Neues Angebot in Alfter Flüchtlinge lernen in Volkshochschul-Kursen Deutsch

ALFTER · Mit roter Kreide schreibt Anette Mandt die unterschiedlichen Endungen des Verbs an die Tafel: "Ich wohne, du wohnst, er wohnt ..." Aufmerksam sprechen die Teilnehmer des Deutschkurses der Dozentin die fremden Wörter nach, manche schreiben sie nochmals ab in ihr Vokabelheft.

 Deutsch für Asylbewerber: Anette Mandt erklärt Nabil Siala die deutsche Grammatik.

Deutsch für Asylbewerber: Anette Mandt erklärt Nabil Siala die deutsche Grammatik.

Foto: Roland Kohls

Insgesamt 40 Asylbewerber und Flüchtlinge aus Alfter nutzen seit März das neue Angebot der Volkshochschule Bornheim/Alfter zum Einstieg in die deutsche Sprache. Zweimal in der Woche drücken Anfänger und Fortgeschrittene in der Hauptschule Oedekoven die Schulbank, um sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden.

Die Kurse richten sich an Zufluchtsuchende, die noch keinen Anspruch auf einen Integrationskursus haben, weil ihr Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Das kann dauern. Für einen möglichst frühen Deutschunterricht hatte sich deshalb FDP-Ratsfrau Monika Rudeloff eingesetzt. In Kooperation mit der Gemeindeverwaltung, der Volkshochschule und dank finanzieller Unterstützung aus der Stiftung des Alfterer Unternehmerehepaars Paul und Margret Faßbender konnten im Frühjahr die ersten Kurse ermöglicht werden.

"Alle sind sehr motiviert und lernen von sich aus", lobt die Dozentin ihre Schüler. "Das Sprechen wird besser, und auch einfache Texte zu lesen, müsste nach dem Ende des Kurses möglich sein." Den gesamten Unterricht hält Anette Mandt auf Deutsch; zum einen, weil das didaktisch der beste Weg ist; zum anderen, weil sie ohnehin keine der Sprachen der Asylbewerber spricht und selbst auch nur schlecht Englisch kann. Die Kurse, die bis zu den Sommerferien gehen, werden keine Eintagsfliege sein. Bei einem Besuch in der Hauptschule erklärte Paul Faßbender, dass er Kursangebote nach den Sommerferien weiter unterstützen wolle.

Seine Bereitschaft zur Mitfinanzierung hat auch der Verein "Rückenwind Alfter-Bornheim" signalisiert, in dem Bürger beider Kommunen es sich zur Aufgabe gemacht haben, Menschen vor der eigenen Haustür zu helfen. Die Volkshochschule will sich ergänzend um Fördermittel bemühen. Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher dankte den Initiatoren, denn Deutschkenntnisse seien eine wichtige Voraussetzung für Integration. "Sonst kann man nicht mit dem Bürgermeister schimpfen, den Kindern bei den Hausaufgaben helfen oder Arbeit finden."

Der Arbeitskreis für Ausländerfragen und Integration der Gemeinde Alfter sucht deshalb zusätzlich nach Wegen, Deutschlerntreffen mit Ehrenamtlichen zu organisieren, damit sich das Erlernte festigen kann. Der Blick von Monika Rudeloff geht derweil noch weiter: "Ein Herzenswunsch von mir ist, dass sich auch Arbeitgeber in der Region engagieren." Sie denkt beispielsweise an Praktika oder Beschäftigungen in Unternehmen, damit Asylbewerber ihre beruflichen Perspektiven verbessern können.

Gedanken darüber wollen sich Norbert Nettekoven, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU Rhein-Sieg, Stefan Lüdtke vom linksrheinischen Regionalverband dieser Vereinigung und der Alfterer Unternehmer Paul Faßbender gemeinsam mit den Gewerbevereinen machen. Wie gut das funktionieren kann, zeigt ein Beispiel aus der Gemeinde Alfter. Dort leistet der 23-jährige Automechaniker Thierno Bah aus Guinea im kommunalen Bauhof mit Freude gemeinnützige Arbeit. Das bringt ihm nicht nur 1,20 Euro pro Stunde zusätzlich ein; er verbessert damit auch seine Deutschkenntnisse und lernt mit den Gerätschaften umzugehen.

Zur weiteren Integration von Asylbewerbern in der Gemeinde Alfter - inzwischen sind es 130 Menschen - veranstaltet der Arbeitskreis für Ausländerfragen ein Kennenlerncafé für Flüchtlinge und Bürger. Der nächste Termin ist am Freitag, 16 bis 18 Uhr, in der Schulküche der Hauptschule Oedekoven.

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