Festkomitee Alfterer Karneval Günter Schiffelgen wirbt Tollitäten

Alfter · Der Traum, einmal als Prinzenpaar durch Alfter zu ziehen, ist nicht unbezahlbar. Wer mit Bedacht wirtschaftet, zahlt null bis 2000 Euro aus eigener Tasche.

 Seit 2011 gibt es wieder Kindertollitäten in Alfter. Günter Schiffelgen zeigt ein Foto von den Regenten der Session 2012/13, Christopher I. und Marie I.

Seit 2011 gibt es wieder Kindertollitäten in Alfter. Günter Schiffelgen zeigt ein Foto von den Regenten der Session 2012/13, Christopher I. und Marie I.

Foto: Wolfgang Henry

"Die Eurozahlen, die hier durch die Gegend laufen, sind jenseits aller Realität", schimpft Günter Schiffelgen (67). Der Präsident und Vorsitzende des Festkomitees Alfterer Karneval 1910, der sich dort seit 49 Jahren für das närrische Brauchtum engagiert und 1978/77 Prinz Karneval war, will deshalb mit Falschinformationen aufräumen.

Er redet Klartext - damit sich auch für die kommende Session wieder Tollitäten finden. Schiffelgen ärgert sich, wenn Ex-Tollitäten mit abschreckenden fünfstelligen Beträgen über Gesamtkosten um sich werfen. "Da sind die Spenden mit drin. Das bedeutet nicht, dass diese Summe aus dem eigenen Portemonnaie bezahlt wurde", klärt er auf.

Der tatsächliche Eigenanteil eines Prinzenpaars lässt sich durch Spenden, Sponsoren und geschickten Einkauf von Orden und Kamelle erfahrungsgemäß auf 1000 bis 2000 Euro drücken. "Es hat auch schon Prinzenpaare gegeben, die sogar mit einem Plus aus der ganzen Sache herausgekommen sind", berichtet Anny Nitsch (59), die Schatzmeisterin des Festkomitees und Alfreda in der Session 1998/99.

Zum Start freilich sollten Prinz und Alfreda, so heißen die Karnevalsprinzessinnen in Alfter, 10.000 Euro in der Tasche haben, empfiehlt Schiffelgen. Das Festkomitee gibt weitere 3500 Euro dazu und gerne jede Menge hilfreiche Ratschläge.

Die große Unbekannte ist dann die Höhe der Unterstützung durch Sponsoren und Geldspenden, die den Eigenanteil minimieren. "Eine optimale Voraussetzung dafür ist, wenn man im Ort bekannt, aktiv und gut vernetzt ist", meint Schiffelgen. Dann läuft die Sache mit den Zuwendungen relativ unkompliziert. Wichtig sei auch eine gelungene Proklamation. "Wenn ein Prinzenpaar bei der Bevölkerung ankommt, dann läuft die Sache."

Da gibt es Bargeld von Familienangehörigen und Bekannten; der Verein, in dem man Mitglied ist, stiftet vielleicht die Prinzenmütze; und Anwohner kümmern sich um den Schmuck des Hauses und der Straße, wo die Majestäten wohnen. In der Regel findet sich auch ein Autohaus als Sponsor für einen geeigneten fahrbaren Untersatz, denn in einem Kleinwagen passen Prinz und Alfreda in voller Montur nicht hinein.

Die Kunst besteht in der sorgsamen Mittelverwendung: Eine Komplettausstattung für das Paar kostet zwischen 2000 und 3000 Euro; bei gebrauchten Kostümen kommt man mit der Hälfte hin. Für Orden kann man acht Euro je Stück ausgeben oder das Doppelte und die Kosten über die Menge steuern.

"400 Stück sind der Wahnsinn", findet Schiffelgen und hält nichts davon, das begehrte Accessoire wahllos zu verteilen. "Mit 200 Stück sollte ein Prinzenpaar auskommen." Auch beim Wurfmaterial liegt es am Prinzenpaar, wie reichlich und hochwertig die Kamelle sein sollen. Ihr Einkauf verschlingt schnell 3000 bis 4000 Euro. "Teuer wird es dann, wenn man die Spenden nicht zur Reduzierung des Eigenanteils nutzt, sondern alles verprasst", sagt Schiffelgen. "Nötig ist das nicht."

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