Witterschlick und Volmershoven-Heidgen Anwohner in Alfter klagen über Lastverkehr

Alfter · Seit Jahren klagen Anwohner aus Witterschlick sowie aus Volmershoven-Heidgen über den Lastverkehr. Gemeindeverwaltung und Kreisverwaltung ringen um eine Lösung. Ob eine solche alle Beteiligten zufriedenstellt, ist offen.

 Großer Lkw, kleine Straße. Ein Lastwagen fährt durch die Geltorfstraße.

Großer Lkw, kleine Straße. Ein Lastwagen fährt durch die Geltorfstraße.

Foto: Christoph Meurer

Mit dem Lkw-Fahrer möchte man nicht tauschen. Im Schneckentempo und nur mit mehrmaligem Rangieren schafft er es, das tonnenschwere Gefährt von der Servaisstraße in die Geltorfstraße zu bugsieren. Leichter hat er es in der engen Dorfstraße dann aber auch nicht. Mit Mühe kommt er an den wechselseitig geparkten Autos vorbei. Dann reicht der Platz auf der Fahrbahn nicht mehr aus. Nur über Teile des Bürgersteigs schafft der Fahrer die Strecke in Witterschlick. Das geschieht unter den erzürnten Blicken mehrerer Anwohner. Sie haben es satt, dass immer wieder Lkw von und zu den Wester Werken durch die schmalen Straßen ihres Viertels fahren. Seit Jahren klagen Anwohner aus Witterschlick sowie aus Volmershoven-Heidgen über den Lastverkehr. Gemeindeverwaltung und Kreisverwaltung ringen um eine Lösung. Ob eine solche alle Beteiligten zufriedenstellt, ist offen. Zu unterschiedlich sind die Interessen der Betroffenen.

Die Witterschlicker: Die Absackungen auf dem Bürgersteig der Geltorfstraße sind nicht zu übersehen. Nach Angaben von Anwohnern stammen sie von den 40-Tonnern, die tagtäglich den Lieferverkehr der Wester Werke bestreiten. Nach einer Vorgabe des Rhein-Sieg-Kreises dürfen maximal acht Lkw pro Tag auf dem Betriebsgelände an der Heerstraße be- und entladen werden. Auch ist Lkw-Verkehr dort nur zwischen 7 und 20 Uhr zulässig. Die Heerstraße dürfen die Laster wiederum nur zwischen 6 und 22 Uhr befahren.

Anwohner können aber viele Geschichten von Fahrern erzählen, die auf der Heerstraße in ihren Lkw übernachten. Auch haben sie nach eigenen Angaben bereits bis zu 20 Laster am Tag gezählt. Ebenso seien Fahrzeuge schon gegen 3.30 Uhr durch die Straßen gefahren. Sodann verweisen Anwohner auf das Stromkabel, das vom Drosselweg quer über der Geltorfstraße verläuft. Im Sommer habe ein Lkw dieses sowie ein dort geparktes Auto touchiert. An der parallel zur Geltorfstraße verlaufenden Esserstraße befindet sich eine Kita, über beide Straßen gehen Schüler morgens zur Witterschlicker Grundschule. Man mache sich schon Sorgen, heißt es vor Ort. Mehr als 200 Unterschriften wurden in Witterschlick gegen den Schwerlastverkehr sowie gegen aus Sicht der Anwohner nicht zu ertragende Produktionsgeräusche der Wester Werke gesammelt.

Die Baustelle in Volmershoven-Heidgen: Auf der Kottenforststraße ist es ruhig. Kein Auto fährt hindurch. Es ist ja auch gar nicht möglich. Seit einem Jahr ist die Straße eine Baustelle - Oberfläche, Kanal und Wasserleitung werden saniert. In einigen Wochen sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Zwar werden sich die Anwohner mit Sicherheit darüber freuen, wohl aber auch bangen. Schließlich war die schmale Kottenforststraße vor den Bauarbeiten ebenso eine Zufahrt für die Wester Werke. Und mit Sicherheit werden Lkw-Fahrer nach der Freigabe der Straße ihren Weg auch wieder durch die Straße nehmen.

Auch in Volmershoven-Heidgen wurden Unterschriften gegen den Lkw-Verkehr gesammelt. Was nach dem Ende der Bauarbeiten passieren könnte, ist Thema einer Versammlung in der nächsten Woche. "Wir sind sehr gespannt auf die Bürgerversammlung, hoffen auf konstruktive Gespräche und auf gute Ergebnisse für alle Anwohner , ob Witterschlick, Heidgen oder Volmershoven", sagt Anja Frenkel, Vorsitzende des Ortsausschusses von Volmershoven-Heidgen.

