Kommentar zum Brief des Alfterer Bürgermeisters Der Eindruck von Werbung

Alfter · Schnelles Internet ist auch in Alfter ein wichtiger Standortfaktor. Daher ist es gut, dass sich die Gemeinde darum bemüht, meint GA-Redakteur Christoph Meurer. Allerdings fragt er sich, ob das mit einem Schreiben erfolgen sollte, das offiziellen Charakter hat.

 Glasfaserkabel liegen auf einer Baustelle. Symbolbild: dpa

Glasfaserkabel liegen auf einer Baustelle. Symbolbild: dpa

Homeoffice, möglicherweise Distanzunterricht oder auch das Streamen von Filmen, Serien und Sportveranstaltungen: Eine schnelle Internetverbindung ist ein wichtiger Standortfaktor. Und vor allem in ländlicheren Gebieten ist das mitunter immer noch ein Problem. In dieser Hinsicht ist es gut, dass Eon beziehungsweise die Tochterfirma Westenergie in Impekoven sowie in Teilen Oedekovens und Gielsdorfs Glasfaserkabel verlegen will.

Selbstverständlich nicht aus Wohltätigkeit. Dass ein Unternehmen mit seinen Aktivitäten Geld verdienen will, ist klar. Daher ist auch die Ankündigung von Eon/Westenergie nachvollziehbar, mit dem Glasfaserausbau erst dann zu beginnen, wenn es genug Menschen gibt, die Internet-Verträge abschließen. Investitionen sollen sich schließlich amortisieren.

Der Eindruck von Werbung kann sich aufdrängen

Und nun kommen die Alfterer Gemeindeverwaltung und Bürgermeister Rolf Schumacher ins Spiel – mit einem Schreiben, das an potenzielle Vertragskunden von Eon gegangen ist. In dem Brief werden das Vorhaben des Breitbandausbaus erläutert sowie die Modalitäten dafür: dass es eine Mindestquote von Vertragsabschlüssen geben muss, bevor Glasfaserkabel verlegt werden.

Zwar betont die Gemeinde, keine Werbung für das Unternehmen zu machen, allerdings finden sich in dem Schreiben ein Link auf die Angebote von Eon sowie der Satz „Nutzen Sie die Chance und prüfen Sie das Angebot“. Das beides erweckt schon den Eindruck von Werbung. Dazu kommt, dass das Schreiben mit dem Briefkopf der Gemeinde und Schumachers Unterschrift einen offiziellen Charakter hat, unabhängig davon, ob es laut Aussagen der Gemeinde und von Eon nicht mit Steuergeldern finanziert wurde.

Die Gemeinde Alfter ist in einem Dilemma

In gewisser Weise ist das Ganze ein Dilemma. Natürlich möchte Alfters Bürgermeister das Beste für seine Gemeinde – also auch den Zugang zu schnellem Internet für möglichst alle Einwohner. Wenn Eon/Westenergie offenbar die einzige Option für Impekoven sowie Teile Oedekovens und Gielsdorfs ist, dann passiert das eben zu deren Bedingung einer Mindestquote von Vertragsabschlüssen – sofern sich niemand anderes findet, der dort Glasfaserkabel verlegen will oder die Verwaltung das im Sinne einer Daseinsvorsorge selbst übernimmt.

Die Gemeinde sollte einmal kritisch reflektieren, ob der offizielle Briefkopf Alfters und die Unterschrift Schumachers für solche Unternehmenszwecke eingesetzt werden sollten. So etwas kann Begehrlichkeiten bei Firmen auch aus anderen Branchen wecken, ihre unternehmerischen Ziele mit Unterstützung der Gemeinde zu erreichen. Wo soll dann mit welchen Argumenten eine Grenze gezogen werden? Und: Warum hat Eon ein solches Schreiben eigentlich nicht unter seinem Logo und mit der Unterschrift eines Unternehmensvertreters verschickt?

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