Jochen Homann in der Alanus Hochschule "Energiewende ist ein Gemeinschaftswerk"

ALFTER · "Scheitert die Energiewende am regionalen Egoismus?" Eine Antwort auf diese Frage gab Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, am Montag in der Alanus Hochschule in Alfter.

 Der Präsident der Bundesnetzagentur: Jochen Homann.

Der Präsident der Bundesnetzagentur: Jochen Homann.

Foto: dpa

Organisiert hatte den Abend die FDP Alfter.

Dabei zeigte sich Homann, der vor seiner Zeit bei der Bundesnetzagentur von Februar 2008 bis Februar 2012 als beamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie für die Energie,- Industrie- und Technologiepolitik zuständig war, auch in puncto Vortragsort bestens vorbereitet. Mit Blick auf den Schwerpunkt Kunst der Alanus Hochschule, meinte Homann, Jahrgang 1958: "Die Kunst in der Energiepolitik ist es, den breiten Konsens für die Energiewende in Verbindung zu bringen mit der Ablehnung der konkreten Konsequenzen, die die Energiewende hat."

Konkret bezog er sich auf die Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima 2011, in dessen Folge de Deutsche Bundestag den schrittweisen Atomausstieg bis Ende 2022 und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien beschlossen hat.

Ein Grundproblem laut Homann besteht darin, dass Strom verstärkt im Norden Deutschlands in den Windkraftwerken entsteht. Viel Energie brauchen aber die Industrieregionen in Süddeutschland. Die Konsequenz: "Momentan haben wir die Kapazitäten an den falschen Stellen." Wenn kräftiger Wind wehe und viel Strom produziert werde, gebe es bei der Weiterleitung erhebliche Netzengpässe, erläuterte Homann.

Deshalb kann der Strom nicht in die Zielregionen im Süden transportiert werden. Die Kraftwerke im Norden würden dann angewiesen, ihre Leistung herunterzuregeln. Ein Teil des Stroms wird über Polen und die Tschechische Republik nach Süddeutschland geleitet. Aber auch die Netze der Nachbarn dürften nicht überlastet werden. Deshalb gebe es bei der Leitung des Stroms über das Ausland eine Art Mautstelle.

Einen Netzausbau hält Homann für zwingend notwendig, wenn die Energiewende gelingen soll. "Ansonsten wird der Strom in Süddeutschland bald teurer sein als im Norden, und das ist eine politisches No-Go". Homann führt regelmäßig Verhandlungen mit Kommunen, durch die Stromtrassen geführt werden sollen. "Im Moment wird hier nach dem Sankt-Florians-Prinzip gehandelt", sagte er. Die Energiewende sei gewollt, die Strommasten sollten aber nicht vor der eigenen Haustür gebaut werden.

Typisch für die Haltung der Verantwortlichen vor Ort sei die Aussage eines bayerischen Landrats, der die zukünftige Selbstversorgung seines Landkreises mit Strom anführt. "Autarkie ist ein Hirngespinst", setzte Homann dagegen. "Das funktioniert weder in Bayern noch auf nationaler Ebene." Denn Stromproduktion und -verbrauch seien nie ganz stabil und der Austausch mit anderen Regionen unerlässlich.

"Wir haben 16 Energiewenden in 16 Bundesländern", brachte Homann den Konflikt auf den Punkt. "Dazu eine Vielzahl von kommunalen Energiewenden." Die Energiewende sei wahrscheinlich das größte Infrastrukturprogramm überhaupt in der Geschichte der Bundesrepublik. Nur als "Gemeinschaftswerk" könne sie gelingen.

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