Haus der Alfterer Geschichte Die Alfterer Vergangenheit erleben

ALFTER · Wer weiß heutzutage noch, wofür die Bauern im Vorgebirge einst einen Worfel benutzt haben oder wer "Düvels-Mattes" war. Es ist das große Anliegen von Ortsvorsteher Werner Jaroch, dass Alfterer Geschichte und Geschichten nicht in Vergessenheit geraten. Seit 2010 gibt es dafür auch einen Platz: das Haus der Alfterer Geschichte.

Mit dem Außengelände des Hauses der Alfterer Geschichte hat Werner Jaroch einiges vor.

Mit dem Außengelände des Hauses der Alfterer Geschichte hat Werner Jaroch einiges vor.

Foto: Wolfgang Henry

Alles begann mit einem zwanglosen Gespräch zwischen Jaroch und Pfarrer Rainald Ollig auf dem Pfarrfest 2008. Denn: Das ehemalige, 1938/39 erbaute, Jugendheim der Kirche, das zwischenzeitlich als Unterbringung für Asylanten diente, war verfügbar. Aus Zwanglosigkeit wurde schnell ernst. Im März 2009 wurde der Förderverein "Haus der Alfterer Geschichte" gegründet, dem Jaroch seitdem vorsteht. Ein Vertrag mit der Kirche wurde geschlossen, die Renovierungsarbeiten konnten beginnen.

"Wir haben alles in Eigenregie gemacht", sagt Jaroch. Wände wurden entfernt, Stromleitungen neugezogen, das Parkett abgeschliffen. Unterstützung habe es von Stiftungen und Unternehmen geben, fügt der ehemalige Berufsschulleiter hinzu.

Heute dient das Haus als Ort für Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals und natürlich als Ort für viele Exponate. So auch der korbförmige Worfel, der einst dazu diente, die Spreu vom Getreide zu trennen, wie Jaroch erläutert.

Natürlich kann er auch die Geschichte von "Düvels-Mattes", der eigentlich Matthias Reinarz hieß, erzählen: Dieses "Alfterer Original" habe in einer Hütte im Wald gelebt und sei täglich zum Markt nach Bonn gegangen, um Blümchen zu verkaufen - auch solche, die nicht mehr ganz frisch waren. Außerdem habe er keiner Bank vertraut und sein gesamtes Geld immer bei sich getragen, erläutert Jaroch. Ein Foto von "Düvels-Mattes" hängt im Eingangsbereich des Hauses.

Zu entdecken gibt es im Inneren noch viel mehr: Zum Beispiel ein altes Harmonium, ein Modell der "Alden Burch" aus dem 10. Jahrhundert, viele alte Alltagsgegenstände oder auch ein restaurierter Mammutzahn aus der Sammlung des Alfterer Heimatforschers Willy Patt. Arbeitsgruppen des Fördervereins beschäftigen sich überdies mit dem Friedensweg, der Judas-Thaddäus Kapelle oberhalb von Birrekoven und der Geschichte der Wasserversorgung in Alfter-Ort.

Viel haben die rund 90 Mitglieder des Fördervereins bereits für das Haus der Alfterer Geschichte getan. Werner Jaroch hat aber noch so einiges vor - zum Beispiel vor der Tür. "Im Außengelände soll eine Art 'Atrium' für Veranstaltungen entstehen. Ebenso das Modell einer Römervilla und Beete für alte Kulturpflanzen aus Alfter", sagt er. Auch auf das Jahr 2017, wenn Alfter seinen 950. Geburtstag feiert, blickt der Heimat-Historiker bereits. "Dann möchte ich gerne die Alfterer Geschichte soweit es geht von null bis 2017 abgebildet haben."

Weitere Informationen und eine Veranstaltungsübersicht gibt es auf: www.hdag.info.

Alfterer Wörterbuch

In den Alfterer Nachschlagwerken dokumentiert Werner Jaroch Redewendungen, Straßennamen und viele andere Ausdrücke des Alfterer Platt. Mehr als 3000 Einträge hat er zusammengetragen. Zu finden sind sie im Internet auf www.hdag.info. Mit dem Mitmachwörterbuch will Jaroch möglichst eine vollständige Bestandaufnahme des umgangssprachlichen Wortschatzes erreichen und so die Alltagssprache wiederbeleben.

"Eine Sprache, die hier noch benutzt wird, die aber keiner mehr vollständig kennt", wie er im Vorwort des Nachschlagewerks schreibt. Wer Wörter ergänzen oder Ausdrücke korrigieren möchte, kann sich an Jaroch wenden. Kontakt: 0 22 22/26 06 sowie per Mail an wjaroch@aol.com.

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