Ausstellung im Alfterer Haus der Geschichte François Traudisch: Ein Leben für den Glauben und die Bibel

Alfter-Gielsdorf · François Traudisch (86) ist ein gläubiger Mensch. Das zeigt die Ausstellung „Pflanzen in der Bibel“, die er konzipiert hat und die noch bis Ende Januar im Alfterer Haus der Geschichte zu sehen sein wird.

 François Traudisch hält die ersten theologischen Schulunterrichtsfolien von 1974 in der Hand.

François Traudisch hält die ersten theologischen Schulunterrichtsfolien von 1974 in der Hand.

Foto: Sebastian Laubert

Die Abbildungen von Gerste, Wein und Weizen – es sind Blätter aus dem bekannten „New Kreuterbuch 1543“, die Traudisch bei Auktionen ersteigert hat – kommen alle als Pflanzen in der Bibel vor. Grund für den Wahl-Alfterer, sich dem Thema intensiv zu widmen.

Das heilige Buch ist seit Jahrzehnten das Lebensthema des Seniors. Ihm geht es dabei um die biblische Wahrheit, die er auch in seinen zahlreichen Büchern, Dokumentarfilmen, Ausstellungen und Radio- und TV-Sendungen, die Traudisch seit den 50er Jahren veröffentlicht hat, immer wieder zur Sprache bringt. „Zwischen der Abfassung der Bibel und heute liegt ein Graben von 2000 Jahren. „Diesen Graben zu überbrücken, ist mir wichtig. So kann man die Bibel nicht wortwörtlich nehmen, sondern muss die Texte interpretieren“, sagt der Publizist und Theologe, der seit 2007 in zweiter Ehe verheiratet ist und seitdem in Gielsdorf wohnt – und das gerne. „Denn wenn man durch das Vorgebirge geht, so ist die Luft hier sehr gut“, sagt Traudisch schmunzelnd, auch wenn sein Akzent die österreichische Herkunft verrät.

Traudisch ist häufig in seinem Leben umgezogen und kennt viele Regionen Deutschlands. Das brachte sein Beruf als baptistischer Pastor mit sich. Dass er diese Profession ausgeübt hat, ist für ihn heute fast immer noch erstaunlich. Denn Religion spielte in seinem Elternhaus keine Rolle. 1931 im schweizerischen Montreux geboren und seit 1932 als Sohn eines Wieners in der österreichischen Hauptstadt aufgewachsen, hat Traudisch nicht nur die Besatzung von den Nazis als kleiner Junge erlebt, sondern auch die Hungerjahre nach dem Zweiten Weltkrieg – beide Erfahrungen haben ihn in seiner Berufswahl geprägt. „So ging es nach dem Krieg erst ums Geldverdienen“, erinnert sich Traudisch.

Er absolvierte nach der Schule eine Maurerlehre. Traumatisch war für den jungen Mann eine Erfahrung während der Nazizeit. Er beobachtete, wie sein jüdischer Kinderarzt SA-Schmierereien auf der Straße entfernen musste. „Das fand ich so furchtbar, dass ich mich nach dem Krieg für die Predigten eines baptistischen Pfarrers interessierte, weil er als Einziger in den 40er Jahren gegen die Nazidiktatur Position bezogen hatte. Da habe ich Skripte dieses Pastors gelesen. Die Aussagen fand ich bewundernswert. Theologie bekam für mich einen hohen Stellenwert im Sinne der Wahrheitsfindung“, erklärt Traudisch. Das Bedürfnis, der Wahrheit nachzuspüren, blieb. „Denn aufgrund des Studiums der Bibel habe ich immer mehr Zusammenhänge verstanden“, ergänzt er. Anfang der 50er Jahre ließ er sich als Baptist taufen, 1951 wurde er Mitglied der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG).

Integration neuester Technik in Bibel-Verständnis

Den Weg zum Theologiestudium schlug Traudisch allerdings erst 1954 ein, nachdem er sein Kunststudium an der Linzer Akademie mit seiner Abschlussarbeit – Abstraktion eines naturalistischen Obst-Stillebens – abgeschlossen hatte. Die „berufliche Erleuchtung“kam überraschend und basierte quasi auf einem Irrtum. „Ich las in der Bibel, und da heißt es an einer Stelle: Berufe Dich zum Propheten. Ich machte daraus den Prediger. Und fühlte mich angesprochen“, lacht Traudisch. Auch wenn er bis heute Kunst liebt – in seinem Haus finden sich Kunstwerke aller Art, sein eigenes Gemälde hat einen Ehrenplatz im Wohnzimmer inne.

Die Entscheidung für die Theologie hat er nie bereut. Nach dem Studium an einem baptistischen Predigerseminar (1954 bis 1958) folgten Tätigkeiten als Pastor verschiedener Gemeinden, als Referent, Archivar und theologischer Fachberater bei Funk und Fernsehen. Seit seinen beruflichen Anfängen analysiert er Brennpunkte im Alten und Neuen Testament, hat Materialien für den Religionsunterricht entwickelt und erstellte für den Bayrischen Rundfunk und die ARD eine achtteilige Bibelreihe. Dabei ist der ehemalige Pastor der FEG nicht nur Wissenschaftler, der das heilige Buch einem breiten Publikum näherbringen will. Er präsentiert seine Ergebnisse stets mit den neuen technischen Mitteln der Zeit.

In seinem häuslichen Medienraum werden Videofilme erstellt und Power-Point-Präsentationen geschrieben. In der Reihe „mulitmedial“ wurde 2014 mit Power-Point-Folien und Videodokumentationen „So entstand das Alte Testament“ produziert.

Jetzt schon bereitet der agile Rentner das nächste Projekt vor: seine Autobiografie. Wie bei fast allen Arbeiten steht dem Theologen Ehefrau Monika Traudisch (71) hilfreich zur Seite, um Korrektur zu lesen. Die Töchter Iris und Dora Traudisch sowie die Enkel Marc-André (32), Sarah-Nina (30), Marie-Christin (25) und Kim-Natalie (20) sowie Urenkel Eliah (eineinhalb Jahre) sind stolz auf ihren Vater und Opa, dass „er in seinem Alter noch so aktiv ist“.

Die Ausstellung „Pflanzen in der Bibel“ ist noch bis Sonntag, 28. Januar, dienstags und donnerstags, 16 bis 18 Uhr, im Haus der Alfterer Geschichte, Hertersplatz 19, zu sehen.Termine können auch per E-Mail unter kontakt@hdag.info.de vereinbart werden.

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