Zu wenige Anmeldungen Eltern lassen Gesamtschule in Alfter scheitern

Alfter/Rheinbach · Die Entscheidung ist gefallen: Alfter bekommt keinen Teilstandort der Gesamtschule Rheinbach. Grund dafür sind zu wenige Anmeldungen.

Sekt muss Wilhelm Windhuis nun nicht mehr kaufen. In der Sitzung des Alfterer Gemeinderats Ende September 2018 hatte der Sprecher der Grünen-Ratsfraktion gesagt, dass er sich freue, mit einem Glas Sekt die Gesamtschuldependance in Alfter zu eröffnen. Daraus wird nun nichts. In Alfter wird keine Zweigstelle der Rheinbacher Gesamtschule eingerichtet. Wie die Alfterer Gemeindeverwaltung und die Stadt Rheinbach am Mittwoch mitteilten, seien bis Dienstag nicht die dafür erforderlichen 75 Anmeldungen eingegangen. Nur 54 Eltern hätten ihr Kind für die Dependance vorgemerkt, hieß es weiter. Dabei war das vorgezogene Anmeldeverfahren für die Gesamtschule eigens bis Dienstag verlängert worden. Eigentlich hätte bereits am vergangenen Freitag damit Schluss sein sollen.

75 Anmeldungen aus Alfter und Rheinbach waren allerdings die Voraussetzung für die Genehmigung der dreizügigen Zweigstelle durch die Bezirksregierung Köln. Geplant war, dass die Dependance im ehemaligen Gebäude der Hauptschule in Oedekoven unterkommt – allerdings nur bis zur zehnten Klasse. Für die Oberstufe hätten die Jugendlichen dann nach Rheinbach fahren müssen.

„Man muss die Entscheidung der Eltern akzeptieren“, teilten die Rheinbacher Gesamtschulleiterin Elke Dietrich-Rein sowie die Bürgermeister von Alfter und Rheinbach, Rolf Schumacher und Stefan Raetz, in einer gemeinsamen Erklärung am Mittwoch mit. Es sei immer schwer, ein neues Schulangebot aus der Taufe zu heben, auch wenn die Zahlen der potenziellen Schülerinnen und Schüler durchaus auf eine erfolgreiche Errichtung des Teilstandortes hingewiesen hätten.

Für die Gemeinde Alfter war es nicht der erste Versuch, eine Gesamtschule einzurichten. Im Jahr 2012 war es indes nicht gelungen, eine solche Einrichtung alleine zu stemmen. Damals wären 100 Anmeldungen aus Alfter notwendig gewesen, am Ende waren es nur 89. Auch Eltern hatten sich seit 2007 für eine Gesamtschule engagiert. Nach der Gründung der Rheinbacher Gesamtschule kamen die Verantwortlichen überein, die Schaffung einer Dependance der Schule in Alfter anzugehen.

In der Alfterer Politik gibt es ein großes parteiübergreifendes Bekenntnis zur Gesamtschulzweigstelle. Lediglich die UWG hatte sich bei jeder möglichen Gelegenheit gegen das Projekt ausgesprochen. Vor allem argumentierte die Wählergemeinschaft mit den aus ihrer Sicht zu hohen Kosten für die Gemeinde für einen Schulstandort, der nicht bis zum Abitur besucht werden könnte. In der Tat hatte es im vergangenen Dezember diesbezüglich eine böse Überraschung gegeben. Damals war bekannt geworden, dass die Sanierung und Erweiterung des ehemaligen Hauptschulgebäudes in Oedekoven für die Dependance deutlich teurer sein würde, als bislang geplant war. War zuvor von rund elf Millionen die Rede, waren die Kosten nach der Begutachtung durch einen externen Fachplaner auf rund 24 Millionen Euro korrigiert worden. Rund zwölf Millionen Euro hat die Gemeindeverwaltung im jetzt vorgelegten Entwurf für den Doppelhaushalt 2019/2020 für den Bau der Schule sowie 1,5 Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt, weitere Millionen Euro sollten in den darauffolgenden Jahren investiert werden.

Nach dem Aus bleiben viele Fragen

Mit dem Aus für die Gesamtschule ergeben sich viele Fragen. Schließlich sind besagte Gelder für das alte Hauptschulgebäude im Haushalt vorgesehen. Ebenso war geplant, dass der Offene Ganztag (OGS) der Oedekovener Grundschule in ein paar Jahren einen Neubau erhält, damit es Platz für die wachsende Dependance gegeben hätte. Auch die Kleiderstube der Frauen Union sollte aus Platzgründen eigentlich raus. Deren Umzug vom alten Hauptschulgebäude ins ehemalige Feuerwehrgerätehaus ist sogar bereits auf Ende Februar terminiert. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, was nun mit dem Gebäude passiert, in das die Zweigstelle eigentlich einziehen sollte. Auf Anfrage dazu teilte Alfters Gemeindesprecherin Maryla Günther mit, dass das weitere Vorgehen nun in den zuständigen Ausschüssen und im Rat beraten werde. „So werden auch die Beratungen zum Entwurf des Haushaltes 2019/2020 den aktuellen Sachstand aufgreifen“, so Günther weiter. Wie im Vorfeld angekündigt, würden die OGS und die ebenso dort befindliche Kita im Gebäude verbleiben, führte Günther aus. Alles andere müsse nun beraten werden.

„Aufgabe von Rat und Verwaltung war es, alle Voraussetzungen zu schaffen, dass der Elternwille über die Errichtung unserer Gesamtschule entscheidet. Und nun gilt es für alle Beteiligten, den Elternwillen zu respektieren“, teilte Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher in der am Mittwoch veröffentlichten Presseerklärung mit.

Für Mädchen und Jungen aus dem Alfterer Gemeindegebiet bedeutet dies nun, dass sie eine Schule in einer Nachbarkommune besuchen werden, also etwa in Bonn oder Bornheim. Die Eltern hatten dafür zwei Anmeldescheine erhalten, einen für die mögliche Dependance in Alfter und einen weiteren Anmeldebogen für eine Schule ihrer Wahl. Für den Standort Rheinbach machten die Anmeldezahlen es unter Berücksichtigung der derzeitigen Beschlusslage des Rheinbacher Schulausschusses notwendig, erneut eine zusätzliche Klasse bei der Bezirksregierung zu beantragen, hieß es in der Pressemitteilung. „Diese Entwicklung erhöht die Dringlichkeit einer zeitnahen, nachhaltigen Lösung für das Angebot der weiterführenden Schulen im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis“, so Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz.

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