Hobby-Imkerin in Alfter „Bienen stechen im Allgemeinen nicht“

Alfter · Zweitklässler der Anna-Schule besuchen Hobby-Imkerin Margit Durch in Alfter und informieren sich dort über die als fleißig geltenden Insekten.

 Schüler besuchen Imkerin: Die Imkerin Margit Durch erklärt den Schülerinnen und Schülern das Leben der Bienen in ihrem Stock.

Schüler besuchen Imkerin: Die Imkerin Margit Durch erklärt den Schülerinnen und Schülern das Leben der Bienen in ihrem Stock.

Foto: Roland Kohls

Überall summt es geschäftig. Dicht an dicht stehen Fabienne, Neel, Antonia und Mitja um hochkant aufgestellte Kästen herum und beobachten die emsig hin und her fliegenden Bienen. Einige von ihnen verlassen gerade ihren Bienenstock, andere fliegen hinein. Die Schüler der Klasse 2c der Alfterer Anna-Schule sind mit ihrer Lehrerin Kathrin Wilhelm zu Besuch bei Hobby-Imkerin Margit Durch am Strangheidgesweg.

Ganz entspannt und ohne Schutzkleidung lernen die Sieben- und Achtjährigen das Leben im Bienenstaat kennen. Nur ein Mädchen trägt wegen ihrer Allergie einen Imkerhut und entsprechende Kleidung. „Bienen stechen im Allgemeinen nicht. Es sei denn, sie fühlen sich durch hektische Bewegungen bedroht“, erklärt Durch. Seit neun Jahren stehen bei ihr in wachsender Zahl Bienenstöcke im Garten, mittlerweile hat sie 18 Völker, die im Frühjahr und Sommer den Nektar aus den Blüten von Bäumen und Feldern der Umgebung nach Hause bringen.

„Die Vielfalt der Pflanzenwelt in der Alfterer Höhenlage mit ihren Weiden und dem angrenzenden Kottenforst findet sich auch im Geschmack unseres Honigs wieder. Im Frühjahr dominieren die Obstblüten wie Kirsche und Apfel. Hinzu kommen Löwenzahn, die Blüten von Ahorn, Kastanie und Linde“, sagt Durch, die in T-Shirt und Jeans ohne Handschuhe die einzelnen Waben aus den Kästen hochhebt, vorsichtig und ruhig die Insekten streichelt und einigen Kindern die ungefährlichen männlichen Bienen, die Drohnen, auf die Hände legt.

Angst vor den Insekten und einem möglichen Stich hat Mitja keine. Ihm gefällt, dass er sogar das von den Bienen zum Verschließen der Wabenzellen produzierte Wachs anfassen darf. „Ich finde es auch toll, dass wir den Honig probieren dürfen“, sagt Emily. Ihr schmeckt der leicht gelbliche streichfertige „Wald- und Blütenhonig“ der Frühjahrstracht besser als die flüssige, sehr süße Variante. „Honig besteht zum großen Teil aus Zucker, der kristallisiert und dann ziemlich schnell fest wird. Durch das gleichmäßige Rühren werden die Kristalle zerschlagen, sodass der Honig eine cremige Form erhält“, erläutert Durch.

Für sie ist Imkern mehr als nur ein Hobby. Die 52-Jährige, die als Sachbearbeiterin bei der Bonner Friedrich-Ebert-Stiftung beschäftigt ist, kann nämlich bei „ihren Völkern“ gut abschalten. Auch ihr Vater Aloys Schneider ist ein begeisterter Imker. Durch ihn und zahlreiche Fortbildungen hat sich die Mutter zweier Söhne detailliertes Know-how über Bienen und die Herstellung von Honig angeeignet.

Die Insekten sammeln erst ab einer Temperatur von zwölf Grad Nektar

Interessant finden die Zweitklässler, dass es in einem Bienenvolk eine strenge Arbeitsteilung gibt. Ob als Amme, Wächterin, Putzerin oder Honigsammlerin – das rund zwei- bis vierwöchige Leben der „Sommerbienen“ ist hart. Durch: „Für ein Pfund Honig müssen die Bienen rund 50 000 Flüge, und wenn man die Energie für die Brut und die Bienen selbst mitrechnet, sogar 100 000 Flüge absolvieren.“ Zu Durchs Bienenvölkern gehören Rassen wie die „Carnica“ und die englische „Buckfast“. Und: „Auch bei den Bienen gibt es fleißige und weniger fleißige Völker.“ So erzielt ein gutes Bienenvolk bei geeignetem und sonnigem Wetter rund 35 Kilogramm Honig in der Saison.

Die Temperaturen und die Wetterbedingungen spielen bei den Flügen der Bienen eine große Rolle, denn sie verlassen ihren Stock erst ab einer Temperatur von zwölf Grad. Der derzeitige eher nasse Sommer ist für die fleißigen Sammlerinnen ein Problem. Denn zum einen fliegen die Tiere dann seltener, zum anderen weisen die Blüten weniger Nektar auf.

Schwierigkeiten bereitet den Imkern aber auch die Varroa-Milbe, die nicht nur die Bienen aussaugt und tötet, sondern auch die Brut befällt und für deren Deformierung sorgt. Ameisensäure soll der Ausbreitung entgegenwirken. Aber auch die Nutzung von Pestiziden und Glyphosat in der Landwirtschaft stellt die Imker vor große Probleme. „Die Bienen nehmen die Stoffe beim Nektarsammeln auf. 80 Prozent der Nutzpflanzen in der Landwirtschaft werden von Bienen bestimmt“, sagt Durch.

Organisiert hat den Besuch in der Imkerei Dennis Stute, Vater von Neel (8). „Es ist wichtig, dass die Kinder sehen, woher der Honig kommt, den sie essen“, findet er.

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