Jecken in Bornheim und Alfter Die Frauen schwingen das Zepter

ALFTER/Bornheim · Die Jecken sind los: Im Vorgebirge haben die Karnevalisten am Wochenende viel gefeiert - in Witterschlick gab es mit 66 Jahren KG Alpenrose sogar ein närrisches Jubiläum. In Merten und Roisdorf standen die Proklamationen der Regentinnen an.

 Bei der Jubiläumssitzung der KG Alpenrose in Witterschlick hatte auch die Volmershovener Prinzessin Anja I. (am Mikrofon) einen großen Auftritt. Mit dabei ist auch das Alfterer Prinzenpaar Alfreda Ingrid I. und Prinz Dirk I.

Bei der Jubiläumssitzung der KG Alpenrose in Witterschlick hatte auch die Volmershovener Prinzessin Anja I. (am Mikrofon) einen großen Auftritt. Mit dabei ist auch das Alfterer Prinzenpaar Alfreda Ingrid I. und Prinz Dirk I.

Foto: Axel Vogel

ALFTER-WITTERSCHLICK

Sechs mal elf Jahre alt ist die KG "Grün-Weiß Alpenrose" 1948 Witterschlick - für die rund 250 närrischen Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Grund genug, den Geburtstag mit einer großen Jubiläums-Kostümsitzung zu feiern. Und jede Menge Häschen, Seeräuber, Clowns und Indianer feierten im bunt geschmückten Saal kräftig mit. Denn der war entsprechend dem Motto der Session 2014/15 "Ejaal op Roulette oder Black Jack, seit 66. Johr is de Alpenrose jeck" bunt geschmückt. Passend zum Leitmotiv hatte die KG die Witterschlicker Turnhalle in der Buschhovener Straße in ein Spielcasino verwandelt, von der Decke hingen Spielkarten in den Farben Rot und Schwarz. Zufrieden zeigte sich KG Präsident Thorsten Sterl, dass die Sitzung, durch die Hildegard Krämer mit Witz und Charme führte, ausverkauft war.

Das Programm konnte sich sehen lassen. Schon der Comedy-Start mit Joachim Jung (das Deutsche Künstlermagazin wählte ihn 2012, 2013 und 2014 zum Künstler des Jahres) und seine Verkörperung der lautstark schrillen Lieselotte Lotterlappen, die in jedes Fettnäpfchen tritt und sich über Jeden und Alles ihr eigenes Urteil bildet, brachte die Narren zum Lachen. Auch die Koblenzer Dirk Zimmer und Markus Kirschbaum sorgten als Rednerduo "Willi und Ernst" für Furore. Als musikalische Highlights heizten die Kölner Mundartmusiker "Die Cöllner" und die Domstadt-Kultband "De Boore" den Jecken kräftig ein. Aber auch Solo-Trompeter Lutz Kniep mit seiner Laser-Trompeten-Show und die Streetdancer Antweiler begeisterten die Jecken in Alfter. "Wir sind froh, dass wir solche Größen zu unserer Jubiläumssitzung bekommen konnten", sagte denn auch Sterl. Denn seine KG hat außer den Kinder- und Jugendgarden "keine eigenen Kräfte". Großen Applaus erhielten die ersten und zweiten Jugendgarden bei ihren Garde- und Showtänzen.

Als Gäste bei der Sitzung dabei waren neben Witterschlicks Tollität Martina I. (Alef), die bei ihrem Einzug vom Tambourscorps rot-weiß Duisdorf begleitet wurde, auch die Prinzessin von Volmershoven-Heidgen Anja I. (Frenkel) und die KV Tonmöhne aus Witterschlick sowie das Damenkomitee "Herzblättchen" aus Volmershoven-Heidgen.

