Erschließungsarbeiten in Alfter Anwohner klagen über Lärm und Schäden - einige ziehen weg

ALFTER · Die Schäden im Treppenhaus sind nicht zu übersehen. Mehrere lange Risse ziehen sich über die Wände. Kaputt sind auch einzelne Stufen.

 Baustelle vor und neben dem Haus: Thomas Vogg mit Tochter Lea.

Baustelle vor und neben dem Haus: Thomas Vogg mit Tochter Lea.

Foto: Wolfgang Henry

"Es haben sich Platten verschoben", sagt eine Hausbewohnerin, die ungenannt bleiben möchte (der Name ist der Redaktion bekannt). "Das sind richtige Stolperfallen." Sechs Parteien wohnen in dem Haus mit Eigentumswohnungen in der Straße "Olsdorf". Sie sind besorgt wegen der Schäden - und verärgert.

Die Ursache für die Schäden sehen die Bewohner nämlich in der Baustelle unmittelbar vor und neben ihrem gerade erst 14 Jahre alten Gebäude. Verschiedene Arbeiten finden dort zurzeit statt: die Sanierung des Kanals in der Straße, verbunden mit dem Bau von Rückstaubecken zum Hochwasserschutz bei starkem Regen, und die Erschließung des Baugebietes "Olsdorfer Kirchweg I" zwischen Franzstraße und Eisensteingrube.

Wie der General-Anzeiger berichtete, war es bei der Erschließung aufgrund der Bodenverhältnisse nicht gelungen, Spundwände für den Kanalbau in die Erde zu bekommen. Mittlerweile wird zur Verlegung der Kanäle in einem aufwendigen Verfahren eine Wand aus Betonpfählen errichtet. Diese Arbeiten sollen sich bis in den Herbst ziehen (siehe Kasten). Im Auftrag der Gemeinde Alfter werden diese von der Regionalgas Euskirchen betreut.

"Es war wie ein Erdbeben, als versucht wurde, die Spundwände in den Boden einzulassen", führt die Hausbewohnerin weiter aus. "Selbstverständlich gab es auch vorher Risse im Haus", ergänzt ihr Nachbar Thomas Vogg. "Aber nicht in diesem Ausmaß." Und auch das neue Verfahren führe zu "weiteren Erschütterungen", findet Vogg.

Vor Beginn der Bauarbeiten habe ein Gutachter im Auftrag der Regionalgas Euskirchen das Haus in Augenschein genommen, sagt er weiter. Die nun entstandenen Schäden habe man nachgemeldet, bisher aber nichts weiter gehört.

Mittlerweile hat die Hausgemeinschaft einen eigenen Gutachter beauftragt, um alle Schäden aufzunehmen und zu dokumentieren - nicht nur im Treppenhaus, sondern auch an den Außenwänden oder in den Wohnräumen. Nicht wenige Risse finden sich etwa in Decken und Wänden. Betroffen und erzürnt sind aber auch andere Anwohner der Straße - auch über den permanenten Baustellenlärm.

"Es ist schwer zu beschreiben, wie laut es hier von morgens bis abends ist", sagt Carsten Berg. Sein kleines Kind komme tagsüber nicht zum Schlafen. Generell sei das Familienleben so stark eingeschränkt, dass man mehrfach in ein Hotel ausgewichen sei. Damit aber nicht genug. "Wir haben uns entschieden, zum 1. Juli auszuziehen", sagt Berg. "Es ist so brutal laut, und ein Ende ist nicht in Sicht."

Die Situation sei für die Anwohner in der Tat "total unangenehm", sagt Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher auf GA-Anfrage. "Das ist eine ganz schwierige Baustelle", für die allerdings die entsprechenden Beschlüsse vorlägen. Ungeachtet dessen bestehe er darauf, dass die Anwohner von der Regionalgas Euskirchen "präzise informiert" und Schäden geprüft werden, so Schumacher weiter.

Rolf Ingo Grünefeld, Leiter der Abteilung für den Bau von Gas- und Wassernetzen bei der Regionalgas Euskirchen bestätigt, dass Schäden nachgemeldet wurden. Nun warte man auf die schriftliche Rückmeldung des Gutachters. "Wir nehmen es ernst, wenn die Bürger uns etwas melden, müssen aber abwarten, was der Gutachter mitteilt", sagt Grünefeld.

Sowohl von der Regionalgas als auch von der Gemeinde wünschen sich die Anwohner deutlich mehr Informationen über die Bauarbeiten. Diese gebe es nur auf Nachfrage. Ebenso habe man das Gefühl, dass Ängste und Sorgen nicht ernst genommen werden. Auch Mails an die Gemeinde und Gespräche mit dem Bürgermeister hätten daran nichts geändert.

"Man fühlt sich so hilflos", sagt Berg. Ganz grundsätzlich stellen sich die Anwohner die Frage, wie eine solch extreme Baustelle bei einem so schwierigen Boden in einer derart eng besiedelten Straße überhaupt möglich sei. "Das ist kein Ausdruck einer vernünftigen Bau- und Planungspolitik", findet Berg.

Infos für Anwohner

Nach Angaben der Regionalgas Euskirchen sollen sich die Bauarbeiten zwischen den Häusern Olsdorf 75 und Olsdorf 90 abschnittsweise bis etwa Ende Oktober hinziehen und Straßensperrungen beinhalten.

Anwohner, die Fragen zu den Bauarbeiten haben, können sich nach Angaben von Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher an das Tiefbauamt der Gemeinde Alfter unter 02 28/ 6 48 41 64, aber auch an die Regionalgas Euskirchen unter 022 51/70 80 wenden.

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