Solaranlage und Hühnerstall müssen weg Alfterer klagte gegen die Verfügung der Kreisverwaltung

Alfter · Adolf Weiß kämpft gegen den Abriss seiner Ställe und Unterstände. Die Verschläge hat er ohne Genehmigung gebaut.

 Adolf Weiß muss auf seinem Gelände zahlreiche Bauten abreißen, darunter diesen Hühnerstall samt Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.

Adolf Weiß muss auf seinem Gelände zahlreiche Bauten abreißen, darunter diesen Hühnerstall samt Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.

Foto: Axel Vogel

Mehrere Ställe, Unterstände und Lager hat Adolf Weiß in den vergangenen Jahren im Innenhof seines Betriebes Am Bähnchen in Alfter selber gebaut. In einigen Verschlägen sind Maschinen untergebracht, einige davon stammen noch von den Eltern, die dort vor rund 40 Jahren einen Nebenerwerbsbetrieb mit Blumen und Topfpflanzen betrieben. In einem 8 x 15 Meter großen Gehege gackern rund 100 Grün-, Braun- und Weißleger. Auf dem stabilen Holzstall hat der gelernte Gärtner vor acht Jahren in Eigenregie  Solarzellen angebracht, um „außer dem Verkauf von Eiern und meiner Arbeit als Landschaftspfleger in privaten Haushalten noch einen zusätzlichen Verdienst zu haben“.

Zusätzlich baut der 58-Jährige neben seinem Haus auf einem Hektar Salat, Grünkohl, Kartoffeln, Mais und Futterrüben an – für den Eigenbedarf und als Futter für die Hühner. Die verschiedenen Verschläge stoßen jedoch seit drei Jahren auf behördlichen Widerstand. Und der Alfterer kann dafür keine Baugenehmigung vorlegen. Seit 2017 steht er deshalb mit dem Rhein-Sieg-Kreis im Clinch. Auf die Verfügung zum Abriss hat Weiß mit einer Klage vor Gericht reagiert. Die Stellungnahmen der Landwirtschaftskammer und der Gemeinde Alfter – Voraussetzungen für nachträgliche Baugenehmigungen – fielen negativ aus.

Zur Vorgeschichte:

2017 leitete das Bauaufsichtsamt gegen Adolf Weiß ein Verfahren, weil die Flächen mit den Bauten „im Außenbereich und damit nicht im Geltungsbereich des Bebauungsplanes sowie im Landschaftsschutzgebiet und in der Wasserschutzzone III B liegen“, teilt die Pressestelle der Kreisverwaltung mit. Eine entsprechende Verfügung des Kreises zum Abriss erging im Januar 2018. Für Adolf Weiß ein Ansinnen, das er nicht nachvollziehen konnte. „Der Kreis hat meine 300 Hühner als Hobby bezeichnet, dabei macht der Verkauf der Eier einen großen Teil meines Einkommens aus.“ So entschloss sich der Alfterer, den Klageweg zu bestreiten.

Schon ganz zu Anfang machte das Kölner Verwaltungsgericht deutlich, dass seine Klage nur Erfolg haben könne bei einer nachträglichen Baugenehmigung. Deren Genehmigung dann jedoch nach der negative Stellungnahme der Landwirtschaftskammer und dem fehlenden Einvernehmen der Gemeinde Alfter nicht erteilt wurde. „Er gehört nicht zu den privilegierten Landwirten im Sinne des Baugesetzbuches. Die Größe der Fläche und die Anzahl der Tiere reicht nicht aus, um als Landwirt einen ausreichenden Gewinn zu erzielen. Legehennen werden in der Statistik erst ab 3000 gezählt“, erläuterte Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer.

Bauantrag wurde abgelehnt

Der Bauantrag wurde daraufhin abgelehnt. Die Argumente der Landwirtschaftskammer versteht Weiß bis heute nicht, „denn 30 Prozent meines Einkommens erwirtschafte ich mit der Garten- und Landschaftspflege, 270 bis 280 Euro erbringen die Abschlagszahlungen aus dem ins Netz gespeisten Solarstrom, der Rest bringt der Verkauf der Eier. Ich brauche das Geld zum Überleben“, sagt der Vater von Zwillingen. Gegen die Ablehnung des Bauantrages klagte Weiß erneut, zog die Klage aber im August zurück. Den Vorschlag des Gerichts zu einer Anhörung lehnte der Alfterer ebenfalls ab, denn „das ist alles sehr teuer. Bisher hatte ich schon Kosten von rund 3000 Euro. Das ist sehr viel Geld.“

Bezahlen müssen wird Weiß auch den Abriss seiner Gebäude, wenn das Gericht seine Klage gegen die Verfügung des Kreises abweisen sollte. Bis zur gerichtlichen Entscheidung wird der Kreis laut Pressestelle keine Stillegung des Betriebes zwangsweise durchführen. Weiß rechnet schon mit dem Aus seines Betriebes. Die Anzahl der Hühner hat er von 300 im vergangenen Jahr schon um zwei Drittel reduziert, erste Überlegungen für die künftige Installation der Solarzellen hat er schon angestellt. „Mein Betrieb geht kaputt, weil ich die Gelder nicht aufbringen kann“, sagt Weiß ein wenig deprimiert. Und das erfolgt gerade in einem Moment, in dem einer seiner Söhne sein Nachfolger werden wollte.

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