Alanus Hochschule Alfter Forschungsarbeit zur Kunsttherapie muss ausgebaut werden

Alfter · Sie hat sich in pädagogischen, klinischen und sozialen Praxisfeldern etabliert und kommt in Schulen, Kliniken oder in der Kinder- und Jugendheilkunde zum Einsatz: die Kunsttherapie.

 Feierten mit Alumni, Studierenden und Kunsttherapie-Interessierten (v.l.): Christoph Teixeira (Software AG), Jens Maurer (Alanus Stiftung), Kanzler Dirk Vianden und Fachbereichsleiter Harald Gruber.

Feierten mit Alumni, Studierenden und Kunsttherapie-Interessierten (v.l.): Christoph Teixeira (Software AG), Jens Maurer (Alanus Stiftung), Kanzler Dirk Vianden und Fachbereichsleiter Harald Gruber.

Foto: Stefan Hermes

Seit zehn Jahren existiert der Fachbereich Künstlerische Therapien und Therapiewissenschaft an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter. Grund genug, dies mit Ansprachen, Musik, Performances, Workshops, einem gemeinsamen Essen am Abend und einer Feier mit Tanz auf dem Campus II an der Villestraße zu feiern.

Nach den Begrüßungen durch Kanzler Dirk Vianden, Jens Maurer von der Alanus Stiftung und Fachbereichsleiter Harald Gruber kam man schnell zu dem angekündigten Austausch zwischen den eingeladenen Alumni, Studierenden und interessierten Besuchern.

„Von der Bedeutung eines neuen Denkens über den Menschen in Gesundheit, Krankheit und Heilung“ referierte Peter Selg, Professor für medizinische Anthropologie, bevor Gruber einen Rück- und Ausblick auf seinen Fachbereich gab. Mit ihrer bald 100-jährigen Geschichte sind die Künstlerischen Therapien eine vergleichsweise junge Therapieform.

Ihr Unterschied zur klassischen Psychotherapie beschrieb Peter Petersen vom Forschungsinstitut für Künstlerische Therapien im Jahr 2000 im Deutschen Ärzteblatt damit, dass sich Kunsttherapie auf die Gesundheit fokussiere, „während die klassische Medizin und weitgehend auch die klassischen Psychotherapien überwiegend auf Krankheit und deren Beseitigung ausgerichtet“ seien.

Statt einer Krankheit steht die Gesundheit im Fokus

Inzwischen hat sich die Kunsttherapie in pädagogischen, klinischen und sozialen Praxisfeldern etabliert und kommt in Schulen, Kliniken, in der Kinder- und Jugendheilkunde und auch bei der Flüchtlingshilfe zum Einsatz.

„Vor zehn Jahren wurden im Fachbereich die beiden Masterstudiengänge Kunsttherapie und Eurythmietherapie eingeführt. Bereits zuvor gab es innerhalb der Bildenden Künste einen kunsttherapeutischen Schwerpunkt“, erinnerte Gruber. „Unser Jubiläum nehmen wir zum Anlass, innezuhalten und im Gespräch der Frage nachzugehen, wie unsere Ausbildung auf die berufliche Praxis vorbereitet und mit welchen Herausforderungen sich die Künstlerischen Therapien heute im Gesundheitswesen konfrontiert sehen.“

Bei einem aktuellen Jahresvolumen von rund 352 Milliarden Euro an Gesundheitsausgaben in Deutschland gehe es immer stärker darum, die Wirksamkeit der einzelnen Therapiemethoden wissenschaftlich zu überprüfen und somit den Mehrwert aller Therapieformen zu belegen. „Von der Patientenseite habe ich aus meiner langjährigen klinischen Erfahrung sehr gute Resonanz erfahren. Aber es gibt auch die Ebene der Kostenträger, die Beweise und Studienergebnisse verlangt.“ Das sei eine große Herausforderung, der sich sein Fachbereich in Zukunft stellen werde, so Gruber.

Zudem forderte der Professor, dass die Alanus Hochschule ein fundierter und sich ständig weiter entwickelnder Ausbildungsort für die Künstlerischen Therapien sein müsse, in dem auch die „Forschungsarbeit deutlich ausgebaut“ und das Berufsbild rechtlich geschützt werden müsse, was bisher nicht der Fall sei.

Nach einem Zwischenspiel von Tobias Stutz (Cello) und einer Performance von Theresia Tarcson konnten Interessierte an diversen Workshops von Kunstrezeption über „Malen im Herzrhythmus“ bis hin zu Themen der palliativen und eurythmischen Kunsttherapie teilnehmen. Am Abend standen dann Begegnung, Kulinarisches und Livemusik auf dem Programm.