Wegen der Digitalisierung CD-Bestand der Alfterer Bücherei schmilzt dahin

ALFTER · Die Digitalisierung erfordert von der Bücherei Sankt Matthäus Alfter ein ständiges Umdenken. Die Einrichtung modernisiert regelmäßig das Angebot. So haben Musik-CDs ihre Bedeutung verloren.

 Bücherei-Leiterin Franzis Steinhauer mit neuem digitalen Audiosystem für Kinder.

Bücherei-Leiterin Franzis Steinhauer mit neuem digitalen Audiosystem für Kinder.

Foto: Axel Vogel

Schallplatten und Kassetten sind Medien von gestern, aber auch weit verbreitete Datenträger wie CDs und DVDs können gegen diverse Streaming-Dienste kaum noch ankommen. So stellt man sich auch in der Öffentlichen Bücherei Sankt Matthäus Alfter eine Frage: Frisst die Digitalisierung in öffentlichen Einrichtungen den Medienbestand auf oder fördert der Wandel eine neue Lern- und Kommunikationskultur in solchen Begegnungsstätten?

Die Bücherei schmückt seit vielen Jahren ihre Regale neben Büchern, Magazinen und Brettspielen auch mit unterschiedlichen Musik-, Videospiel- und Filmdatenträgern. Dieser Bereich soll nun dezimiert werden. „Wir gehen da immer mit der Zeit und richten unseren Bestand so aus, dass unsere Besucher Zugang zu den neuesten Medien haben“, erzählt Diplom-Bibliothekarin Franzis Steinhauer, die mit 36 ehrenamtlichen Helfern in der Bücherei tätig ist.

Gestern CDs, heute Tonies

In ihrer 27-jährigen Tätigkeit als Leiterin der Öffentlichen Bücherei Sankt Matthäus Alfter hat sie schon so einige Medien kommen und gehen sehen. „Die Kassetten sind vor fünf Jahren komplett verschwunden. Und schon zwischen 2003 und 2004 löste die DVD alle Videokassetten ab“, erinnert sie sich. Nun geht es den CDs an den Kragen: „Wir reduzieren den Bestand der Musik-CDs aufgrund der mangelnden Nutzung auf die Hälfte. Im Bereich der Kinder-CDs behalten wir aber die aktuellsten und kaufen besonders beliebte CDs nach“, erklärt sie. „Die DVDs werden noch häufig ausgeliehen, da wir die neuesten Filme zeitnah beschaffen.“

Vor allem Kinder können sich bald auf eine besondere Neuanschaffung freuen: Die sogenannten Tonies. Tonies sind kleine Figuren, die, wenn man sie auf eine Lautsprecherbox stellt, Geschichten erklingen lassen und sogar individuell besprochen werden können. Demnächst soll es eine Box und knapp 40 Figürchen zum Ausleihen geben. Die Spenden, die für die aussortierten CDs anfallen, kommen diesem Projekt zugute.

Die Bilanz der Bücherei für 2017 sieht so aus: Sie kommt auf 1400 aktive Leser, es wurden 71.044 Bestandsmedien und 8540 Online-Medien entliehen. „Natürlich entsprechen diese Zahlen nicht unbedingt dem Aufkommen in der Bibliothek selbst, da auf einen Büchereiausweis manchmal alle Mitglieder einer fünfköpfigen Familie kommen. Wir haben auch viele Leser, die nicht angemeldet sind, aber täglich bei uns die Zeitung lesen“, erklärt Steinhauer. Demnach lag die Besucherzahl im vergangenen Jahr bei 40.000.

Digitalisierung begann schon 2002

Die Digitalisierung ist bei der Bücherei längst im Gange. „Im Jahr 2002 haben wir unser Ausleihsystem vollständig digitalisiert. Ein Jahr später ging unsere Homepage online. Die ersten DVDs wurden einsortiert. 2012 stellten wir unseren kompletten Bestand ins Netz und konnten somit den Online-Katalog 'Web-OPAC’ für die Leser zugänglich machen“, so Steinhauer. Und: „Zwei Jahre danach konnten endlich auch e-Books ausgeliehen und die Plattform der Onleihe genutzt werden.“ Onleihe ist ein virtuelles Download-Portal im Rhein-Sieg-Kreis. „Damit wir bestehen bleiben können, müssen wir uns austauschen und vernetzen. Wir wollen immer am Puls der Zeit sein“, erklärt die Leiterin.

Auch eine Verbindung mit anderen Bibliotheken konnte möglich gemacht werden. So dürfen seit 2016 alle angemeldeten Besucher der Katholischen Öffentlichen Bücherei Sankt Lambertus Witterschlick die Onleihe nutzen und mit ihrem Ausweis zusätzlich Medien aus der Bücherei Alfter ausleihen. „Ich träume davon“, sagte Steinhauer, „dass es einen Ausweis für ganz Alfter gibt“.

Darüber hinaus stehen in der Alfterer Bücherei technische Geräte für das papierlose Lesen zur Verfügung. Dort kann man mehrere e-Reader ausleihen. Außerdem werden Kurse angeboten, in denen Senioren und Internetmuffeln der Umgang mit solchen Tablets und Computern beigebracht wird. „Wir legen sehr viel Wert auf unsere Medien- und Informationskompetenzen und wollen, dass jeder, der sich informieren will, sich informieren kann“, betont Steinhauer. Es gehe darum, Möglichkeiten der Recherche aufzuzeigen.

Denn die Tücken der Informationsflut sind ihr bewusst. „Ich persönlich bin sehr offen für die Digitalisierung, sehe aber auch das Suchtpotenzial. Die Menschen werden mit ungefilterten Informationen überschüttet“, berichtet sie und rät zu „einem maßvollen Umgang“ damit.

Die Digitalisierung biete aber auch viele Vorteile: „Menschen mit Einschränkungen wie verminderter Sehkraft haben durch e-Books, bei denen man die Schriftgröße verändern kann, die Möglichkeit, sich zu informieren und wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.“

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