60 Jahre Kegelclub „Gut Holz“ Alfter Interview mit einem erfahrenen Kegler aus Alfter

Alfter · Seit seiner Gründung am 4. August 1958 in der Gaststätte „Zur Krone“ ist der Alfterer Kegelclub „Gut Holz“ eine eingeschworene Gemeinschaft. Der Clubvorsitzende Heinz-Helmut Schäfer schaut auf die vergangenen Jahrzehnte zurück und wirft auch einen Blick in die Zukunft.

Heinz-Helmut Schäfer: Seit den Anfängen spielen wir ununterbrochen im Gasthaus „Zur Krone“. Und so hat sich der Wirt Falk Homann für uns eine Überraschung überlegt. Er wird jeden von uns um 9 Uhr von zu Hause abholen und zum Gasthaus fahren. Auf welche Weise das geschehen wird, wissen wir noch nicht. Wir sind schon sehr gespannt darauf und haben schon diesbezüglich Spekulationen angestellt. Dann frühstücken wir gemeinsam, um 12 Uhr beginnt die Clubmeisterschaft. Um 14 Uhr bringt eine Kutsche unsere Frauen zur „Krone“. Es folgen Kaffee und Kuchen und abends ein gemütliches Abendessen à la carte.

Wird der Clubmeister am Samstag ermittelt?

Schäfer: Nein. Clubmeister wird der, der die meisten Punkte bei einzelnen Wettkämpfen innerhalb eines Jahres gesammelt hat. Wir spielen einmal im Monat um die Clubmeisterschaft, in der wir das sogenannte Kegelbild „Die große Preispartie“ auflegen. Da werden 14 verschiedene „Bilder“ – als Bild wird eine Formation umgeworfener beziehungsweise nach einem Wurf auf ein volles Bild stehengebliebener Kegel bezeichnet – aufgerufen. Die besten sechs Wertungen der einzelnen Clubmeisterschaften werden mit den Ergebnissen am Samstag addiert. Derjenige, der die meisten Punkte hat, wird Clubmeister.

Wer hat denn jetzt schon die Nase vorne?

Schäfer: Das bin ich. Ich liege mit 34 Punkten vorne und kann eigentlich auch nicht mehr – wenn nichts Unvorhergesehenes passiert – vom Zweitplatzierten Matthias Langen geschlagen werden. Dann trage ich zum neunten Mal die Clubmeisterkette – und das in aufeinanderfolgenden Jahren, denn auch 2017 wurde ich Gesamtsieger.

Sie sind seit 1981 im Club dabei. Was hat Sie zum Eintritt bewogen?

Schäfer: Der Club brauchte einen neunten Mann, da jemand aufgehört hatte. Die Mitglieder haben mir gefallen. Es war eine tolle Clique. Allerdings mussten alle Aktiven zustimmen. Bis heute reizt mich beim Kegeln der wöchentliche Wettkampf.

Wie entstand 1958 der Kegelclub?

Schäfer: Es war Kirmes in Alfter, und in der „Krone“ fand ein Tanzabend statt. Da haben sich einige junge Männer an der Theke unterhalten und kamen auf die Idee, sich regelmäßig zum Kegeln zu treffen. Das war an einem Montag, 4. August. Und sie hatten Glück, dass sie am folgenden Donnerstag in der Gaststätte eine Bahn ergattern konnten. Kegeln war damals als Freizeitaktivität sehr beliebt. Wochentag und Örtlichkeit sind seitdem dieselben geblieben.

Was macht einen guten Kegler aus?

Schäfer: Die Bewegung muss stimmen. Er muss beim Abwerfen in die Hocke oder in die Knie gehen können. Dabei sollte er die Kraft haben, die Kugel beim Abwerfen zu drehen, damit sie rechts und links an die Bauern herankommt.

Der Club hat mit 15 Gründungsmitgliedern angefangen. Heute haben Sie noch acht Aktive. Es fehlt der Nachwuchs. Woran liegt es?

Schäfer: Die Interessen der jungen Leute haben sich verändert. Früher hatten die Menschen weniger Unterhaltung, und so traf man sich unter anderem zum Kegeln. Die beiden Bahnen in den Gaststätten im Ort waren täglich ausgebucht. Heute gehen die jungen Leute am Wochenende in die Disco oder treffen sich irgendwo draußen. Kegeln liegt nicht mehr im Trend. Detaillierte Gründe weiß ich nicht.

Hat „Gut Holz“ in den vergangenen Jahren keine Mitgliederwerbung gemacht?

Schäfer: Nein. Bis 2017 waren wir mit neun Aktiven eigentlich voll besetzt. Dann ist ein Gründungsmitglied wegen Krankheit ausgeschieden. Wir haben über mögliche Aufnahmen von Neumitgliedern diskutiert und uns dagegen entschieden. Denn Jüngere passen von ihren Interessen her nicht zu uns. Deshalb haben wir auch keine Frauen aufgenommen. Denn Frauen haben andere Gesprächsthemen als Männer.

Welche Höhepunkte gab und gibt es im Club?

Schäfer: Da waren und sind zum einen unsere jährlichen Clubtouren, zum anderem die Fahrten mit unseren Frauen anlässlich der runden Geburtstage 25, 50 und 60 Jahre von „Gut Holz “. Große Augenblicke waren mit Sicherheit die Clubmeisterschaften gegen auswärtige Vereine wie gegen Bornheim-Roisdorf oder gegen Bonn-Friesdorf und Bonn-Buschdorf. Aus Altersgründen – der älteste Spieler ist mit 80 Jahren Willy Sistig, der jüngste Günter Knein (71) – sind wir bei solchen Wettbewerben nicht mehr dabei.

Ihre Mitglieder kennen sich meistens schon aus der Kindheit. Sind Sie alle miteinander befreundet?

Schäfer: Wir feiern Geburtstage und Hochzeitsjubiläen miteinander. Für mich gilt, dass aus meinen Kegelbrüdern im Laufe der Jahrzehnte Freunde geworden sind.

Wie lange wird es den Traditionsclub noch geben?

Schäfer: Das kann man nicht sagen. So lange fünf aktive Spieler noch kegeln, werden wir weitermachen. Danach wird „Gut Holz“ sehr wahrscheinlich nur noch als Stammtisch existieren.

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