Fotoausstellung in Alfter Den Flüchtlingen ein Gesicht geben

ALFTER · Die Fotoausstellung "Welcome families & friends" des Alfterer Architekten und Künstlers Helmut Hergarten zeigt Familienporträts Geflüchteter.

 Diakon Martin Sander (l.) hatte die Idee, Helmut Hergartens Familienporträts Geflüchteter in allen Kirchen Alfters zu zeigen.

Diakon Martin Sander (l.) hatte die Idee, Helmut Hergartens Familienporträts Geflüchteter in allen Kirchen Alfters zu zeigen.

Foto: Stefan Hermes

Aufnahmen und zugehöriger Katalog erzählen die persönlichen Geschichten der Schutzsuchenden und sind noch bis 22. Januar in den insgesamt sechs katholischen Kirchen Alfters zu sehen.

Die Idee, Helmut Hergartens Fotoserie „2016 – Irgendwo in Deutschland“ über alle sechs Kirchen der Alfterer Pfarrgemeinde verteilt zu zeigen, entstand bereits bei der ersten Präsentation der Bilder im Rathaus von Alfter vor drei Monaten. Die Idee zu der Fotografieaktion an sich sogar bereits Anfang des vergangenen Jahres: Zu diesem Zeitpunkt war bei dem Alfterer Architekten und Künstler, der in seiner Biografie als Beruf „lebt mit Architektur, Photographie und Video“ angibt, der Wunsch herangereift, einige der kurz zuvor in Alfter angekommenen Asylsuchenden zu fotografieren.

Unterstützt von Flüchtlingshelfern und einer Arabisch sprechenden Dolmetscherin stellte Hergarten den Flüchtlingen daraufhin sein Projekt vor. „Ich war einfach nur neugierig auf die Lebensumstände“, fasst er seine Motivation zusammen. Der Anfang war zunächst schwer: Nach einem ersten mehrstündigen Besuch bei drei Flüchtlingsfamilien, die sich am Ende des Gesprächs schließlich allesamt doch nicht fotografieren lassen wollten, glaubte er sein Projekt schon gescheitert.

Die weiteren Gespräche verliefen dann jedoch derart erfolgreich, dass seine Ausstellung heute rund 45 Familienporträts umfasst. 36 davon sind aktuell in den sechs katholischen Kirchen der Alfterer Pfarrgemeinde zu sehen. „Das Projekt wird die verschiedenen Gemeinden Alfters miteinander verbinden“, ist sich Diakon Martin Sander sicher. Die Verbindung zwischen der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten und den aktuell in Deutschland Schutz suchenden Kriegsflüchtlingen ist für ihn naheliegend.

Der alljährlich am zweiten Sonntag im Januar stattfindende Krippentag bietet sich traditionell für ein Kennenlernen der Gotteshäuser von Alfter-Ort bis Witterschlick an. Hier werden in diesem Jahr neben den Krippen in jeder Kirche sechs großformatige Fotografien von Helmut Hergarten zu sehen sowie auch Postkarten mit allen entstandenen Porträts erhältlich sein.

Die in den Medien oft nur als „Flüchtlinge“ bezeichneten Menschen, die selten als Individuen, sondern meist nur als anonymer Teil einer übergroßen Anzahl von Menschen auf Booten, in Lagern oder vor Absperrungen gezeigt werden, bekommen auf ihnen plötzlich ein Gesicht. Ziel ist es, das Fremde über die individuelle Betrachtung zum Vertrauten werden zu lassen. Die Bilder sollen die Betrachter dazu verführen, sich an Geschichten zu erinnern, die aus den Medien bereits von Geflüchteten bekannt geworden sind.

Der Katalog zur Bilderserie erzählt weiterhin einige der persönlichen Geschichten der fotografierten Familien und Personen aus Albanien, Eritrea, Syrien, dem Irak und anderen Krisengebieten. Ihre Antworten auf zehn Fragen zeugen von schrecklichen Erlebnissen: von Krieg und Elend, Flucht und Schleusern. In ihrer dokumentarischen Form geben die Fotografien viel Raum für die Individualität der Abgebildeten. Die detailreichen, klaren Bilder besitzen eine hohe Authentizität.

Die Ausstellung ist unter dem Titel „Welcome families & friends“ bis Sonntag, 22. Januar, in den sechs katholischen Kirchen Alfters zu sehen, die am Krippensonntag, 8. Januar, von 12 bis 18 Uhr geöffnet sind.

Durchführende der Ausstellung ist die Pfarreiengemeinschaft Alfter mit Unterstützung von Asylkompass Alfter, der Aktion „Neue Nachbarn“ des Erzbistums Köln und der Alfterer Firma Obi.

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