Gotteshaus in Alfter Evangelische Kirche am Herrenwingert wird 25

Alfter · Ein Dreiklang mit Flachdächern und an den Seiten oval: Die evangelische Kirche am Herrenwingert in Alfter ist architektonisch etwas Besonderes. Vor 25 Jahren wurde das Gotteshaus eingeweiht – Grund zum Feiern für die Gemeinde.

 25 Jahre als ist die Evanglische Kirche am Herrenwingert.

25 Jahre als ist die Evanglische Kirche am Herrenwingert.

Foto: Matthias Kehrein

Am Rande des Herrenwingerts gelegen, befindet sich seit 25 Jahren die evangelische Kirche in Alfter – ein wenig im Schatten des Schlosses und der katholischen Pfarrkirche St. Matthäus. „Unsere Kirche liegt am Wegesrand. Jeder muss auf dem Weg ins Ortszentrum bei uns vorbei“, sagt Rafael Fermor mit Augenzwinkern. Er ist seit sechs Jahren Pfarrer im dritten Bezirk der evangelischen Kirche Vorgebirge, zu der auch die Bezirke Bornheim und Hemmerich gehören.

Jetzt hat die Gemeinde – pandemiebedingt drei Monate später als üblich – einen Festgottesdienst zur Erinnerung an die Einweihung des Gotteshauses an Lätare am 17. März 1996 gefeiert. 90 Gläubige beteten und sangen am Forum vor dem Kirchbau, musikalisch begleitet vom Posaunenchor der evangelische Kirche. „Der Gottesdienst an sich war schon eine Festlichkeit. Endlich durften wir nach eineinhalb Jahren ohne Maske wieder gemeinsam singen“, freute sich Presbyter Mathias Becker. Er wohnt seit 1992 in Alfter und hat die Entwicklung am Herrenwingert hautnah miterlebt.

Initiator des Baus war seinerzeit Pfarrer Adalbert Geduhn, der gemeinsam mit Architekt Frank-Rüdiger Hildebrandt – bis heute Architektur-Dozent an der Alanus Hochschule – einen einzigartigen Bau schaffen wollte, der sowohl theologischen als auch künstlerischen Ansprüchen genügen sollte. Geduhn starb 1991, die Grundsteinlegung am 27. September 1994 hat er nicht mehr erlebt. Seinen mystisch-theologischen Ansatz aber hat Hildebrandt in der baulichen Konzeption in vielerlei Hinsicht verwirklicht.

Das Gebäude ist ein Dreiklang mit Flachdächern und an den Seiten oval. Der Grundriss bildet eine horizontal liegende Acht, deren kleine Schleife den Kirchraum als Zentrum der Gemeinde bildet. Seniorenraum, Küche und Sakristei sind dort angebunden. Die große Schleife ist das Forum vor dem Kirchenbau, das die Hinwendung zum Herrenwingert, zum Schloss und zur katholischen Kirche symbolisiert. Im Kirchenraum sind die Prinzipalien untergebracht, die Alfterer Künstler Jahre geschaffen haben. Von Hans-Peter Rottler stammen Altar, Taufbecken und Holzkreuz und von Felix Gattner das Lesepult.

„Es ist eine Kirche im Dorf. In der Feier der Gottesdienste und im Handeln als Gemeinschaft kann jeder dort wichtige Dinge des Lebens spirituell, diakonisch, spielerisch und kulturell erfahren“, sagte Fermor. Kirche und Gemeindezentrum werden von den knapp 1500 Mitgliedern vielfältig genutzt.

Ob Seniorencafé, Disco, Ikonenmalerei, Ferienbetreuung, Konfirmandenunterricht, biblischer Tanzkreis, Kunst und Kultur, Bibelkreise sowie Kinder- sowie Familiengottesdienste: Alle Altersgruppen fühlen sich dort zu Hause. „Bis zum zehnten Lebensjahr sind Kinder im Kindergarten und Grundschule nebenan. Dann treffen sich bei uns die Jugendlichen als Konfirmanden. Solche Begegnungen sind hier häufiger als in der Stadt. Das ist ein Vorteil“, erklärte der 52-jährige Theologe und Schulpfarrer am Bonner Amos-Comenius-Gymnasium.

Im Gespräch mit älteren Gemeindemitgliedern erfährt er immer wieder einiges über das evangelische Leben von einst. So nutzten die „Protestanten“ mit Genehmigung des katholischen Pfarrers in den 1960er Jahren das Jugendheim (Haus der Alfterer Geschichte) für Gottesdienste, in den folgenden Jahrzehnten fand dieser monatlich in St. Matthäus statt. Schon damals funktionierte die Zusammenarbeit zwischen der katholischen und evangelischen Kirche reibungslos. Gemeinsame Kinderbibeltage, Schulgottesdienste und Projekttage von Konfirmanden und Firmlingen wie am 22. August sind für die Gläubigen beider Konfessionen eine Selbstverständlichkeit.

Dennoch klagen beide Kirchen seit Jahren über Mitgliederschwund. Gründe sind zum einen mehr Austritte, zum anderen mehr Todesfälle als Taufen. „Nur bei uns wird die Entwicklung ein wenig abgefedert, weil die Region prosperiert und wir einen Zuwachs an Neubaugebieten haben“, zieht der Bornheimer Pfarrer Dieter Katernberg Bilanz. Das hat auch Fermor für Alfter festgestellt. Hier ließen sich überwiegend Familien nieder, und da sei seine Gemeinde mit Angeboten gut aufgestellt.

 25 Jahre Evanglische Kirche am Herrenwingert, Alfter, (v.l.n.r.): Rafael Fermor (Pfarrer), Barbara Polten (VS Förderverein), Sibylle Thon und Mathias Becker (Pres.).

25 Jahre Evanglische Kirche am Herrenwingert, Alfter, (v.l.n.r.): Rafael Fermor (Pfarrer), Barbara Polten (VS Förderverein), Sibylle Thon und Mathias Becker (Pres.).

Foto: Matthias Kehrein

Auch technisch geht sie mit der Zeit. So sind seit Corona die Sonntagspredigten aller drei Bezirkspfarrer als Audio-Version telefonisch unter 02222/940440, digital als Newsletter oder als Printausgabe nachzuhören oder nachzulesen. Gottesdienste wurden im Freien gefeiert. „Vielleicht könnte der Außenbereich irgendwann einmal regelmäßig als Sakralraum genutzt werden“, hofft Fermor.

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