Baupläne am Hertersplatz Händler in Alfter fürchten, dass eine Tiefgarage Kunden vergrault

Alfter · Die Pläne für den Bau einer Tiefgarage stoßen in der Geschäftswelt rund um den Hertersplatz in Alfter auf sehr unterschiedliche Meinungen. Einige Händler fürchten, dass ihre Kundschaft lieber oberirdisch parken will.

 Die aktuellen Baumaßnahmen für die Mehrzweckhalle beschneiden die Parkfläche auf dem Hertersplatz und machen den Weg auch für Fußgänger umständlich.

Die aktuellen Baumaßnahmen für die Mehrzweckhalle beschneiden die Parkfläche auf dem Hertersplatz und machen den Weg auch für Fußgänger umständlich.

Foto: Stefan Knopp

Mitten im Zentrum von Alfter eine schmucke Parkanlage, eine „grüne Achse“ zwischen Schloss und Geschäftszeile – das ist eine schöne Vorstellung, die Bürgermeister Rolf Schumacher da hat. Die Autos sollen in die Tiefgarage darunter verbannt werden. Das schafft mehr Sicherheit für Fußgänger, mehr Aufenthaltsqualität, aber bedeutet es auch weniger Kundschaft? Letzteres befürchtet Kirsten Mohr, Betreiberin des Edeka-Marktes am Hertersplatz. Sie steht mit dieser Sorge nicht alleine da.

Es gibt Skeptiker unter den anliegenden Geschäftsleuten, von denen einige nicht namentlich in der Zeitung genannt werden wollen. Die Tiefgarage sei überflüssig, hört man in einem Geschäft, wo man sich auch über die jetzigen Arbeiten für die Mehrzweckhalle ärgert: Die Absperrung würde viele Parkplätze kosten und die Zufahrt unübersichtlich machen. In einem anderen Laden hält man die Pläne für eine „absolute Katastrophe“, die Kunden abschrecken würde. Die Leute würden dann eher woandershin fahren zum Einkaufen, als in Alfter unterirdisch zu parken. Auch die ansässigen Geschäftsleute müssten überdies wohl in der Tiefgarage parken. Und für Kunden, die etwas Sperriges abholen wollten, sei das dann deutlich umständlicher.

„Das mit der Tiefgarage ist soweit okay“, sagt Winfried Paul, der die Bären-Apotheke leitet. „Aber die Leute wollen eigentlich oberirdisch parken.“ Ankommen, ins Geschäft, Einkauf erledigen und wieder weg. Die meisten würden nicht lange bleiben. Paul fände es vorteilhaft, „wenn oberirdisch ein Parkbereich bleiben würde“. Die Gemeinde Alfter hat immerhin 30 Kurzzeitparkplätze neben der Grünanalage eingeplant. Aber was „Kurzzeit“ heißt, ist noch nicht festgelegt. Eine Regelung zwischen einer und anderthalb Stunden wäre in Ordnung, findet der Apotheker.

 Noch kann auf dem Hertersplatz geparkt werden, aber in einigen Jahren soll hier eine Grünanlage sein, mit einer Tiefgarage darunter.

Noch kann auf dem Hertersplatz geparkt werden, aber in einigen Jahren soll hier eine Grünanlage sein, mit einer Tiefgarage darunter.

Foto: Stefan Knopp

Aber es sind noch viele Fragen offen, etwa die, welche Aufgänge es zu den Geschäftsbereichen geben wird. Für Gehbehinderte wäre das ungünstig. „Fragen Sie mal die Ärzte hier“, rät Paul. Michael Paul, Facharzt für Innere Medizin im gleichen Gebäude über der Apotheke glaubt, dass das Parken in der Tiefgarage  für ältere Menschen schwierig sein könnte. „Ich halte es zumindest für problematisch“, sagt der Mediziner. Er fragt sich auch, wo die Eltern der Grundschulkinder anhalten sollen, die morgens ihre Kinder zur Schule bringen – da herrsche auf dem Hertersplatz morgens und nachmittags immer reger Betrieb. Ohne die Parkfläche dort müssten sich die Eltern eine andere Haltemöglichkeit suchen. Paul hält es aber grundsätzlich für schwierig, über etwas zu sprechen, über das noch nichts Genaueres bekannt ist. „Man muss ein Konzept haben, das auch steht.“

Projekt wird vom Land gefördert

Ein solches „zukunftsfähiges“ Konzept habe die Gemeinde aufgestellt, sagt Pressesprecherin Maryla Günther. „Dass uns das gelungen ist, zeigt die Städtebau-Förderzusage 2021 des Landes NRW für unseren Grundförderantrag.“ Dieses Konzept beinhalte „die Sicherung der Alfterer Nahversorgung mit einem Vollsortimenter“ sowie „die Vermeidung der Versiegelung von zu großen Flächen für Parkplätze auf dem Platz und die Förderung alternativer Mobilität“ wie Fuß- und Radwegeverkehr. Der Klimaschutz-Wettbewerb der Supermarktketten spiele der Gemeinde dabei in die Karten, so Günther.

„Die geplante Tiefgarage wird selbstverständlich einen bequemen Zugang zu den Geschäften ermöglichen“, erklärt sie weiter. Die Zufahrt zur Garage werde in ein Verkehrskonzept integriert, „das zum einen die Lieferverkehre, Rettungswege aber auch Fuß- und Radwegebeziehungen untersucht und berücksichtigt“.

Ob der unterirdische Parkplatz einen Unterschied macht, könne er nicht sagen, meint Dominik Tam, Inhaber des La Fleur Blumencafés. „Ich bin mir nicht sicher, dass die Leute nicht in die Tiefgarage wollen.“ Kostenfrei sollte sie sein. „Die Idee des Umbaus ist nicht verkehrt, aber man muss sehen, dass einem nicht auf die Füße getreten wird“, sagt Tam. Er sieht der langen Umbauphase skeptisch entgegen und ist sich unsicher, welche Auswirkungen das auf den Betrieb haben wird. „Das Endergebnis wird bestimmt schön.“

Gabi Haag, Inhaberin der „Fotowelt“ am Hertersplatz und Vorsitzende des Alfterer Gewerbevereins, sieht die Einrichtung einer Tiefgarage ebenfalls nicht so problematisch. Auch eine Kundenabwanderung sieht sie nicht kommen. Und wenn das Geschäfts- und Wohngebäude gebaut werde, müssten die Autos ja irgendwo hin. „Es wurde ja geplant für den Edeka.“ Der Markt hätte dort gut doppelt so viel Platz wie bisher. Gesetzt den Fall, Kirsten Mohr wolle doch nicht umziehen: „Macht so ein Gebäude überhaupt Sinn?“ Dann könnte man den Parkplatz auch so lassen, wie er jetzt ist.

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