Zum zweiten Mal im Vorgebirge Früherer libanesischer Staatspräsident besucht Alfter

Alfter · Weltpolitik im Vorgebirge: Am Mittwoch war der frühere Staatspräsident des Libanon, Amin Gemayel, zu Besuch in Alfter. Möglich machte dies ein Mann aus Oedekoven.

 Beim Empfang im Alfterer Rathaus: (v. l.) Imad Rahi, Amin Gemayel und Rolf Schumacher.

Beim Empfang im Alfterer Rathaus: (v. l.) Imad Rahi, Amin Gemayel und Rolf Schumacher.

Foto: Axel Vogel

Empfänge und andere feierliche Anlässe sind in Nicht-Corona-Zeiten auch im Alfterer Rathaus keine Seltenheit. Dass ein früheres Staatsoberhaupt in die Vorgebirgsgemeinde kommt, allerdings schon.

In diesem Fall war am Mittwoch aber quasi ein alter Bekannter zu Besuch. Zum zweiten Mal nach 2014 begrüßte Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher den ehemaligen Staatspräsidenten des Libanon, Amin Gemayel, im Rathaus – eine große Ehre, wie Schumacher sagte.

Werben um Unterstützung

Gemayel befindet sich derzeit auf Europa-Besuch, um für Unterstützung für den Libanon zu werben, unter anderem bei NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Die Situation in seinem Land sei politisch, wirtschaftlich und menschlich katastrophal, sagte er. Dafür verantwortlich machte er den Einfluss des Iran auf das Land durch die Hisbollah und andere Kräfte. Das Land sei ökonomisch am Ende, Ärzte und Ingenieure wanderten aus.

Es gelte, auf politischer und wirtschaftlicher Ebene dafür zu kämpfen, dass der Libanon wieder zu einem blühenden Land werde, so Gemayel.  Er freue sich, wieder in Alfter zu sein, und hoffe auf die Möglichkeit für einen Gegenbesuch.

Vater war Parteigründer

Der heute 79-jährige Gemayel war von 1982 bis 1988 Staatspräsident und stammt aus einer libanesischen Politikerdynastie. Er wurde in das Amt gewählt, nachdem sein Bruder Bachir Gemayel durch ein Bombenattentat kurz nach seiner Wahl zum Staatsoberhaupt ums Leben gekommen war. Vater Pierre Gemayel hatte 1936 die Kata’ib-Partei gegründet, die auch als Phalange bekannt ist.

Deren Miliz verübte 1982, während des libanesischen Bürgerkrieges (1975 bis 1990), ein Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila – mit Billigung Israels, dessen Truppen in den Libanon einmarschiert waren. Das Massaker, dem Berichten zufolge mindestens 800 Menschen zum Opfer fielen, gilt als Racheakt für den Tod von Bachir Gemayel. Amin Gemayel führte 1983 und 1984 Friedensgespräche zwischen den kämpfenden Bürgerkriegsmilizen. 2016 fiel einer seiner Söhne einem Attentat zum Opfer.

Kontakte nach Oedekoven

 Wie schon im Jahr 2014 hatte erneut Friseurmeister Imad Rahi aus Oedekoven den Besuch des Politikers in Alfter vermittelt. Wie Rahi am Mittwoch sagte, kämen er und Gemayel aus dem gleichen Ort. „Meine Mutter ist mit ihm groß geworden“, berichtete Rahi – und sein Bruder sei ein Begleiter Gemayels während dessen Amtszeit als Staatspräsident gewesen. Der Kontakt sei nie abgerissen.

Bürgermeister Schumacher dankte Rahi nicht nur für seine Vermittlung des Besuchs, sondern auch für sein Engagement für nach Alfter gekommene Flüchtlinge. Dem früheren Staatspräsidenten Gemayel sprach Schumacher seine Solidarität aus.

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