Zuwanderung in Bornheim "Die Augen nicht abwenden"

BORNHEIM · "Buntes Bornheim gegen Rechts": Unter diesem Motto hatte die SPD in die Europaschule geladen, um über die Situation von Flüchtlingen in der Stadt und rechtes Gedankengut zu informieren.

 Auf dem Podium: (links) Markus Schnapka, Sebastian Hartmann, Loubna Aharchi, Patrick Fels und Uta Kleinekathöfer.

Auf dem Podium: (links) Markus Schnapka, Sebastian Hartmann, Loubna Aharchi, Patrick Fels und Uta Kleinekathöfer.

Foto: Christoph Meurer

Und das nicht grundlos. Wie berichtet, hatten die vom NRW-Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Partei ProNRW und die sogenannte "Identitäre Bewegung" (IB) versucht, gegen Flüchtlinge und Ausländer in der Stadt Stimmung zu machen. Von "rechten Rattenfängern" sprach die Bornheimer SPD-Vorsitzende Ute Kleinekathöfer in ihrer Begrüßung.

Bevor die Referenten sprachen, gehörte die Bühne Siebtklässlern der Heinrich-Böll-Sekundarschule. Die Jungen und Mädchen erzählten die Geschichte von der Maus und der Schildkröte. Diese überschütten sich zunächst mit Vorurteilen, werden dann aber neugierig aufeinander, lernen sich kennen, bauen ihre Vorurteile ab und werden Freunde. Im Anschluss berichtete Bornheims Sozialdezernent Markus Schnapka den nur rund 40 Anwesenden vom jüngst beschlossenen Konzept "Flüchtlingsarbeit in Bornheim" (der GA berichtete) und der wachsenden Zahl an Flüchtlingen. Gab es im Jahr 2011 38 Flüchtlinge in Bornheim, sind es aktuell 130. Vorsichtige Prognosen gehen von 160 bis 200 im kommenden Jahr aus.

Sodann hatte Loubna Aharchi das Wort. Als sich die SPD-Ratsfrau im Internet gegen Fremdenhass wehrte, wurde sie aus dem rechten Spektrum bedroht . Seitdem beschäftige sie sich mit der rechten Szene und recherchiere im Internet dazu, sagte sie. So gebe es etwa einen Zusammenhang zwischen IB und ProNRW.

Patrick Fels von der Info- und Bildungsstätte gegen Rechtsextremismus im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln pflichtete Aharchi bei. Es gebe eine Verschränkung zwischen den beiden Gruppen, sagte Fels, zuständig für die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Köln. Allgemein unterscheide man zwischen Rechtspopulismus und Neonazismus, wobei es aber Überschneidungen gebe.

Die sogenannten Pro-Parteien verortete Fels bei den Rechtspopulisten. Diese würden nie von sich sagen, dass sie rechts seien, aber in den meisten Fällen sei es so, sagte Fels weiter. Die Identitäre Bewegung - ein laut Fels junges Phänomen - siedele er im Bereich von ProNRW an.

Neben dem Thema Islam habe sich ProNRW dem Asyl angenommen, so Fels weiter. Generell werde mit einfachen Argumenten gearbeitet. So werde etwa kein Unterschied zwischen Islam und radikalem Islamismus gemacht. Letztlich liege dem ein "rassistischer Kern" zugrunde, so Fels. Laut Aharchi zeichnet sich Bornheim durch Toleranz aus. Es sei ein großes Glück, dass es die Bornheimer Erklärung gebe, um Flüchtlingen beizustehen und Fremdenhass entgegenzuwirken.

Man müsse aber weiter auf rechtes Gedankengut achten und "die Augen nicht abwenden", so Ahrachi. Die Erklärung sei ein richtiger Ansatz, meinte Fels. "Worte alleine bringen aber nichts", sagte Sebastian Hartmann, SPD-Bundestagsmitglied aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Daher dürften die Kommunen bei der Betreuung von Flüchtlingen finanziell nicht alleine gelassen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort