Tätern drohen bis zu zehn Jahre Haft Zwei S23-Züge zwischen Bonn-Duisdorf und Alfter durch Baumaterial ausgebremst

Update | Bonn/Alfter · Wegen Sandsteinen im Gleis hat ein Zug der S23 zwischen Bonn-Duisdorf und Alfter am Mittwoch eine Vollbremsung hingelegt. Die Bundespolizei ermittelt in diesem und einem ähnlichen Vorfall vom Dienstag wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

 In Alfter ist ein Zug der Bahnlinie S23 nach einer Vollbremsung evakuiert worden.

In Alfter ist ein Zug der Bahnlinie S23 nach einer Vollbremsung evakuiert worden.

Foto: Ulrich Felsmann

An zwei Abenden in Folge hat Baumaterial im Gleis die Fahrten der S23 zwischen dem Duisdorfer Bahnhof und Alfter ausgebremst. Die Fahrgäste kamen glücklicherweise mit einem Schrecken davon. Die Ermittlungen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr dauern noch an, sagte Christin Fußwinkel, Sprecherin der Bundespolizeiinspektion in Köln am Donnerstag.

Wie hoch das Strafmaß in einem solchen Fall ausfalle, sei vom Einzelfall abhängig, erklärte die Sprecherin weiter, und variiere je nachdem, ob die Täter mit Vorsatz handelten oder zum Beispiel jünger als 14 Jahre alt seien. Nach Paragraf 315 des Strafgesetzbuches müssen Täter im Falle eines gefährlichen Eingriffs in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr mit bis zu zehn Jahren Haft rechnen.

Gegenstände im Gleis sind laut der Polizeisprecherin auf unterschiedliche Weise gefährlich: Der Zug könne entgleisen, Fahrgäste könnten sich dadurch oder durch eine Vollbremsung verletzen, aber auch der Gegenstand selbst könnte durch die Kollision Menschen in der Umgebung Schaden zufügen.

Kann man solche Taten dadurch verhindern, Baumaterial zum Beispiel nicht in der Nähe von Schienen zu lagern? „Das ist schwierig“, sagte Fußwinkel. „Die Leute, die so etwas machen wollen, finden immer Möglichkeiten. Wir hatten auch schon E-Roller in den Gleisen.“

Am Dienstagabend war ein Zug der S23 gegen 21 Uhr am Duisdorfer Bahnhof auf eine Betonplatte aufgefahren und kurz abgehoben. Die Bundespolizei schätzte den Schaden danach auf etwa 15.000 Euro. Am Mittwochabend legte ein Zugführer etwa zur gleichen Uhrzeit eine Vollbremsung hin und kam bei der Almabrücke in Oedekoven zum Stehen. Die Freiwillige Feuerwehr Alfter, die zusammen mit weiteren Rettungskräften anrückte, vermutete zunächst, dass es sich erneut um eine Betonplatte gehandelt haben könnte. Die Gegenstände im Gleis stellten sich als Sandsteine heraus. Ob zwischen den Vorfällen ein Zusammenhang besteht, ist unklar.

Zug fuhr für Evakuierung weiter nach Impekoven

Rund 250 Passagiere saßen in dem Zug, berichtete Silke Simon, stellvertretende Sprecherin der Freiwilligen Feuerwehr Alfter, am Donnerstag. Der Notarzt sei dann am Einsatzort zunächst durch alle Waggons gegangen und habe die Fahrgäste untersucht. Die Passagiere seien mit einem „großen Schreck“ davongekommen, sagte Simon. Für die Evakuierung habe die Deutsche Bahn dann entschieden, mit dem Zug nach Impekoven weiterzufahren. „Sonst hätten die Insassen mitten im Gleisbett gestanden“, erklärte Simon. Die Einsatzstelle wurde in Impekoven der DB übergeben. Dort konnten die Fahrgäste aussteigen und mit einem anderen Zug weiterreisen.

Vor Ort waren am Mittwoch rund 60 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Alfter sowie weitere Kräfte aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Auch die Bundespolizei war mit Rettungskräften am Einsatzort. Ein Hubschrauber der Bundespolizei wurde vorsorglich hinzugerufen, als die Lage zunächst noch unübersichtlich war.

Zeugen, die Hinweise zu den beiden Vorfällen haben, können sich an die kostenfreie Servicenummer der Bundespolizei unter 0800 6 888 000 oder jede andere Polizeidienststelle wenden.

(ga)
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