Streit in Alfter Fuhr Bauer mit Traktor auf verfeindeten Landwirt los?

Bonn/Alfter · Ein 59-jähriger Landwirt ist wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Bonner Amtsgericht angeklagt. Der Alfterer soll mit seinem Traktor rückwärts auf einen Kollegen losgefahren und über dessen Fuß gerollt sein.

Als der junge Bauer als Zeuge den Gerichtssaal S. 1.20 betrat, legte der Angeklagte seine Hände vors Gesicht: Den Mann, der ihm so viele Scherereien gemacht und ihn schließlich auch auf die Anklagebank gebracht hat, will der 59-jährige Landwirt keines Blickes würdigen.

Denn was dem Alfterer vorgeworfen wird, ist durchaus starker Tobak: Am 8. April 2018 soll er mit seinem Traktor rückwärts auf den Kollegen losgefahren und über dessen Fuß gerollt sein. Wegen dieses lebensbedrohlichen Angriffs muss sich der Bauer jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Bonner Amtsgericht verantworten. Aber, dass er da völlig zu Unrecht sitzt, machte der Angeklagte dem Strafrichter sofort und unmissverständlich klar: „Ich habe nichts gemacht! Der Traktor hat ihn nicht berührt! Sonst wäre ja viel mehr passiert.“

Jahrelanger Streit um Flurstück

Der 40-jährige Zeuge jedoch steht heute noch unter Schock. „So ein Ausraster kann ja auch anders enden“, sagte der Landwirt und räumte ein, dass er in dieser „Sache sehr emotional“ sei. Am Tattag, so erinnerte er sich, sei der 59-Jährige gegen 19 Uhr mit seinem Traktor auf seinen frisch gepflügten Acker gefahren, weil er glaubte, er sei der rechtmäßige Bewirtschafter des Flurstücks, um das es seit Jahren Streit gibt.

Als er gesehen habe, dass der verfeindete Landwirt zudem zwei Zaunpfähle rausholte, die er gerade gesetzt habe, sei er wütend auf den Älteren los, habe seine Pfähle zurückgefordert, sich hinter den Traktor gestellt und ihn aufgefordert: „Du verlässt jetzt den Acker nach vorn!“ Er habe verhindern wollen, dass der andere mit dem Schlepper noch mal rückwärts über den mit Hafer eingesäten Boden fährt.

Da habe sich der Angeklagte im Traktorsitz nach hinten umgedreht, ihn mit einem Blick angeschaut, den er nie vergessen werde, und gesagt: „Ich werde Dir zeigen, wo ich jetzt lang fahre!“ Dann habe dieser den Rückwärtsgang eingelegt und Gas gegeben. „Ich dachte noch, jetzt ist der völlig ausgeklinkt.“ Vom rechten Traktorreifen sei er am Oberkörper und Oberschenkel angefahren worden und nach hinten umgekippt. Schnell sei er noch zur Seite gerollt, sein linker Fuß wurde überfahren. Er hatte noch Glück: Ein Arzt stellte später nur eine Schwellung des Fußes und zahlreiche Hautabschürfungen fest.

Rechtmediziner überprüft Angabe

„Dass Ihrem Fuß so wenig passiert ist, grenzt an ein mittleres Wunder“, meinte der Amtsrichter, der sich beim ersten Lesen der Akte gewundert habe, „dass der Fall nicht beim Schwurgericht gelandet ist“. Für die harmlose Verletzung haben auch die ermittelnden Polizeibeamten ein Indiz: Bei der Tatortbesichtigung stellten sie fest, dass der Acker unter ihren Füßen rund fünf Zentimeter nachgegeben hatte. Möglicherweise habe der frisch gepflügte Boden den jungen Bauern vor Schlimmerem bewahrt.

Ob ein Unfall mit einem Traktorreifen wirklich so glimpflich ablaufen kann, diese entscheidende Frage soll jetzt noch einem Rechtsmediziner vorgelegt werden.

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