Mehr als nur Bücher Alfterer Bücherei besteht seit 111 Jahren

Alfter · Ein rheinisches und ein rundes Jubiläum hat die Katholische Öffentliche Bücherei St. Matthäus Alfter jetzt gefeiert. Und blickt wegen einer Entscheidung des Erzbistums Köln sorgenvoll in die Zukunft.

Mit Franzis Steinhauer (hinten, in der Tür zur Bücherei) feiern das gesamte Bücherei-Team sowie Bürgermeister Rolf Schumacher (6. v. l.) und der Landtagsabgeordnete Oliver Krauß (r.) das doppelte Jubiläum der AlftererBücherei.

Foto: Matthias Kehrein

111 Jahre Ausleihe und 30 Jahre Bibliothek: Ein rheinisches und ein rundes Jubiläum haben jetzt die Mitarbeitenden der Katholischen Öffentlichen Bücherei St. Matthäus Alfter gefeiert. Mit einem Bestand von 220 Büchern und 15 eingetragenen Lesern war das Büchereiwesen in Alfter im Jahr 1910 in relativ bescheidenem Rahmen gestartet.

Inzwischen hält die Bücherei am Hertersplatz rund 23.000 Medien vor, also nicht nur Bücher, sondern etwa auch Zeitschriften, Spiele, CDs, DVDs oder Konsolenspiele. Dazu kommen nach eigenen Angaben mehr als 33.000 E-Books und andere digitale Medien.

Hauptamtliche Kraft seit 1991

Im Laufe der Zeit sich auch der Status der Bücherei verändert. In den ersten Jahrzehnten wurde sie ausschließlich mit Ehrenamtlern betrieben. Seit einem Vertrag zwischen der Kommune und der Kirchengemeinde St. Matthäus im Jahr 1975 nimmt die Einrichtung die Informations- und Medienversorgung Alfters wahr. 1991 wurde sie zu einer Bibliothek erster Stufe mit hauptamtlicher Bibliothekarin hochgestuft, entsprechend wurde 1992 der Büchereivertrag modifiziert.

Den Löwenanteil der jährlichen Kosten übernimmt mit 100.000 Euro die Kommune, 54.000 Euro zahlt der Kirchengemeindeverband, dessen Kosten zum Großteil durch das Erzbistum Köln refinanziert wird. Allerdings will, wie berichtet, das Erzbistum die Ausgabe ab Januar 2024 einsparen. Im Juni wurde der Vertrag zum 31. Dezember 2023 gekündigt. Betroffen von der Einsparung Kölns sind auch die Büchereien in Rheinbach und Meckenheim.

Auch in Alfter wird diskutiert, wie es mit der Bücherei weitergehen soll. Bürgermeister Rolf Schumacher sagte bei der Feierstunde, dass in der laufenden Legislaturperiode eine Lösung gefunden werden solle. „Wir hoffen, dass wir mit unserer Bücherei für Kirchengemeinde und Zivilgesellschaft eine Nahtstelle zur ganzen Fülle der Kultur unsere Zeit schaffen“, betonte Büchereileiterin Franzis Steinhauer. Lesen sei weiterhin wichtig.

Veränderungen im Lese- und Ausleihverhalten

Steinhauer hat in den vergangenen Jahren Veränderungen im Leseverhalten junger Menschen beobachtet. Die Kinder seien heutzutage zwar kleine Experten bei bestimmten Themen, dafür aber keine „Allrounder“ mehr. Eine geringere Lesefertigkeit als frühere Generationen wiesen die Kinder von heute auf, da die Eltern weniger Zeit zum Vorlesen hätten.

Jungen und Mädchen zeigten in der Regel unterschiedliche Vorlieben bei der Wahl ihrer Bücher. Während die Mädchen immer noch gerne in Pferde- oder Freundschaftsbüchern schmökern, begeistern sich Jungen eher für Buchreihen zu Star Wars oder Minecraft. Aber auch Krimis würden gerne genommen.

Bei den erwachsenen Lesern habe sich das Interesse in den vergangenen 20 Jahren auf gesellschaftskritische Themen verlagert, so Steinhauer. So finden bei den Männern aller Altersgruppen besonders historische Biografien Abnehmer, Frauen lieben dagegen historische Romane und gut recherchierte Frauenschicksale.

Durch Corona hat sich laut Steinhauer das Ausleihverhalten verändert. „Die Besucher kommen seltener, leihen sich pro Besuch aber mehr aus, sodass die Ausleihen wie in den vergangenen Jahren unverändert sind“, hat sie festgestellt.