Ausstellung im Haus der Alfterer Geschichte Warum es in den USA ein Bier namens „Alfter Brau“ gab

Alfter · Die neue Ausstellung im Haus der Alfterer Geschichte befasst sich mit Auswanderern aus dem Vorgebirge. Es geht unter anderem um Bier, Streichkäse und ein schreckliches Kapitel deutscher Geschichte.

Hubert und Henry Fassbender waren in den USA erfolgreiche Käse-Hersteller. Das Foto zeigt die Brüder um 1930. Ihre Eltern waren 1856 aus Oedekoven in den US-Bundesstaat Wisconsin ausgewandert.

Hubert und Henry Fassbender waren in den USA erfolgreiche Käse-Hersteller. Das Foto zeigt die Brüder um 1930. Ihre Eltern waren 1856 aus Oedekoven in den US-Bundesstaat Wisconsin ausgewandert.

Foto: privat/Haus der Alfterer Geschichte

Schon mal ein „Alfter Brau“ getrunken? Mit Sicherheit nicht. Denn anders als der Name des Bieres vermuten lässt, kommt es nicht aus dem Vorgebirge. Vielmehr wurde es zwischen 1951 und 1958 von der „Knapstein Brewing Company“ in der Stadt New London im US-Bundesstadt Wisconsin gebraut. Allerdings hat das Getränk tatsächlich seine Wurzeln im Vorgebirge. Theodore Knapstein, der das Unternehmen ab 1875 als alleiniger Inhaber führte, wurde 1848 in Alfter geboren.

Mit seinen Eltern und drei Geschwistern war der damals Siebenjährige 1855 in die USA ausgewandert – wie viele Millionen andere Menschen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern, die jenseits des Atlantiks ihr Glück suchten und manchmal fanden.

Ausstellung in Alfter zum Tag des offenen Denkmals

Einigen Auswanderern aus Alfter hat der Förderverein des Hauses der Alfterer Geschichte nun eine Ausstellung gewidmet, die am kommenden Samstag eröffnet wird, anlässlich des Tags des offenen Denkmals. In seiner Herbstausstellung lehne sich der Förderverein immer an das Motto des Tags des offenen Denkmals an, sagt Robin Huth, stellvertretender Vorsitzender. Dieses lautet in diesem Jahr „Kulturspur. Ein Fall für den Denkmalschutz.“ Den ersten Teil des Mottos hat der Förderverein neu interpretiert und sich auf die Spuren von Menschen begeben, die aus Alfter dereinst ausgewandert waren.

Den Kern der Ausstellung bilden USA-Auswanderer. „Hier hat uns besonders Heinz Simon aus Gielsdorf unterstützt, der sich bereits mit den Auswanderern in unserer Region und der Genealogie derselben beschäftigt hat und uns mit seinem Wissen eine sehr große Hilfe war“, betont Huth.

Darüber hinaus haben die Ausstellungsmacher mit Menschen im Ort gesprochen oder auch mit Nachfahren von Ausgewanderten. Etwa mit Lori Hennes, eine Amerikanerin und Nachfahrin von Mathias Hennes und Katharina Kuhl, die 1856/57 nach Fussville in Wisconsin emigriert waren.

Auch das Schicksal geflüchteter Menschen jüdischen Glaubens wird aufgegriffen

Zurück zum „Alfter Brau“. Die Knapstein-Brauerei gibt es heute nicht mehr, wohl aber die Kaukauna-Käse-Manufaktur. Diese ist, so ist es in der Ausstellung zu erfahren, der größte Produzent von Streichkäse in USA – und hat Ursprünge im Vorgebirge: die Familie Fassbender, die 1856 aus Oedekoven ebenfalls nach Wisconsin ausgewandert war. Die Ausstellung wirft aber auch einen Blick nach Australien und Brasilien. Dorthin war eine Tochter des früheren Alfterer Bürgermeisters Heinrich Weiler gegangen – in ganz besonderer Mission. Mehr gibt es in der Ausstellung zu erfahren.

 Werbung für "Alfter Brau"; Das Bier wurde zwischen 1951 und 1958 von der „Knapstein Brewing Company“ gebraut, deren Besitzer Wurzeln im Vorgebirge haben.

Werbung für "Alfter Brau"; Das Bier wurde zwischen 1951 und 1958 von der „Knapstein Brewing Company“ gebraut, deren Besitzer Wurzeln im Vorgebirge haben.

Foto: privat/Haus der Alfterer Geschichte

Allerdings beleuchtet die Ausstellung nicht nur Glücksritter in neuen Welten. Ein Teil der Schau schildert das Schicksal von Familien wie den Sanders und den Israels. Diese hatten Alfter in den 1930/40er Jahren verlassen – unfreiwillig, weil sie als Menschen jüdischen Glaubens im NS-Staat nicht mehr sicher waren. Man habe schon überlegt, ob man diesen Aspekt in die Ausstellung aufnehme, sagt Huth. Doch obgleich die Auswanderung dieser Menschen erzwungen war, hätten sie und ihre Nachfahren dadurch auch Glück gefunden, meint er.

Die Ausstellung „Kulturspur: Alfterer Auswanderer, eine Spurensuche“ wird am Sonntag, 11. September, um 10.30 Uhr anlässlich des Tags des offenen Denkmals eröffnet. Zu sehen ist sie im Haus der Alfterer Geschichte, Hertersplatz 19 (hinter der Pfarrkirche St. Matthäus), bis Sonntag, 30. Oktober. Öffnungszeiten: donnerstags, 17 bis 19 Uhr, und sonntags, 15 bis 18 Uhr.

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