50 Jahre "Betonkirche" Gottfried Böhm baute in Impekoven ein ganz besonderes Gotteshaus

Alfter-Impekoven · Ein weltberühmter Architekt entwirft 1968 eine Kirche für ein Dorf: Wie es dazu kam, beschreibt die Festschrift zum Jubiläum von Sankt Mariä Heimsuchung, das die Pfarrgemeinde in dieser Woche feiert. Dazu gehört eine Festmesse mit Weihbischof Ansgar Puff.

Ein Bergkristall als Vorbild: Sankt Mariä Heimsuchung ist ein prägnantes Gotteshaus.

Foto: Bettina Thränhardt

Beschaulich geht es in den 60er Jahren in dem kleinen Vorgebirgsort zu. 700 Einwohner hat Impekoven zu jener Zeit. Die Weltgeschichte spielt woanders. „Impekoven war ein kleines Dorf, völlig belanglos, mit einer verschworenen Dorfgemeinschaft“, erzählt Johannes Wilde, Vorsitzender des Kirchenbauvereins.

Bis zu dem Tag, als „das Dorf einmal die Chance hatte, etwas Besonderes zu tun“. Nämlich eine ganz besondere Kirche zu bauen: Die von Gottfried Böhm entworfene Kirche Sankt Mariä Heimsuchung. Am 14. Juli vor 50 Jahren war Grundsteinlegung.

Damals stand in Impekoven eine Kapelle, die im Jahr 1884 erbaut und 1925/26 erweitert worden war. Sie reichte für die Kirchenbesucher nicht mehr aus, so Wilde. Denn die Bundeshauptstadt Bonn wuchs damals stark, und mit ihr die umliegenden Gemeinden.

Kirchgänger sollten nicht nur Publikum sein

Der Pastor wurde damals von Subsidiar Heinz Schütte in der Gemeindearbeit unterstützt. Und Schütte regte einen Kirchenneubau an, erzählt Wilde. Schütte schwebte nicht irgendein Gotteshaus vor. Die Idee: Man wollte eine Kirche bauen, die die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgreift, nach dem die Gemeinde aktiv am Gottesdienst teilnehmen und nicht bloß Publikum sein soll.

Auf Schüttes Initiative wurde der renommierte Architekt Gottfried Böhm gewonnen. Er schuf ein Gotteshaus, das von den einen bewundernd „Gottesburg“ genannt wird, von den anderen „Betonkirche“.

„Von jedem Platz aus haben die Kirchenbesucher den uneingeschränkten Blick auf den Altar. Man hat das Gefühl, eingebunden zu sein“, beschreibt Wilde. 27 Ecken hat die Kirche, keine trennenden Elemente im Innenraum, der Altar- und der Gemeinderaum bilden architektonisch eine Einheit.

Bevor der Bau beginnen konnte, war jedoch ein Hindernis zu überwinden. Zwar übernahm das Erzbistum die Gesamtbaukosten von 775.035 Mark – das Inventar der Kirche musste die kleine Gemeinde aber selbst finanzieren.

Impekovener finanzierten das Kircheninventar

„90.000 Mark mussten her“, berichtet Wilde. „Schütte ist damals rundgegangen, jeder Einwohner Impekovens sollte ein Monatsgehalt stiften.“ Mit Erfolg: Die Impekovener finanzierten ihre neue Kirche mit. Insgesamt seien bis heute 91 692 Euro gespendet worden.

Der ironisch-liebevolle Name „Betonkirche“ kommt nicht von ungefähr. Denn Architekt Gottfried Böhm experimentierte mit neuen Baustoffen, insbesondere mit Sichtbeton. Bis Ende der 60er Jahre lag der Schwerpunkt seiner Arbeit auf dem Kirchenbau, sein wohl bekanntester Bau ist der Mariendom in Neviges.

Die Impekovener Kirche konzipierte er als einen „kristallklaren Monolithen“ nach dem Vorbild eines Bergkristalls. Als erster deutscher Architekt wurde der heute 98-Jährige im Jahr 1986 mit dem Pritzker-Preis für Architektur ausgezeichnet. Damit habe er den „Nobelpreis der Architektur“ gewonnen, schreibt die Kunsthistorikerin Silke Offizier in der Festschrift zum Jubiläum der Impekovener Kirche. Sie hat ihre Bachelorarbeit über Sankt Mariä Heimsuchung verfasst.

Der Kirchenbauverein ist bis heute aktiv: Angesichts sinkender Zahlen an Gottesdienstbesuchern habe man sich Gedanken um die Nutzung der Kirche gemacht, schreiben Ilse und Werner Niemeyer vom Kirchenbauverein in der Festschrift.

Dank guter Akustik ist die Kirche auch Konzertraum

So wurde 2010 nach Abstimmung mit dem Pastoralteam und mit Unterstützung von Musikern aus der Region die „Musik zur Abendstunde“ aus der Taufe gehoben. In regelmäßigen Abständen finden Konzerte in der Kirche statt. Namhafte Fachleute und Musiker haben der denkmalgeschützten Kirche eine gute Akustik bescheinigt.

Zum Jubiläum hat der Kirchenbauverein unter der Leitung der stellvertretenden Vorsitzenden Ilse Niemeyer eine Festwoche organisiert. Herzstück ist eine Festmesse mit Weihbischof Ansgar Puff am kommenden Samstag, 14. Juli. Dann feiern die Impekovener laut Wilde ein Bauwerk, das sichtbares Zeichen des Glaubens und markanter Mittelpunkt des Dorfes ist.