Rewe-Märkte in Rheinbach, Heimerzheim und Alfter Einkaufen ohne Plastiktüten

ALFTER · Die Rewe-Märkte in Rheinbach, Heimerzheim und Alfter verzichten auf Kunststofftaschen. Stattdessen setzten die Geschäfte auf die Mehrfachverwendung von Papiertaschen, Einkaufskartons und Tragetaschen aus recyceltem Material.

 Wer immer eine eigene Tasche oder Mehrwegtüte zum Einkauf mitnimmt, übernimmt Verantwortung für die Umwelt.

Wer immer eine eigene Tasche oder Mehrwegtüte zum Einkauf mitnimmt, übernimmt Verantwortung für die Umwelt.

Foto: picture alliance / dpa

"Normalerweise habe ich einen Jute-Beutel dabei“, antwortet Sophie Neumann (23) aus Alfter, während sie gerade ihren Lebensmitteleinkauf in eine Plastiktüte packt auf die Frage, ob sie bei jedem Einkauf im Supermarkt eine neue Tragetasche aus Plastik kauft. „Im Jahr haben wir etwa 120 000 Tragetaschen aus Plastik verkauft“, überrascht Ralf Grathwohl, der Leiter des Rewe-Centers in Oedekoven mit der erschreckend hohen Anzahl von Tüten, die in nicht allzu ferner Zukunft zum unverrottbaren Plastikmüll zählen werden. So präsentiert er zufrieden mit den Ortsvorsteherinnen von Oedekoven und Impekoven, Brigitte Schächter und Ilse Niemeyer, die letzte Plastiktüte, die sein Center am Ziegelweg verlässt.

Damit gehört der Markt in Oedekoven zu den etwa 3000 Geschäften der Kölner Rewe-Gruppe, die alleine in Deutschland pro Jahr 140 Millionen Plastiktüten an ihre Kunden verkauft haben. Nun hat der zweitgrößte Lebensmittelhändler in Deutschland entschieden, flächendeckend auf den Verkauf von Plastiktüten zu verzichten und setzt stattdessen auf die Mehrfachverwendung von Papiertaschen, Einkaufskartons und Tragetaschen aus recyceltem Material, die bei Rewe nun auch als „Permanenttragetaschen“ bezeichnet werden.

Obwohl hiermit eine Aufforderung zur „permanenten“, also wiederholten Nutzung gemeint ist, wird mit der Namensgebung auch zum ersten Mal deutlich, dass die Plastiktaschen der Umwelt „permanent“, nämlich etwa 350 bis 400 Jahre bis zur völligen Zersetzung, erhalten bleiben. Leider sind vom Plastikverzicht des Einzelhandels bis heute die dünnen Tütchen für Obst und Gemüse ausgeschlossen, obwohl diese besonders oft in der Natur landen, weil sie schnell zerreißen und oft nur fahrlässig entsorgt werden.

„Ich habe schon seit Jahren immer meinen kleinen Faltbeutel dabei“, berichtet Brigitte Schächter. Sie hat noch im vergangenen Jahr bei einer Reinigungsaktion in Oedekoven erlebt, wie viel Plastikmüll sich in ihrer Gemeinde einsammeln lässt – selbst aus den Bäumen mussten die freiwilligen Helfer die Tüten holen. Auch in der von ihr mitbetriebenen Kleiderstube gibt es seit Längerem keine Tüten aus Plastik mehr.

Auch für Renate Hesse (69), die ihre Einkäufe in dem neuen Oedekovener Drogeriemarkt in einem mitgebrachten Stoffbeutel verpackt, ist der Verzicht auf Plastiktüten eine Selbstverständlichkeit. „Nur bei Textilien mache ich schon mal eine Ausnahme“, sagt sie und begründet es einerseits mit der Größe eines neu erworbenen Kleidungsstücks und sieht andererseits aber auch hygienische Gründe als ein Argument für die ausnahmsweise Nutzung großer Plastiktaschen.

„Für uns ist die letzte Tüte, die hier über das Kassenband läuft, ein wichtiges Signal für mehr verantwortungsvollen und nachhaltigen Konsum in unserer Gemeinde“, resümierte Ilse Niemeyer und bezeichnete „den Ausstieg aus der Plastiktragetasche“ als einen „Einstieg in eine neue Ära des Konsums“. Auch wenn sich die Umweltverbände hinsichtlich der Ökobilanz von Papier- und Plastiktüten noch uneins sind und die Mehrfachnutzung von Plastiktüten favorisieren, kann die Debatte um die Vor- und Nachteile für den bewussten Umgang mit unserer Umwelt nur förderlich sein.

Bernd Esser, Leiter des Rewe-Marktes in Rheinbach, hat von den Kunden bisher nur positive Resonanzen auf den Plastikverzicht bekommen. „Die Kunden nehmen auch gerne die Pappkartons, die kann man ja häufiger benutzen.“

Daniel Dugandzic, Chef des Rewe-Marktes in Heimerzheim, hat früher etwa 750 Plastiktüten in der Woche verkauft, jetzt sind es etwa 550 Papiertüten wöchentlich, hinzu kommen die Jute-Taschen und die Pappkartons. Auch er hat nur Positives von den Kunden gehört. „Die Kunden finden das klasse“, sagt er. Mit dem Verzicht auf Plastiktüten sind die Rewe-Märkte nicht alleine. Die Auswahl an Alternativen zum Plastik hat der Kunde auch bei den Discountern Aldi und Lidl, sowie bei den Edeka-Märkten in der Region, die allerdings allesamt nicht auf die Plastiktüten verzichten wollen. „Wir lassen unseren Kunden die Wahl zwischen Papiertüten, Kartons, Plastiktüten und Permanenttaschen, doch die meisten unserer Kunden ziehen die Plastiktüte einer Alternative vor“, wundert sich auch Markus Breuer, der in seinem Walberberger Edeka-Markt Plastiktüten zu zehn und 20 Cent anbietet über die Tatsache, dass der Plastiktüte der Vorzug gegeben wird, obwohl die daneben liegende Papiertüte zum gleichen Preis angeboten wird.

Der Naturschutzbund Deutschland und die meisten Umweltverbände sind sich einig, dass es trotz vieler Fragezeichen zum Thema Plastiktüte oder Jute-Beutel zu einer schnellen Senkung des Plastiktütenverbrauchs kommen muss.

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