Der Alfterer Klaus Trenkle hat eine Dokumentation über historische Bodenfunde in Witterschlick herausgebracht Ein Stück regionale und örtliche Geschichte

ALFTER-WITTERSCHLICK · In 30 Jahren Gartenarbeit auf seinem Grundstück in Witterschlick hat Klaus Trenkle bereits mehrere Kilo Keramikscherben aus verschiedenen Jahrhunderten entdeckt. Und wie sieht es sonst so mit Bodenfunden aus der Vor- und Frühgeschichte in Witterschlick aus?

 Detailwissen aufbereiten und dokumentieren, damit es nicht verloren geht: Das will Klaus Trenkle.

Detailwissen aufbereiten und dokumentieren, damit es nicht verloren geht: Das will Klaus Trenkle.

Foto: Roland Kohls

Das hat dem 74-jährigen Pensionär keine Ruhe gelassen, seit er im Sommer einen Bericht im General-Anzeiger über Fundstücke bei einer archäologischen Sicherung gelesen hat. Sie fand auf Anordnung des Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland auf dem Erweiterungsgelände der Quarzwerke Witterschlick an der Schmalen Allee statt.

Trenkles ortshistorischer Ehrgeiz war wieder einmal geweckt. Ergebnis ist nun eine umfangreiche Dokumentation mit einem Schwerpunkt auf Witterschlick und Volmershoven-Heidgen. Die Materialsammlung listet die Bodenfunde auf und bietet einen Einblick in die darüber existierende Literatur. Das Heft enthält auch Fotos von Exponaten der Sammlung, die Heinrich Arenz, Alfters Bürgermeister von 1969 bis 1989, einst angelegt hat. Arenz war ein umtriebiger Hobbyarchäologe und brachte es auf rund 200 Fundstücke. Eine Auswahl ist dauerhaft in der Römervitrine im Oedekovener Rathaus untergebracht und dort zu sehen. Darüber hinaus hat Trenkle in seiner neuen Publikation Informationen über die römische Wasserversorgung für das Legionslager in Bonn und die Straßen und Wege der Römer in Witterschlick zusammengetragen. Die Dokumentation befasst sich mit Aspekten der regionalen und örtlichen Geschichte, aus der keine speziellen schriftlichen Zeugnisse vorliegen. Die älteste Urkunde über die Existenz von Witterschlick und seiner Kirche datiert aus dem Jahr 965 n. Chr.

"Ohne Zweifel haben sich aber lange vor diesem Zeitpunkt Menschen in der Gegend aufgehalten, haben hier gesiedelt und gewohnt", weiß Trenkle. "Selbstverständlich haben sie Spuren hinterlassen, die durch Bodenfunde dokumentiert sind." Die Zeitspanne von Trenkles Nachforschungen zu diesem Thema erstreckt sich von der Altsteinzeit, also von etwa 40 000 v. Chr., bis ins hohe Mittelalter um 1200 n. Chr. Die aufgeführten Funde wurden in den wenigsten Fällen bei gezielten archäologischen Grabungen entdeckt. Meist handelte es sich um Zufallsfunde oder Ergebnisse von Beobachtungen bei Aushubarbeiten oder sonstigen Grabungen.

Die Palette ist beachtlich: Altsteinzeitliche Jäger haben in Oedekoven einen Schaber hinterlassen, aus der Jungsteinzeit (im Rheinland etwa 5600 bis 2000 v. Chr.) wurden im Raum Witterschlick unter anderem Feuersteinbeile und Mahlsteinfragmente entdeckt. Es sind Hinweise für eine erste Besiedlung durch frühe Viehzüchter und Ackerbauern. Am Rhein haben die Römer (etwa 50 v. Chr. bis 320 n. Chr.) umfangreiche Spuren hinterlassen. Besonders der Tonabbau, der um die Jahrhundertwende in Witterschlick und Volmershoven-Heidgen seinen Aufschwung nahm, förderte zahlreiche Römerrelikte zutage. So fand man zum Beispiel 1907 in einer Tongrube Urnengräber, die außer den Knochen noch einige Bronzeschmucksachen enthielten. Diese Gräber zwischen Witterschlick und Heidgen waren um einen Leichenbrandplatz angeordnet, was an den starken Kohle- und Ascheschichten erkennbar war. Etliche weitere Gräber wurden in der Region gefunden, aber auch jede Menge römische Dachziegel und Keramikscherben.

Die Funde befinden sich teils in Privatbesitz, teils in der Obhut des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Außergewöhnliche Funde hatte es bei der archäologischen Sicherung auf dem Gelände der Quarzwerke Witterschlick nicht gegeben. Lediglich Überreste von Hufeisen fielen etwas aus der Reihe, weil diese von den Römern wenig genutzt wurden. Über das Vorkommen der Beschläge berichtete Ende des 19. Jahrhunderts bereits der Bonner Heimatkundler Eberhard von Claer. Am "Flerzheimer Blech", ungefähr anderthalb Kilometer oberhalb von Witterschlick, in der Nähe von Volmershoven und der heutigen "Wilden Straße", wurden beim Ackern zuweilen kleine Hufeisen zutage gefördert.

"Man findet sie öfter, mitunter haufenweise an Römerwegen", schrieb Claer auf. "In allen Fundberichten wird die für Pferde allzu kleine, höchstens für Maultiere passende Form dieser Hufeisen betont; nur in einem einzigen Falle fanden sich grosse, merkwürdiger Weise, aber übermässig grosse Exemplare in geringer Zahl unter einer Menge kleinerer zu Daun bei den Fundamentanlagen eines Hauses an der Staatsstrasse vor."

Die Dokumentation

Das rund 246 Seiten starke Heft "Bodenfunde in Witterschlick - eine Materialsammlung mit Hinweisen auf die regionale und örtliche Vor- und Frühgeschichte" von Klaus Trenkle ist der 19. Band seiner im Eigenverlag herausgegebenen Reihe "Beiträge zur Geschichte von Witterschlick". Es ist bei ihm zum Selbstkostenpreis von 20 Euro erhältlich, Tel. 02 28/64 23 53. Seit seinem Ruhestand im Jahr 2003 hat sich der promovierte Naturwissenschaftler, der seit 1971 in Alfter lebt, mit verschiedenen Aspekten der Ortsgeschichte befasst: mit Kleindenkmälern und Urkunden, mit Ortsbezeichnungen und Kirchbauten, mit dem Karneval und dem Totengedenken. Trenkle ist es wichtig, Detailwissen aufzubereiten und zu dokumentieren, damit es nicht verloren geht.

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