde Messungen künftig auch donnerstags bis samstags durchführen, versicherte Mertens. Das Ordnungsamt werde verstärkt abends und am Wochenende Falschparker kontrollieren, versprach Schumacher. Überprüft werde die Ampelschaltung auf den Umgehungsstraßen und was es kostet, die Bürgersteige zu erhöhen. „Planung ist ein dynamischer Prozess“, so Schumacher; die Maßnahmen sollen deswegen für ein Jahr getestet werden.

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