Ministerin besucht Naturhof in Impekoven Ist biologischer Anbau noch zu leisten?

Alfter-Impekoven · NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen macht auf dem Naturhof Wolfsberg in Impekoven Station. Niedrige Preise der Supermärkte bei hohem Produktionsaufwand, stark steigende Mindestlöhne und neue Richtlinien zum Einsatz von Insektenschutzmitteln machen den Betreibern dort Sorge.

Silke Gorißen (l.) besichtigt den Naturhof Wolfsberg in Impekoven und lässt sich von Christiane Niemeyer die  Apfelsortierung erklären.

Silke Gorißen (l.) besichtigt den Naturhof Wolfsberg in Impekoven und lässt sich von Christiane Niemeyer die Apfelsortierung erklären.

Foto: Stefan Knopp

Ökologische Landwirtschaft ist ja schön und gut, aber auch teuer. Das war schon vor dem derzeitigen Energiekostenanstieg so, und der macht es noch schlimmer. Das bekommt die NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz; Silke Gorißen; derzeit auf allen Höfen zu hören, die sie im Rahmen ihrer Höfetour besucht. Wenig verwunderlich also, dass das auch beim Naturhof Wolfsberg in Impekoven Thema war.

Dort lieh sie Betreiber Andreas Mager und seinem Team ihr Ohr. Der Bio-Kernostbaubetrieb hat von Fördergeldern für die Einrichtung von Vorratsbecken, Brunnen und Leitungen zur Frostschutzberegnung über die Bewässerungsrichtlinie des Landes profitiert. Aber das schützt nicht vor steigenden Energiekosten. Denn, erklärte Alexander Krings, Vermarkter der RheinBioFrucht GmbH, es werde ja nicht alles pauschal teurer. „Die Preise für Kernobst haben sich nicht verteuert.“ Sprich die Erzeuger bekommen nicht mehr Geld, auch wenn die Produktion mehr kostet. Der Verkauf von Bio-Produkten sei mengenmäßig gut, sagte er, aber der Preis sei nicht gut.

Der Verkauf von Bioobst ist gut, aber der Preis nicht

„Wir müssen gucken, dass wir mit unseren Kosten geschützt werden“, schloss Krings. Privatleute könnten sparen, meinte Mager. „Wir können den Gürtel nicht enger schnallen.“ Die Kostensteigerungen könnten nicht mehr aufgefangen werden. Gorißen zeigte Verständnis für das Problem und die Folgen: „Wenn die Betriebe einknicken unter der Last, werden wir unsere Nahrungsmittel anderswo importieren.“ Und so wieder Abhängigkeiten schaffen und womöglich Einbußen bei der Qualität hinnehmen müssen.

Krings machte noch auf einen anderen Umstand aufmerksam: Die großen Supermärkte würden an Markenprodukten wie italienischen Nudeln oder US-amerikanischer Cola so gut wie keinen Gewinn erzielen. Die Gewinnspanne bei Bio-Obst sei da größer, weil günstig eingekauft werde. „Wir subventionieren Barilla und Coca-Cola.“ Das aber auf Kosten der Bio-Betriebe. Und dann komme noch der Mindestlohn hinzu, sagte Magers Tochter Christiane Niemeyer. Den wolle man schon gern zahlen, aber der Anstieg sei zu hoch.

Existenzielle Ängste

Das alles schürt existenzielle Ängste. Und dann ist da noch die Tatsache, dass der Familienbetrieb teils in Landschaftsschutzgebiet anbaut. Das sei derzeit kein Problem, sagte Niemeyer. Aber sollten neue Richtlinien zum Einsatz von Insektenschutzmitteln kommen, könne man die Arbeit auch gleich einstellen.

Die Ministerin hörte sich alles an und möchte helfen. Versprechen kann sie den Hofbetreibern, die sie besucht, nichts. Aber sie betonte in Impekoven, dass NRW bei seinem Ziel bleiben möchte, bis 2030 wenigstens 20 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe zum ökologischen Landbau zu bringen. Und Gorißen warb für die Möglichkeiten, die das Land bereits bietet, von der Bewässerungsförderung bis zur Öko-Prämie, die im kommenden Jahr erhöht werden soll. Bio mache auf jeden Fall noch Sinn, und es gebe noch viele ungenutzte Möglichkeiten, Bio-Produkte zu verwerten, zum Beispiel in Kantinen. Wichtig sei, ein Bewusstsein für den Kauf und die Verwertung dieser Produkte zu schaffen.

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