Winter ist seine Hauptarbeitszeit Arne Wollgarten gibt dem Alfterer Wald ein Gesicht

Alfter · Holzfällarbeiten, Neupflanzungen und die Beratung von Waldbesitzern: Der 34-Jährige sieht sich als Förster und auch ein wenig als Architekt. Vor allem ärgert er sich über entsorgte Gartenabfälle im Wald.

 Ein Team: Forstinspektor Arne Wollgarten und seine 13 Wochen alte Rauhaardackelhündin Käthe.

Ein Team: Forstinspektor Arne Wollgarten und seine 13 Wochen alte Rauhaardackelhündin Käthe.

Foto: Anne Stephanie Wildermann

Der Nebel hängt träge in den Baumkronen des Alfterer Waldes. Es nieselt ununterbrochen. Der Boden ist stark aufgeweicht und gleicht an einigen Stellen großen Matschfeldern, auf denen sich seenartige Pfützen gebildet haben. Forstinspektor Arne Wollgarten (34) von der Forstbetriebsgesellschaft Alfter kommt trotz des unwegsamen Geländes mit seinem kleinen SUV gut voran. Er sieht an diesem Vormittag in dem 1000 Hektar großen Gebiet nach dem Rechten, grüßt einige Privatwaldbesitzer aus dem Auto heraus und winkt zwei Reiterinnen zu.

Im Kofferraum, in einer extra dafür eingerichteten Transportbox, sitzt seine 13 Wochen alte Rauhaardackelhündin Käthe. Er steuert seinen Wagen auf einen Weg, der an eine 2000 Quadratmeter große kommunale Fläche grenzt. Abgeknickte und bemooste Eichen, die bereits tot sind, liegen auf dem moorigen Areal, vereinzelt ragen einige Fichten in die Luft, die Regentropfen plätschern auf die Wasseroberfläche. Wollgarten lächelt. Er wirkt zufrieden.

„Das ist meine kleine Spielwiese“, sagt er mit einem gewissen Stolz in seiner Stimme. Die Fläche sieht aus wie gemalt und könnte bereits von dem frühromantischen Künstler Caspar David Friedrich in Öl verewigt worden sein. Käthe schnuppert derweil den Reiterweg rauf und runter.

Gerade die Winterzeit ist die Hauptarbeitszeit des Försters. Wäre die Witterung besser, könnte Wollgarten mit seinem Team darüber sprechen, welche neuen Bäume wie Eichen, Buchen, Ahorn und Douglasien gepflanzt werden oder welche abzuholzen sind.

Momentan kann er nur anstehende Holzfällarbeiten vorbereiten und die Waldbesitzer, insgesamt sind es an die 550, darin beraten, was am besten und bodenschonendsten wäre. Vor allem beim Holzrücken, damit nicht zu viele Schäden im Wald entstehen. „Die Arbeiten werden dann von Lohnbetrieben ausgeführt“, sagt Wollgarten, der sich nicht nur als Förster sieht, sondern auch als eine Art Bauleiter und Architekt für den Wald.

In diesem Jahr wurden 6000 Festmeter geschlagen. Nur etwa ein Prozent der gesamten Privatwaldfläche muss neu bepflanzt werden, weil entweder der Borkenkäfer wütete oder ein heftiger Sturm. „Kahlschlag gibt es bei uns nicht“, betont Wollschläger, bringt Käthe zurück in ihre Transportbox im Auto und startet den Motor.

Besonders ärgert er sich überwilden Müll und Holzdiebstahl

Er fährt ein wenig durch das Gelände, bis er an einer sehr matschigen Gabelung hält, wo der Waldboden tief zerfurcht ist. Dieser verrät, dass der Waldbesitzer trotz der schlechten Witterung Holz abtransportiert hat. „Er muss auch dafür Sorge tragen, dass die Böden wieder glatt gefahren werden. Schließlich sind sie Allgemeingut. Die Infrastruktur soll so wenig wie möglich leiden“, meint Wollschläger und wendet sein Auto.

Zu 75 Prozent wird seine Stelle vom Land NRW bezuschusst. 25 Prozent kommen von der Forstbetriebsgemeinschaft. Nach eigenen Angaben verbringt Wollschläger ein Drittel der Zeit im Büro, ein Drittel im Wald und ein Drittel im Auto. „Es ist fast wie eine Wohnung.“

Über zwei Sachen ärgert sich der 34-Jährige sehr: wilden Müll und Holzdiebstahl. „Wenn ich sehe, dass ein Privatwaldbesitzer sich schon kleine Scheite für den Kamin oder für den Ofen an den Wegesrand zum Abtransport gelegt hat und diese plötzlich verschwunden sind, ist das wirklich unglaublich. Eine Garantie, diese Leute zu bekommen, funktioniert nur in flagranti“, erklärt der Förster. Dasselbe gilt für wilden Müll.

Beliebt seien vor allem Gartenabfälle oder der Weihnachtsbaum. „Ein alter Nadelbaum gehört nicht in den Wald und Gartenabfälle auch nicht“, betont er. Denn: Pflanzen aus dem heimischen Garten säen sich im Wald aus und verdrängen damit die eigentliche Flora-Welt. „Für mich ist es unbegreiflich. Wenn die Leute ihre Gartenabfälle bereits auf einen Anhänger gehievt haben, können sie die auch gleich zum Wertstoffhof bringen anstatt in den Wald. Der Aufwand bleibt gleich.“

Wer von dem Förster erwischt wird, kann mit einem Bußgeld oder einer mündlichen Verwarnung rechnen. Das Maximum sind 50.000 Euro. „Den meisten ist gar nicht bewusst, dass sie etwas falsch machen wie Rauchen im Wald. Aber Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“, so Wollgarten. Aus dem Grund gehört es auch zu seinen Aufgaben, Spaziergänger, Jogger, Reiter und Wanderer aufzuklären.

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