Solidarische Landwirtschaft in Alfter Drei junge Menschen wollen Lebensmitteln einen Wert geben

Alfter · Mit Obst und Gemüse aus regionalem Anbau und nachhaltigem Handeln wollen Laura Schultheis, David Witt und Florian Hurtig 30 Hausgemeinschaften in Oedekoven, Gielsdorf und Alfter versorgen.

 Auf einer 3000 Quadratmeter großen Fläche auf dem Lessenicher Feld wollen Florian Hurtig (l.) und David Witt Solidarische Landwirtschaft betreiben. Laura Schultheis ist für selbstgebackenes Brot zuständig.

Auf einer 3000 Quadratmeter großen Fläche auf dem Lessenicher Feld wollen Florian Hurtig (l.) und David Witt Solidarische Landwirtschaft betreiben. Laura Schultheis ist für selbstgebackenes Brot zuständig.

Foto: Elena Sebening

Obst und Gemüse aus regionalem Anbau, Einblick in die landwirtschaftliche Arbeit und nachhaltiges Handeln – all das möchte die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) vereinen. Laura Schultheis, David Witt und Florian Hurtig möchten eine Solawi für Oedekoven, Gielsdorf und Alfter etablieren. Für etwa 30 Hausgemeinschaften soll es dann möglich sein, wöchentlich Gemüse und Obst sowie selbstgebackenes Brot zu beziehen und Teil einer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft zu sein (siehe „Konzept“).

Eine Kiste reicht für drei bis fünf Personen. Im ersten Jahr wird ein Vertrag aufgesetzt, der die potenziellen Kunden für eine Saison bindet, eine sogenannte Abnahmegarantie. Angebaut wird auf einer rund 3000 Quadratmeter großen Fläche auf dem Lessenicher Feld. Die ersten Gewächse stehen bereits. In der Garage vor ihrem Haus planen die drei die Lagerung der Lebensmittel und, wenn alles läuft wie geplant, auch einen größeren Ofen zum Backen. Die Corona-Krise hat das Projekt bisher nicht negativ beeinflusst.

David Witt hat in Göttingen Ökosystemmanagement studiert. „Das Thema beschäftigt mich schon seit Jahren“, sagt der 28-Jährige. Florian Hurtig ist gelernter Obstbaumpfleger und mit einer mobilen Mosterei in der Region unterwegs. Außerdem betreut er Streuobstwiesen im Vorgebirge. Laura Schultheis backt leidenschaftlich gerne Brot. „Ich arbeite viel mit Sauerteig und Nüssen, das sind sehr ursprüngliche Brote“, sagt die 20-Jährige. Zu den ersten Informationstreffen im Februar kamen viele Leute aus ihrer direkten Nachbarschaft.  „Das war genau das, was wir uns vorgestellt hatten“, berichtet Witt. „Alle waren sehr interessiert und auch motiviert.“

Die Leute sollen besonders stark für den Aufbau der Solawi eingebunden werden. „Es soll eine starke Gemeinschaft entstehen“, erklärt Witt. „So bekommen wir einen harten Kern, der dahintersteht“, ergänzt Hurtig. Und alle drei sind sich einig, dass es nicht um das Finanzielle gehe. Denn: „Auf diesem Weg verlieren die Lebensmittel ihren Preis und erhalten ihren Wert zurück“, sagt Witt.

Es ginge um eine Relokalisierung des Ernährungssystems. Dabei möchten die Gründer nachhaltige Landwirtschaft betreiben und wachsendes Bewusstsein schärfen. „Es läuft sehr viel verkehrt in unserem aktuellen Nahrungssystem. Weite Wege werden zurückgelegt, es gibt fast nur noch Monokulturen, dabei können wir vor Ort auch einiges selbst anbauen“, sagt Witt.

Genau diese lokale Verknüpfung wollten sie erreichen. „Auf diesem Weg sehen die Leute wieder, wo ihr Essen herkommt und können immer in Kontakt mit uns stehen.“ Dadurch entstehe auch wieder eine ganze andere Art der Wertschätzung für Lebensmittel. „Uns geht es um eine Form der Landwirtschaft, die langfristig denkt“, erläutert Hurtig.

Für die Bestellung des Feldes wolle man keinen Traktor einsetzen. Auch Pestizide und Kunstdünger sollen nicht verwendet werden. Die Arbeitseinsätze sollen, sobald es wieder möglich ist, eventmäßig koordiniert werden. Dadurch dass alle Unterstützer mithelfen, käme das Gemüse vom Acker fast direkt auf die Teller. „Niemand muss hier Akkordarbeit auf dem Feld leisten. Es soll auch Spaß machen“, betont Hurtig. Die generationenübergreifende Arbeit ist dem Trio dabei wichtig. Zu den Treffen Anfang des Jahres kamen Menschen zwischen 30 und 60 Jahren. „Für mich ist Solawi der einzige Weg, wie wir uns von herrschenden Marktzwängen befreien können“, fasst Witt zusammen. Mit Crowdfunding wollen die Drei im nächsten Schritt ein Gewächshaus, eine Bewässerungsanlage und eine Kühlanlage finanzieren.

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