Der Bürgermeister: Auch Alfters Verwaltungschef kann Episoden über den Lkw-Verkehr erzählen. Es sei vorgekommen, berichtet Rolf Schumacher, dass ein Lkw von den Wester Werken aus über die Heerstraße in Richtung Kottenforststraße gefahren sei, um dann zu merken, dass diese gesperrt ist. Der Fahrer sei dann weiter in den Grünen Weg gefahren und habe in Höhe des dortigen Kindergartens gewendet. Klar ist: Auch Gemeindeverwaltung und Kommunalpolitik sind keineswegs glücklich mit der Situation. Wieder und wieder sind die Wester Werke und der Verkehr Thema in Ausschuss- und Ratssitzungen. Zuständig ist indes die Straßenverkehrsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises. Wie Schumacher sagt, habe er mit der Kreisverwaltung abgesprochen, dass die Erkenntnisse aus der Verkehrsführung während der Sperrung der Kottenforststraße in Ideen einfließen sollen, wie der Lastverkehr künftig geregelt werden könnte. Möglich sei etwa ein Ringverkehr - also die Zufahrt zu den Wester Werken über den einen Ort, die Abfahrt über den anderen.

Wirklich zu lösen sei das Problem aber nur, wenn die Wester Werke ihren Standort verlagerten, sagt Schumacher. Er habe ein großes Interesse daran und den Inhabern auch mehrere, aus seiner Sicht attraktive Grundstücke in Alfter vorgeschlagen.

Die Kreisverwaltung: "Ein Ringverkehr ist denkbar", sagt Katja Eschmann von der Kreispressestelle. Eine solche Möglichkeit sei in der Prüfung und werde auf besagter Bürgerversammlung vorgestellt. Der Kreis ist in Sachen Wester Werke indes nicht nur straßenverkehrsrechtlich, sondern auch baurechtlich zuständig. So erlaubte die Verwaltung in Siegburg die Nutzungsänderung einer Halle auf dem Betriebsgelände nur mit besagten Auflagen für den Verkehr auf dem Gelände sowie der Vorgabe, dass die Hallentore geschlossen sein müssen. Regelmäßig kontrolliert wird das laut Eschmann jedoch nicht. Man gehe Hinweisen aber nach.

Ein weiterer Antrag des Unternehmens auf eine bauliche Erweiterung sei noch im Verfahren, so Eschmann. Weiter erläutert die Sprecherin, dass der Betrieb im Landschaftsschutzgebiet Bestandsschutz genieße. "Die Wester Werke gehen auf erstmalige Genehmigungen in den 40er Jahren zurück. Es handelt sich um einen im Außenbereich privilegierten Gewerbebetrieb, der schon lange vor Inkrafttreten einer Landschaftsschutzverordnung existierte", erläutert Eschmann. Daran habe auch die Änderung der Ausrichtung des Betriebs in den 80er Jahren durch entsprechende Genehmigungen nichts geändert.

Das Unternehmen: Die Firma Wester gibt es seit Jahrzehnten. Früher ein Tonabbauunternehmen, arbeitet der Betrieb heutzutage mit Korund. Laut Firmenchef Harald Wester kommt der Stoff unter anderem in der feuerfesten Industrie, bei Schleif- und Sandstrahlmitteln oder in Laminatböden zum Einsatz. "Das ist weder giftig noch gefährlich", sagt Nicola Wester, Tochter des Firmenchefs. Man habe überdies viel Geld in den Lärmschutz investiert. Sicher seien die engen Straßen belastet, meint Harald Wester. Allerdings seien die Lkw in den vergangenen Jahrzehnten nicht größer oder zahlenmäßig mehr geworden, sagt er weiter - und: "Es gibt eben nur die Zufahrtsmöglichkeiten."

Ein Umzug des Unternehmens sei bislang nicht finanzierbar, ergänzt Nicola Wester. Ein Ringverkehr könnte aber eine Möglichkeit sein, meinen Vater und Tochter - oder vielleicht auch eine ganz neue Straße von der Servaisstraße aus. Zugleich betonen beide, wie wichtig eine Lösung beziehungsweise ein Kompromiss sei, mit dem alle leben könnten. Zur Bürgerversammlung komme man nicht, sagt Nicola Wester. Das sei abgesprochen, weil die Situation nicht noch weiter angeheizt werden solle.

Die Bürgerversammlung zur Verkehrssituation in Volmershoven-Heidgen und Witterschlick findet am Dienstag, 29. Oktober, 17.30 Uhr, im Ratssaal des Oedekovener Rathauses statt. Unmittelbar danach wird sich der Ausschuss für Gemeindeentwicklung mit der Thematik befassen.

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