Asylsuchende als Erntehelfer in Alfter Es fehlt an Anreizen und Zuverlässigkeit

ALFTER · Immer wieder werden Flüchtlinge als Helfer in der Landwirtschaft berücksichtigt. Der Alfterer Karlheinz Mandt macht gemischte Erfahrungen mit deren Beschäftigung.

 Eingespieltes Team: Der Syrer Aid Jasim (Mitte) und Landwirt Karlheinz Mandt (rechts). Bei der Vermittlung des Jobs hatte Jasims „Pate“, Friseurmeister Imad Rahi (links), geholfen. FOTO: AXEL VOGEL

Eingespieltes Team: Der Syrer Aid Jasim (Mitte) und Landwirt Karlheinz Mandt (rechts). Bei der Vermittlung des Jobs hatte Jasims „Pate“, Friseurmeister Imad Rahi (links), geholfen. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Wie bekommt man Flüchtlinge in Arbeit? Das ist auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg eine der zentralen Herausforderungen. Immer wieder ins Spiel gebracht wird dabei der Vorschlag, Flüchtlinge als Helfer in landwirtschaftliche Betriebe zu vermitteln. Denn der Bedarf an Saisonarbeitern, die beispielsweise bei der Spargel- und Erdbeerernte helfen, ist auch in Alfter und Bornheim groß.

Dabei gibt es einige Landwirte, die mit gutem Beispiel vorangehen wollen: Einer davon ist Karlheinz Mandt. Der Alfterer Gartenbaumeister hat sich auf den Anbau von Obst und Gemüse spezialisiert und versucht seit Frühjahr, vier Flüchtlinge zu beschäftigen. Dazu gehört der 28 Jahre alte Syrer Aid Jasim, den der General-Anzeiger seit rund einem Jahr in einer losen Serie bei seinen Anstrengungen begleitet, in Alfter heimisch zu werden.

Doch derweil zeigt sich Mandt ernüchtert: Es ist nicht nur die zeitraubende Bürokratie, die ihn zermürbt. Auch die fehlende Einsatzbereitschaft und die mangelhafte Zuverlässigkeit der angesprochenen Flüchtlinge lässt ihn von dem Plan abrücken, in Zukunft auf diese Gruppe als Mitarbeiter zu setzten. „Allein Aid Jasim ist bislang ein Lichtblick und eine echte Verstärkung für meinen Betrieb“, sagt Mandt.

Dem 28-Jährigen ist bereits einiges gelungen. Nach einer erfolgreichen Herzoperation in der Bonner Uniklinik (der General-Anzeiger berichtete) aufgrund einer sehr seltenen Erberkrankung wurde ihm vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ein Schutzstatus zuerkannt. Darüber hinaus hat er vom Alfterer Sozialamt inzwischen eine Wohnung zugewiesen bekommen, in der sein minderjähriger Neffe mit einziehen kann, der alleine aus Syrien geflüchtet war.

Was Aid Jasim aber besonders glücklich macht, ist, dass ihm der Oedekovener Friseurmeister Imad Rahi als eine Art Pate zu seinem ersten Arbeitsplatz verholfen hat. So konnte der junge Mann vor rund drei Monaten auf dem Hof von Karlheinz Mandt anfangen, wo auch noch drei andere Flüchtlinge beschäftigt waren, die Mandt aus der Gemeindeunterkunft am Oedekovener Rathaus rekrutiert hatte. Der Landwirt meldete die Flüchtlinge beim Lohnbüro der Landwirtschaftskammer zu einem Mindestlohn von acht Euro die Stunde an.

Bislang hatte er auf Helfer aus Osteuropa gesetzt, vor allem aus Polen und Rumänien. „Doch angesichts des Zuzugs von Tausenden Flüchtlingen im vergangenen Jahr lag es für mich nahe, den Menschen auch vor Ort einmal eine Chance zu geben“, so Mandt. Dafür war er durchaus bereit, einiges an Mehraufwand zu betreiben. „Ich war beispielsweise mit Aid Jasim beim Ausländeramt in Siegburg, um eine Arbeitsgenehmigung zu beantragen. Da das aber seine Zeit dauerte, bis alles durch war, kann ich das nicht mit jedem Mitarbeiter machen“, berichtet er von seinen Erfahrungen.

Ein Übriges tat die Spargelernte. Morgens um 8 Uhr wollte Mandt die Erntehelfer aus Syrien und dem Irak am Oedekovener Rathaus abholen. Aid Jasim war pünktlich zur Stelle, aber leider war er auch der Einzige. Mandt: „Notgedrungen musste ich auf andere Erntehelfer zurückgreifen, die sich ganz spontan in der Unterkunft zur Arbeit bereit erklärt hatten.“ Doch: „Sie wollten jeden Tag ihren Lohn bekommen, was ich von der Buchhaltung her nicht leisten konnte.“

Zudem ließ wenig später der Elan der meisten Flüchtlinge nach. Sie kamen nur noch sporadisch oder gar nicht mehr zur Arbeit. Warum, darüber kann der Landwirt nur spekulieren. Aus seiner Sicht war offensichtlich bei manchem die Sorge groß, dass der Lohn, den sie bei ihm erhielten, mit ihren Transferleistungen der Agentur für Arbeit verrechnet wurden. „Das rechnete sich für manchen dann nicht mehr.“ Auch wenn bei Mandt derweil ein Stück weit Ernüchterung eingekehrt ist, freut er sich über Aid Jasims Entwicklung. „Er hilft mir beim Bäumeschneiden, beim Kartoffelsortieren, beim Ausgeizen von Blüten und beim Spargelstechen. Ich bin sehr zufrieden mit ihm, weil er die Arbeit einfach sieht.“

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