GA-Serie "Auf dem Beifahrersitz" "Busfahren ist auch mein Hobby"

ALFTER-VOLMERSHOVEN · In der Serie "Auf dem Beifahrersitz" stellt der GA in loser Folge Menschen aus Vorgebirge und Voreifel, die beruflich unterwegs sind, und ihr Fahrzeug vor. Dieses Mal: Mit dem Schulbus von Volmershoven nach Witterschlick und Oedekoven

 Am Steuer: Sonja Lehnhardt (45) im Schulbus. "Ich kenne die Kinder, und sie kennen mich. Wir freuen uns immer, uns zu sehen", sagt sie über ihre jungen Fahrgäste.

Am Steuer: Sonja Lehnhardt (45) im Schulbus. "Ich kenne die Kinder, und sie kennen mich. Wir freuen uns immer, uns zu sehen", sagt sie über ihre jungen Fahrgäste.

Foto: Thränhardt

Kurz vor 7.30 Uhr an der Bushaltestelle am Kindergarten in Volmershoven. Max, 11 Jahre alt, ist an diesem Morgen der erste. Er wartet auf den Schulbus zur Gemeinschaftsgrundschule Witterschlick. Allmählich wird es voller. Die Grundschüler stehen in Grüppchen zusammen und unterhalten sich. Drei Mädchen machen ein Hüpfspiel. Sarah Yilmaz bringt ihren Sohn Kadir zur Haltestelle. Er ist sieben und geht in die erste Klasse. "Morgens ist der Autoverkehr hier ein bisschen chaotisch", erzählt Yilmaz. Deshalb macht sie den Weg mit ihrem Sohn gemeinsam.

Der Bus fährt ein. Am Steuer sitzt Sonja Lenhardt (45). Sie ist für den erkrankten Busfahrer eingesprungen, kennt die Strecke aber schon von früheren Fahrten. Heute fährt auch ihr Verlobter Michael Müller (42) mit. Er macht bald seinen Busführerschein und fängt dann auch bei dem Busunternehmen an. Beim Mitfahren macht er erste Praxiserfahrungen.

Der Kollege, der den Schulbus normalerweise fährt, ist Belgier. "Das war ein Glücksfall, als ein libanesisches Mädchen hier mitfuhr", erzählt Michael Schmeken, Fachgebietsleiter Schule bei der Gemeinde Alfter. "Sie war mit ihrer Familie gerade erst hierher gekommen und sprach noch kein Deutsch. Er konnte sich mit ihr auf Französisch verständigen."

Als der Bus losfährt, sind alle 41 Sitzplätze besetzt. Ein älteres Kind steht hinten im Bus. Lebhafte Gespräche überall. Joelina (10), Chiara (9) und Dana (10) sitzen in zwei Reihen hintereinander. Sie reden über die Schule. "Die Schulbusfahrt ist schön", sagt Chiara. "Da kann man mit den Freundinnen brabbeln." Gibt es manchmal Streit? "Manchmal muss der Busfahrer schimpfen, weil die Kinder sich nicht hinsetzen", erzählt Max. Heute morgen ist die Stimmung aber gut. Nach knapp zehn Minuten haben die meisten Kinder ihr Ziel schon erreicht: Der Bus hält an der Kirche in Witterschlick. Ein bisschen Gedränge gibt es beim Aussteigen, dann überqueren die Kinder nur noch den Kirchplatz und sind in der Schule. Der Bus fährt nun zur Gemeinschaftshauptschule Alfter in Oedekoven weiter. Nur ein Schüler bleibt sitzen, die anderen steigen in Witterschlick und Impekoven zu. Jetzt ist es ruhig im Bus. Sieben Schüler fahren noch mit, sie sitzen allein oder zu zweit verteilt über den ganzen Bus.

Sonja Lenhardt genießt die Fahrt. "Busfahren ist auch mein Hobby", sagt sie. In der Tempo-30-Zone in Impekoven kommen ihr Lastwagen entgegen, später ein Linienbus. Lenhardt lässt sie vorbei und fährt dann weiter. "Hier ist es etwas eng", meint sie. Trotzdem fährt sie die Strecke gern.

13 Jahre arbeitet sie bei dem Busunternehmen, springt regelmäßig auf der Strecke ein. "Ich kenne die Kinder, und sie kennen mich. Wir freuen uns immer, uns zu sehen." Nach einer halben Stunde ist der Bus in Oedekoven angekommen. Lenhardt lässt die Schüler am Buswendekreis aussteigen und macht den Motor aus. Hinter ihr kommt ein Linienbus. Die 45-Jährige dreht eine Runde um den Wendekreis und stellt sich hinter den Kollegen, da er früher wieder abfährt. 8 Uhr ist es, weiter muss sie erst um 11.40 Uhr. "Das ist der Unterschied zum Linienbusverkehr: Wir haben hier größere Wartezeiten." Heute trinkt sie mit ihrem Verlobten erstmal einen Kaffee und unterhält sich übers Busfahren. Bis die Schule aus ist und die Kinder wieder einsteigen.

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