Ringen um die Waldgruppe Alfterer Waldorf-Kita möchte sich vergrößern

Alfter · Seit mehr als 25 Jahren gibt es den Waldorfkindergarten „Sonnenblume“ im Alfterer Schloss. Die von einer Elterninitiative betriebenen Einrichtung möchte sich vergrößern. Als erstes soll eine Waldgruppe entstehen. Der Kreis will dies aber nur zeitlich begrenzt finanzieren.

 Viel Spaß haben die Kinder der Kita „Sonnenblume“ beim Spielen im Garten des Alfterer Schlosses.

Viel Spaß haben die Kinder der Kita „Sonnenblume“ beim Spielen im Garten des Alfterer Schlosses.

Foto: Christoph Meurer

Im Garten des Alfterer Schlosses herrscht buntes Treiben. Kinder tollen umher und haben sichtbar eine Menge Spaß. Seit mehr als 25 Jahren gibt es den Waldorfkindergarten „Sonnenblume“ im Alfterer Schloss bereits. 25 Kinder ab drei Jahren haben einen Platz in der als Elterninitiative betriebenen Einrichtung. Es sollen aber mehr werden. „Wir wollen gerne größer werden“, sagt Manuel Ibn Salem vom Trägerverein: „Die Kinder, die zu uns wollen, stapeln sich quasi vor der Türe.“ Ziel sei, irgendwann eine drei- bis viergruppige Einrichtung zu sein. Allerdings nicht im Schloss, sagt Ibn Salem: „Hier ist nicht genug Platz.“

Ein erster Schritt soll die Einrichtung einer sogenannten Waldgruppe sein. Das besondere einer solchen Kita-Form ist, dass die Kinder den ganzen Tag über draußen sind – meist im Wald, daher der Name. Laut Ibn Salem würde die Alfterer Kita mit einer Waldgruppe, die sich nach den Idealen der Waldorfpädagogik richtet, zeitgleich mit einer anderen Einrichtung in der Eifel landesweit Neuland betreten.

„Waldpädagogik ist die ideale Fortsetzung der Waldorfpädagogik“, sagt Kindergartenleiter Norbert Rick. Im Wald erlebten sich die Kinder als Menschen, die Widrigkeiten – etwa schlechtes Wetter – überwinden, fügt er hinzu. Nicht zuletzt stärke es die Abwehrkräfte, den ganzen Tag draußen zu sein.

Waldgruppe mit 20 Kindern

Als Basisstation für die Gruppe soll ein Bauwagen in einem Waldgrundstück bei Alfter-Ort dienen. Dort würden laut Rick Mahlzeiten und Tee zubereitet. Ebenso diene er als Schutz bei Extremwetterlagen. In der Waldorfpädagogik seien zwei Prinzipien hauptsächlich, so Rick: Rhythmus und Nachahmung. Tage, Wochen und Jahre seien rhythmisch gestaffelt, wobei man das vom Takt unterscheiden müsse. Ein Rhythmus müsse fließen und eben nicht getaktet sein. Dazu komme die Nachahmung, führt Rick weiter aus. „Wir verstehen uns als Menschen, die die richtigen Dinge tun, die das Kind zur Nachahmung anregen.“

Im Sommer soll die Waldgruppe mit 20 Kindern an den Start gehen. Dazu ist allerdings laut Ibn Salem noch einiges zu tun: Man braucht eine Betriebserlaubnis vom Landschaftsverband Rheinland, muss Personal einstellen und vor allem noch weitere Gespräche mit dem Rhein-Sieg-Kreis führen.

Denn die Kreisverwaltung möchte die Waldgruppe nur provisorisch eingerichtet wissen. Hintergrund ist die aktuelle Bedarfsanalyse für Kindergartenplätze in Alfter. Wie Daniela Blumenthaler von der Pressestelle des Kreises sagt, sehe diese einen Bedarf für eine viergruppige Kita vor. Und genauso eine solche Kita soll nach dem Willen der Gemeinde Alfter und Beschlüssen der Kommunalpolitik auf einer Fläche neben dem Rathaus in Oedekoven entstehen (der GA berichtete).

Kreisverwaltung wälze das Risiko auf die Kita ab

Bis diese Kita an den Start geht, soll die Waldgruppe der Waldorf-Kita nach den Vorstellungen des Kreises als teilweise Übergangslösung dienen. „Falls sich der Bedarf ändert, könnte die Gruppe auch dauerhaft sein“, teilt Blumenthaler weiter mit.

Auf Vorschlag der Kreisverwaltung hatte der Jugendhilfeausschuss des Kreises kürzlich die Anschaffung und Ausstattung des Bauwagens für rund 70.000 Euro beschlossen. Dem Willen der Verwaltung nach soll dieser im Besitz des Kreises bleiben, um ihn flexibel an anderen Standorten einzusetzen, wenn die Waldgruppe ausläuft.

Die Verantwortlichen der Kita sind damit nicht glücklich. „Eine Übergangslösung ist für uns ein Wagnis“, sagt Ibn Salem. Schließlich müsse man etwa Personal einstellen, das im Zweifel dann wieder entlassen werden muss. Er findet, dass die Kreisverwaltung das Risiko auf die Kita abwälze.

Dazu kommt für die Kita noch ein anderes Problem. Wie Blumenthaler erläutert, erhält die Kita zusätzlich zur Betriebskostenförderung noch 15.000 Euro im Jahr. Diese Summe erhielten eingruppige Einrichtungen nach dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz), die es bereits vor Februar 2007 gegeben habe, so Blumenthaler. Werde die Kita nun zweigruppig, falle dieser Betrag weg und werde auch dann nicht erneut gezahlt, wenn die Einrichtung wieder eingruppig werde, so Blumenthaler. Dann sei der Stichtag Februar 2007 nicht mehr gegeben.

Weitere Gespräche zwischen Trägerverein und Kreisverwaltung werden daher notwendig sein – womöglich auch unter Einbezug der Politik. „Die Kita wird wohlwollend begleitet“, hatte Notburga Kunert (CDU) in ihrer Funktion als Vorsitzende des Kreisjugendhilfeausschusses in der Ausschusssitzung gesagt.

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