Erzbistum will Gelder streichen Alfterer kämpfen für ihre Bücherei

Alfter · Der Druck auf das Erzbistum Köln steigt: Der Alfterer Gemeinderat stemmt sich vehement gegen den geplanten Finanzierungs-Stopp.

 Politik und Gemeinde diskutieren die Rettung der von der Schließung bedrohten Bücherei.

Politik und Gemeinde diskutieren die Rettung der von der Schließung bedrohten Bücherei.

Foto: Axel Vogel

Die Bücherei St. Matthäus Alfter muss in der jetzigen Qualität auch in Zukunft erhalten werden. Das war die einhellige Meinung des Gemeinderates in der letzten Sitzung vor der Sommerpause. Kämpferisch zeigten sich alle Fraktionen in ihren Äußerungen, gespickt mit heftiger Kritik an der Entscheidung des Erzbistums Köln.

Mitte Juni wurde bekannt, dass sich Köln aus der Finanzierung der sieben sogenannten Vertragsbüchereien bis Ende 2023 zurückzieht,  dazu gehören im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis neben Alfter-Ort auch Meckenheim und Rheinbach. Kein Wunder also, dass die Alfterer Politik ihren Willen klar und deutlich zum Ausdruck brachte: Das Erzbistum soll zur Rückkehr zum Status quo bewegt werden.

Mit seltener Einmütigkeit stellten sich die Politiker hinter die Beschlussempfehlung der Verwaltung, in der die Anträge der Grünen und Freien Wähler enthalten waren. So forderten sie Köln nicht nur auf, den Betrieb der Bücherei dauerhaft sicherzustellen, sondern sprachen sich ausdrücklich für den Erhalt der Bücherei in der bisherigen Qualität und die Weiterbeschäftigung der Mitarbeiter aus. Gespräche soll Bürgermeister Rolf Schumacher mit dem Kirchengemeindeverband und dem Erzbistum führen. Zudem soll die Verwaltung prüfen, ob Fördermittel akquiriert werden können.

Kommune trägt den Löwenanteil

Rund 167 000 Euro pro Jahr benötigt die Bücherei für Personal- und Sachkosten sowie Miete und Bewirtschaftung der Räumlichkeiten am Hertersplatz. Die Finanzierung der Bücherei erfolgt aus unterschiedlichen Töpfen: 13 000 Euro bringt die Bücherei pro Jahr mit Gebühren, Aktionen und Spenden auf.

Den Löwenanteil der Kosten übernimmt mit 65 Prozent (100 000 Euro) die Kommune, 35 Prozent (54 000 Euro) zahlt der Kirchengemeindeverband, dessen Kosten zu einem Großteil vom Erzbistum refinanziert werden. Insgesamt gibt Köln pro Jahr 310 000 Euro für seine Vertragsbüchereien in der gesamten Erzdiözese aus. Ausgaben, die ab 2024 eingespart werden sollen.

„Aufgrund schwindender Finanzkraft der Kommunen stellen die Vertragsbüchereien für die Kirchengemeinden schon seit Längerem ein zunehmend schwer kalkulierbares finanzielles Risiko dar“, heißt es im Pressestatement aus Köln. Ein Argument, das Kommunen und die Mitglieder der Kirchengemeinden nicht nachvollziehen können. Ein gemeinsamer Brief der Bürgermeister aus Rheinbach, Meckenheim und Alfter, Unterschriften- und Postkartenaktionen seitens des Pfarrausschusses Matthäusrat und der CDU in Alfter sollen zu einer Revidierung der Kölner Absicht führen.

Bürgermeister Schumacher: Absurder Schritt

„Ich danke daher allen, die in der jetzigen schwierigen Situation ihre Solidarität zum Ausdruck bringen und zugesagt haben, mitzuhelfen, dass die Bücherei ihre Arbeit fortsetzen kann“, sagte Schumacher. Als absurden Schritt bezeichnete der Verwaltungschef das Vorgehen, gerade in solch einer schwierigen Situation, in der sich das Erzbistum befindet, die Menschen vor Ort zu verprellen.

Unverständlich fand auch Thomas Klaus (SPD) den Rück­zug der Kirche, „zumal sie als katholische Bücherei von uns 100 000 Euro an Zuschüssen erhält. Die Bücherei muss fortgeführt werden. Sie ist ein wichtiges Kulturgut“. Christopher Ehlert (CDU) kritisierte die Verwendung von Kirchengeldern. „Ich zahle meine Kirchensteuer auch dafür, dass die Arbeit an der Basis geleistet wird. Kinder und Jugendliche nehmen die Büchereien in Alfter-Ort und den Ortsteilen in Anspruch. Ich hoffe, dass das Erzbistum einlenkt.“

Strategien für den Erhalt sind gefragt

Sandra Semrau (Freie Wähler) befürchtet, dass alle Maßnahmen und Entscheidungen vor Ort keinen Einfluss haben, denn „wir haben das Erzbistum angeschrieben und erfahren, dass die Entscheidung unumstößlich ist. Deshalb wollen wir auch eine Anschlussfinanzierung nach 2023, was auch in unserem Antrag steht“. Das fand hingegen Wilhelm Windhuis (Grüne) ein wenig verfrüht. „Wir müssen mit unserer Entscheidung erst einmal Druck auf das Bistum aufbauen. Dann sollten wir mit Ruhe und Bedacht Strategien für den Erhalt erarbeiten.“

Als regelrecht „geflasht“ von der Arbeit der Bücherei zeigte sich Jeanette Schroerlücke (Grüne), werde sie doch nicht nur als Treffpunkt wahrgenommen, sondern sei darüber hinaus ein Kulturgut.

Begeistert und gerührt von der Einstimmigkeit im Gremium zeigte sich Büchereileiterin Franzis Steinhauer. „Das zeigt die Wertschätzung für unsere Arbeit. Alle Fraktionen verstehen die Bücherei als Bildungseinrichtung und wollen das Angebot in der jetzigen Qualität erhalten. Ich bin stolz darauf, in der Gemeinde Alfter mit solch einem Rat arbeiten zu können.“

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