Dieter Schwadorf Im Gespräch über Karneval in Alfter

Alfter · Dieter Schwadorf ist viel beschäftigt. Unentwegt klingelt das Telefon. Einmal ist sein bester Kumpel, Deutschlands erfolgreichster Tourenwagenfahrer Klaus Ludwig, der aus Roisdorf stammt, dran, dann möchte jemand Karten für das Formel-1-Rennen am Nürburgring haben. Doch die Kontakte sind nicht mehr so, wie sie früher einmal waren. "Da kannte ich sie noch alle: Heinz Harald Frentzen, Norbert Haug, die Schumachers", sagt Schwadorf.

 Dieter Schwadorf in seiner Kellerei.

Dieter Schwadorf in seiner Kellerei.

Foto: Woflgang Henry

Der 59-jährige Alfterer ist vieles: Süßwarengroßhändler, gelernter Bankkaufmann, Industriemeister Fachrichtung Fruchtsaft, Fruchtwein und Getränke und Geschäftsführer der Brombeerweinkellerei Rebellenblut, die sein Großonkel Wilhelm Maucher einst gründete. Zu den Vettels und Rosbergs hat er keinen Kontakt mehr. "Ich bin aus dem Zirkus rausgewachsen."

Für ein Gespräch über Karneval, Kamelle und Rebellenblut hat sich Schwadorf trotz allem Stress Zeit genommen und Volontär Moritz Rosenkranz in seinem Büro empfangen.

Jeder, der zum Karneval geht, hat schon einmal etwas von Ihnen vor den Kopf bekommen. Wie geht das?
Dieter Schwadorf: Ganz einfach: Wir machen das ganze Wurfmaterial für den Kölner Karnevalszug. Das heißt, wir produzieren natürlich nicht die Schokolade, sondern die Verpackungen. 80 Vereine beziehen ihre Kamelle von uns. Ich bin also nicht Hersteller, sondern eher Tuner.

Sind Sie denn auch selbst Karnevalist?
Schwadorf: Selbstverständlich. In Köln kennt mich jeder als "Kamelle-Dieter". Da bin ich bekannt wie ein bunter Hund. Ich fahre auch auf dem Wagen der Blauen Funken mit, bin dort aber kein Mitglied.

Nur vom "Kamelle-Tuning" kann man sicher nicht leben, oder?
Schwadorf: Wir beliefern hauptsächlich Tankstellen, Schwimmbäder, Kioske und alle Geschäfte, wo Süßigkeiten verkauft werden. Der Karneval ist unsere Spezialität. Neben dem "Rebellenblut" natürlich.

Ihr berühmter Brombeerwein. Rümpfen da klassische Weinkenner eigentlich die Nase, wenn sie davon hören?
Schwadorf: Nein. Da muss man klar unterscheiden zwischen dem regulären Traubenwein und unserem Fruchtdessertwein. Das kann man gar nicht vergleichen. Der Herstellungsprozess ist zwar ähnlich, aber bei unserem Wein gibt es etwa keinerlei Abstufungen, da hat ein Jahrgang immer die gleiche Qualität.

Gibt es denn Kenner, die Ihr Rebellenblut besonders schätzen?
Schwadorf: Auch wenn wir ein regionales Produkt ausschließlich aus Brombeeren aus dem Vorgebirge herstellen und in der Region vertreiben, haben wir Stammkunden deutschlandweit. Vor allem im Norden und Osten, denn da wird gerne süß getrunken. Wir haben auch schon nach Australien oder in die USA geliefert.

Und "Rebellenblut" heißt ihr Wein, weil Sie als Rebell gegen die klassischen Traubenweine bestehen?
Schwadorf (lacht): Nein, nein. Da muss ich historisch werden. Der Gründer der Kellerei, Wilhelm Maucher, hat früher Brombeeren aus dem Vorgebirge selbst vermarktet. Mit Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in den 50er Jahren wurde der Markt aber mit günstigerer Ware aus den Niederlanden und anderen Ländern überschwemmt und das Geschäft unrentabel.

Und dann ist er auf Wein umgestiegen?
Schwadorf: Genau. Er hat sich mit einem Winzer zusammengetan und aus den Brombeeren einen Wein entwickelt. Dann hat er mittels eines Preisausschreibens einen Namen gesucht. Da er politisch aktiv war und als "Rebell des Vorgebirges" galt, schrieb ein Bauer: "Sie sind ein Rebell, der Wein hat die Farbe von Blut." Und so war der Name geboren. 1978 habe ich das Geschäft dann weitergeführt.

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