Naturschutzprojekt Artenvielfalt unter Alfters Strommasten

ALFTER-VOLMERSHOVEN · Aus verbuschten Flächen bei Volmershoven wurden blühende Lebensräume für Insekten - dank eines EU-geförderten Projektes der Bio-Station, des Forstamts und des Netzbetreibers Amprion.

 Haben die Artenvielfalt im Blick (v.l.): Christian Chmela, Andreas Preuß, Karina Jungmanns, Klaus Striepen und Thomas-Hans Deckert.

Haben die Artenvielfalt im Blick (v.l.): Christian Chmela, Andreas Preuß, Karina Jungmanns, Klaus Striepen und Thomas-Hans Deckert.

Foto: Matthias Kehrein

Unter den Strommasten nahe der Schmalen Allee in Volmershoven hat sich seit etwa drei Jahren eine blühende Landschaft entwickelt. Hunderte verschiedene Orchideenarten, Margeriten und seltene Wiesenpflanzen gedeihen auf der 6,5 Hektar großen sogenannten Offenlandfläche – eine von insgesamt 17 im Kottenforst und in der Ville zwischen Köln und Bonn.

Die Renaturierung dieser Flächen ist Teil des EU-Projektes „Life+“ und des Programms „Villewälder Wald und Wasserwelten“ der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft und des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft. Diese werden seit 2014 mit Fördergeldern der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von 3,3 Millionen Euro realisiert.

Das Projekt in Volmershoven spielt dabei eine besondere Rolle: Es handelt sich zum einen um die größte zusammenhängende Offenlandfläche, zum anderen verläuft sie innerhalb einer Stromtrasse. Und der Netzbetreiber Amprion leistete in den vergangenen Jahren bei der Umwandlung der vormals verbuschten Fläche in eine artenreiche Graslandschaft wertvolle Hilfe.

Europaweit von großer Bedeutung

„Von den 298 Anträgen, die bei der EU gestellt worden sind, haben wir mit dem vierten Platz für unser Projekt den Zuschlag erhalten. Darauf sind wir schon stolz. Ich denke, dass die EU das Projekt auch deshalb fördert, weil der Bereich Kottenforst-Ville mit insgesamt 4000 Hektar Eichenwäldern auch einer der letzten zusammenhängenden Eichenwälder Deutschlands und für Europa von großer Bedeutung ist“, erklärte Thomas-Hans Deckert vom Regionalforstamt Bonn-Rhein-Sieg-Erft bei einem Ortstermin.

Für Amprion ist es nicht die erste Naturschutzmaßnahme. Seit rund 25 Jahren sorgt ein Biotop-Management des Unternehmens für die Pflege der Flächen unter den Stromtrassen. „Für uns ist es wirtschaftlich sinnvoll. Zugleich ist es gut für die Ökologie und günstig für den Verbraucher“, erklärte Amprion-Mitarbeiter Andreas Preuß. Es sei für sein Unternehmen selbstverständlich, das „Life+“-Projekt zu unterstützen.

Als erste Maßnahme wurden störende Büsche und Bäume entfernt, der Boden aufbereitet. Die Biologische Station sammelte und vermehrte Saatgut auf artenreichen Wiesen und säte es auf der Offenlandfläche aus. So wurden seltene Pflanzen angesiedelt.

Landwirt übernimmt die weitere Pflege

Die weitere Pflege der Volmershovener Fläche übernimmt in Zukunft Landwirt Martin Curtius. Dafür erhält er Fördermittel des Landes, und er kann das gemähte Gras als Heu für seine Tiere nutzen. Im Rahmen dieser Partnerschaft werde festgelegt, dass erst nach dem Verblühen der Pflanzen gemäht werden darf, betonten Christian Chmela, Leiter der Bio-Station, und Karina Jungmanns, als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Bio-Station zuständig für das Projekt.

Seit dem Projektstart in Volmershoven haben sich dort bereits vermehrt Hummeln und Bienen niedergelassen. „Solch eine Fläche hat eine große Bedeutung als ökologischer Trittstein zwischen Wahner Heide und Voreifel. Denn Insekten brauchen solche Blühwiesen als Brutstätten und Lebensraum. Hier wächst sogar schon der große Wiesenknopf. Der ist als Nahrung für Bläulinge wichtig“, betonte Deckert.

400.000 Euro fließen aus dem Gesamtbudget in die Entwicklung der Offenlandflächen. Das Geld sei gut angelegt, „denn wir wollen Rückzugsgebiete für seltene Pflanzen und Tiere schaffen“, sagte Jungmanns. So sollen sich hier Heuschrecken und Neuntöter ansiedeln, und bei den Pflanzen könnten Blutwurz und Teufelsabbiss heimisch werden.

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