BORNHEIM-MERTEN

Clowns, Indianer, Seeleute, bayrische "Seppl", Uniformen aller Art - die Jecken beherrschten am Samstagabend auch das rappelvolle Festzelt am Heinrich-Böll-Platz in Merten. Kein Narr des Bornheimer Stadtteils wollte die Proklamation von Karnevalsregentin Nina I. (Trost) verpassen. Mit der gebürtigen Kölnerin, die seit ihrem fünften Lebensjahr in Merten lebt, regiert das närrische Volk nämlich zum ersten Mal eine Prinzessin. "Nicht Dreigestirn, nicht Prinzenpaar, eine Prinzessin regiert die Narrenschar", lautet denn auch das Sessionsmotto der 34-Jährigen, die vom Mertener Spielmannszug "Vorgebirgsperle" gestellt wird. Für die Bürokauffrau erfüllt sich ein langgehegter Traum. "Als ich 2012 zum Gefolge des Dreigestirns gehörte, hat mir das so viel Spaß gemacht, das ich selber Mertener Prinzessin werden wollte", erzählte Nina I.

Was in den tollen Tagen in ihrem Stadtteil Gesetz sein wird, machte die Prinzessin nach ihrer Proklamation deutlich. Sie erwartet nicht nur, dass ihre närrischen Untertanen sie in bunten Kostümen stets "erfreuen sollen". Darüber hinaus erwartet sie auch, dass die Jecken an die denken, "die nicht mehr so können. Bückt euch auch mal für eine Kamelle für die aal Frau Schmitz". Und natürlich werde "die Polizeistunde an den tollen Tagen aufgehoben", so Nina in ihren elf Geboten, eine Forderung, bei der Bürgermeister Wolfgang Henseler und Ortsvorsteher Hans Gerd Feldenkirchen nun schmunzeln konnten

Die Dorfgemeinschaft Merten um den ersten Vorsitzenden Josef Breuer hatte ein einfallsreiches Programm auf die Beine gestellt. So begeisterten nicht nur die "Poppelsdorfer Schloss-Madämchen und Schloss-Junker" und "Strunz & Büggel", sondern auch das Kendenicher Männerballett, "Die Cöllner", "De Vajabunde" und Olaf Henning. Vor allem bei Ohrwürmern wie "Oh wie bist du schön, so was hast du lange nicht gesehen" wurde kräftig mitgesungen und mitgeklatscht.

BORNHEIM-ROISDORF

Bis Anfang September des vergangenen Jahres hatte die Suche nach einer Nachfolgerin für Roisdorfs 40. Karnevalsprinzessin Karin II. (Hamacher) gedauert. "Doch wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo eine Prinzessin her", reimte Roisdorfs Ortsausschussvorsitzender Wolfgang Mertgen, nachdem Melanie Würzer-Knauf mit ihrem großen Gefolge bei der Prunksitzung der Kolpingfamilie Roisdorf ins Festzelt auf dem Dorfplatz einmarschiert war. Bevor aus der 36-jährigen zweifachen Mutter Melanie I. wurde, verabschiedete sich ihre Vorgängerin schweren Herzens aus dem Amt. "Der Abschied fällt nicht leicht, ich wäre gern geblieben", erklärte Hamacher ergriffen, als Krone und Zepter die Besitzerin wechselten.

Traditionell stimmte Diakon Adi Halbach zur Proklamation der neuen Prinzessin ein Lied an, in dem er in Reimform den karnevalistischen Werdegang Karin Würzer-Knaufs zusammenfasste. Von Kindheit an gehörte der Karneval zum Leben der gebürtigen Dransdorferin, die bereits Erfahrung als Prinzessin vorweisen kann: Im Jahr 2001 führte sie Dransdorfs Jecken an, um anschließend vier Jahre lang Vizepräsidentin der Großen Dransdorfer Karnevalsgesellschaft (GDKG) zu werden. "Sie sind mit Abstand der coolste Diakon, den ich kenne", bedankte sich Melanie I. für das gelungene Ständchen und verkündete ihr Sessionsmotto: "Roisdorfer Jecke sin mer all, mer draje im Hätze de Karneval". Mit ihrem Gefolge in Rot-Weiß hatte sie zur Überraschung der 390 Besucher im Festzelt gar eine Tanzchoreographie einstudiert, die mit begeisterten "Zugabe"-Rufen quittiert wurde. Nachdem auch Roisdorfs Ortsvorsteherin Gabriele Kretschmer ihre Glückwünsche überbracht hatte, machten die Ex-Prinzessinnen dem neuen närrischen Oberhaupt ihre Aufwartung. Für das abwechslungsreiche Programm des Abends, durch das Sitzungspräsident Hans Hamacher führte, zeichnete sich Literat Werner Schmitz verantwortlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort