Alfter und Bornheim Aus 18 Kirchengemeinden wird ein Sendungsraum
Alfter/Bornheim · Die katholische Kirche im Vorgebirge bekommt eine neue Struktur: Aus den 18 katholischen Gemeinden in Alfter und Bornheim wird ein Sendungsraum. An dessen Spitze steht Pfarrer Matthias Genster.
Die 18 katholischen Kirchengemeinden in Alfter und Bornheim bekommen eine neue Struktur. Zum 1. September werden die Pfarreiengemeinschaft Alfter, die Seelsorgebereiche Bornheim – An Rhein und Vorgebirge sowie Bornheim Vorgebirge zu einem sogenannten Sendungsraum zusammengefasst. An dessen Spitze steht Pfarrer Matthias Genster. Bislang ist er leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Bornheim Vorgebirge sowie seit einem Jahr zusätzlich Pfarrverweser in Alfter. Mit den Pastoralmitarbeitern aller drei Gebiete wird Genster ein Pastoralteam für eine gemeinsame Seelsorge zwischen Witterschlick und Widdig bilden. Bei einem feierlichen Abendlob wird Kreisdechant Hans-Josef Lahr den 55-Jährigen am Dienstag, 1. September, in seine neue Tätigkeit einführen und die pastoralen Dienste vorstellen – coronabedingt nur mit geladenen Gästen.
Der rasant zunehmende Priestermangel hat schon vor Jahren zu einem Umdenken auch im Erzbistum Köln geführt. „Es ist eine neue Form der Zusammenarbeit, die jetzt entstehen wird. In der Pastoral schauen wir, was in den Gemeinden zusammenpasst“, sagt Diakon Adi Halbach bei einem Gespräch in Sechtem. An den Gremien vor Ort wie Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand werde sich nichts ändern, allerdings werde aus den Mitgliedern der einzelnen Kirchenvorstände ein gemeinsamer Kirchengemeindeverband entstehen.
Schon im Juni hatte Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki einen Brief an die Gemeindemitglieder geschrieben. Es gehe bei der Neustrukturierung um eine dezentrale und partizipative Ausübung und Weiterentwicklung der Pastoral in den Pfarrgemeinden, hieß es darin. „Die gewachsene Beziehung in den Pfarrgemeinden bleibt erst einmal erhalten“, erläutert Genster jetzt. „Bei einer Partizipation müssen wir die Leute im Gespräch mitnehmen. Wie das konkret aussehen wird, wissen wir noch nicht.“
Vielerorts im Erzbistum gibt es schon Sendungsräume. Bei einem Besuch von Weihbischof Ansgar Puff vor zwei Jahren war das Thema fürs Vorgebirge erstmals zur Sprache gekommen. Mit der Ankündigung, dass der Alfterer Pfarrer Rainald Ollig in den Ruhestand geht, war die Bildung eines Sendungsraums erneut aufgegriffen worden. Im Frühjahr 2019 wurde Genster gefragt, ob er die zusätzlichen Aufgaben denn übernehmen wolle. Für den gebürtigen Sauerländer sei das nach eigenen Angaben keine Frage gewesen. „Ich bin gerne hier und wollte das Neue mitgestalten.“
Die Ausformung der Strukturen, die Bündelung von Ressourcen und Möglichkeiten der Mitarbeit von Gläubigen und Ehrenamtlichen wird das gesamte Team – dazu gehören Priester, Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten, Pastoralassistenten und Engagementförderinnen – Anfang September bei einer mehrtägigen Klausur diskutieren. Betreut werden müssen 18 Gemeinden mit rund 34 000 Katholiken. Dabei sollen die bestehenden Gottesdienste, je nach Rahmenbedingung, weiter stattfinden. „Wir haben viele Priester, die aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr so können. Da muss man sehen“, sagt Halbach. Genster hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Stelle des scheidenden Bornheimer Pfarrers Jörg Stockem im kommenden Jahr neu besetzt werden wird.
Seit Jahren gibt es zwischen den Bornheimer Gemeinden eine enge Zusammenarbeit , etwa bei gemeinsamen Messdienerfahrten oder Aktionen der katholischen Frauengemeinschaften. „Ich hatte auch schon mal samstags eine Trauung in Sechtem, sonntags einen Familiengottesdienst in Roisdorf und montags eine Beerdigung in Alfter“, berichtet Halbach. Fahrten mit dem Auto von A nach B gehören künftig zum Arbeitsalltag aller Mitarbeiter.
„Das Neue wird eine Herausforderung, ist aber auch eine Chance. Wir möchten die Menschen in ihren Charismen, in ihren Talenten bestärken“, sagt die Bornheimer Gemeindereferentin Ute Trimper. Halbach fügte hinzu: „Kirchliches Leben geschieht durch die Christen, die um den Kirchturm herum leben. Ehrenamtliche machen Kirche lebendig.“
Genster setzt darauf, in den nächsten 15 Jahren kein Kirchengebäude schließen zu müssen. „Ich weiß aber nicht, was sein wird. Es ist mir ein persönliches Anliegen, den einen oder anderen Sakralbau auch multifunktional zu nutzen.“