ÖPNV in Alfter Jetzt ist der Kreis am Zug

ALFTER · Mit einer langen Liste von Verbesserungsvorschlägen am Konzept für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Gemeinde Alfter sind die Verkehrsplaner des Rhein-Sieg-Kreises am Dienstagabend nach Hause gegangen.

Auf der Wunschliste der Verkehrspolitiker in Alfter: Die Linie 633 soll künftig über den Ahrweg fahren und den Anschluss an den neuen Bahnhaltepunkt der RB 23 in Impekoven sicherstellen.

Foto: Wolfgang Henry

Einstimmig folgte der Ausschuss für Umwelt, Energie und Verkehr dem Antrag der Verkehrspolitiker Oliver Krauß (CDU) und Michael Schroerlücke (Grüne). Sie hatten bei zwei Informationsveranstaltungen in der vorigen Woche Kritik und Anregungen von Bürgern und Gewerbetreibenden aufgenommen und in konkrete Änderungswünsche umgesetzt.

So soll unter anderem die Haltestelle Hertersplatz in Alfter weiterhin einen hohen Stellenwert im Busnetz behalten und die Linie 633 nicht über den Klostergarten in Oedekoven fahren, sondern lieber über den Ahrweg zum neuen Bahnhaltepunkt der Regionalbahn (RB) 23 in Impekoven.

Bis auf wenige Schwachstellen lobte Schroerlücke den Konzeptentwurf von Verkehrsplaner Christoph Groneck als "Quantensprung" für Alfter, Krauß sprach von einem "wirklich großen Wurf". Denn der neue Bahnhaltepunkt in Impekoven, der im Dezember in Betrieb gehen soll, ermöglicht, einen Teil des heutigen Busverkehrs auf die Schiene zu verlagern und das Busnetz insbesondere in den Höhenlagen von Alfter-Ort und Oedekoven durch Kleinbuslinien auszubauen. Damit die Änderungen zum Fahrplanwechsel im Dezember in Kraft treten können, müssen nun rechtzeitig die Weichen gestellt werden.

"Bis Anfang April brauchen wir Ihr Votum, damit der Verkehrs- und Planungsausschuss des Kreises Ende April entscheiden kann", sagte André Berbuir, Leiter der ÖPNV-Abteilung beim Rhein-Sieg-Kreis, in der Sitzung. Bis zum 3. April, wenn der Verkehrsausschuss in Alfter das nächste Mal tagt, wollen die Verkehrsplaner daher die Verbesserungsvorschläge prüfen und die Kostenbelastung für die Gemeinde ausrechnen. "Es wird voraussichtlich teurer als billiger", vermutete Berbuir. "Wir werden es nicht allen recht machen können."

Bereits der aktuelle Konzeptentwurf werde voraussichtlich 15.000 Euro Mehrkosten für Alfter bedeuten. Verkehrsplaner Groneck erläuterte, dass das Konzept auch mit der Stadt Bonn abgestimmt wurde und besonders die für Alfter wichtigen Verknüpfungspunkte zum Schienenverkehr in Roisdorf und Duisdorf sowie zur Stadtbahnlinie 18 in Alfter im Blick habe. In diesem Zusammenhang gewinne auch der barrierefreie Ausbau von Haltestellen an Gewicht.

Dies sei unter anderem an der Stadtbahnhaltestelle in Alfter besonders vordringlich. Im neuen Personenförderungsgesetz wurde festgelegt, dass der ÖPNV in Deutschland bis 2022 vollständig barrierefrei nutzbar sein soll.

Eine Arbeitsgruppe des Rhein-Sieg-Kreises beschäftige sich daher zurzeit damit, einheitliche Standards und Prioritäten festzulegen, informierte Groneck.

Ziel sei es, in den Kommunen Ausbauprogramme zu initiieren und im Förderprogramm des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland zu verankern. Damit solle sukzessive eine flächendeckende Barrierefreiheit erreicht werden.

Die Wunschliste aus Alfter

Linie 633 in Alfter-Ort

Die im Konzept vorgeschlagene Streichung des Stopps der Buslinie 633 an der Haltestelle Hertersplatz in Alfter-Ort hat bei Bürgern und Gewerbetreibenden viel Kritik hervorgerufen. Der Gegenvorschlag lautet nun: In den Höhenlagen von Alfter-Ort und Gielsdorf wird eine Verknüpfung zwischen den beiden neuen Kleinbuslinien einstweilen zurückgestellt und auf einen morgendlichen Viertelstundentakt der Linie 633 verzichtet.

Die Einsparung soll die Einführung einer zusätzlichen Schnellverbindung zwischen Alfter-Hertersplatz und Duisdorf-Bahnhof im Halbstundentakt ermöglichen. Die 633 fährt derweil anstelle der Stichfahrt von der Stadtbahnhaltestelle zum Hertersplatz zusätzliche Haltepunkte in Oedekoven an.

Linie 633 Oedekoven/Impekoven

Die Buslinie 633 zwischen Bornheim und Duisdorf soll nicht über den Klostergarten in Oedekoven geführt werden, weil dort dann zu viele Parkplätze wegfallen müssten. Statt über die Almabrücke sollen die Busse über den Ahrweg Richtung Duisdorf fahren und den Anschluss an den neuen Bahnhaltepunkt der RB23 in Impekoven sicherstellen.

"Das wäre auch eine Bombenlinie für den Schülerverkehr", sagte Verkehrspolitiker Michael Schroerlücke (Grüne) mit Hinweis auf die in Rheinbach möglicherweise entstehende Gesamtschule. Damit bleibe nach dem Wegfall der Linie 605 auch den Bewohnern von Nettekoven eine attraktive Busverbindung zwischen Oedekoven und Duisdorf erhalten.

Kleinbuslinie Alfter-Ort

Die neu geplante Kleinbuslinie zwischen den Hanglagen von Alfter und Bornheim soll direkt am Roisdorfer Bahnhof halten können. Damit soll Fahrgästen die Überquerung der Bonner Straße erspart und eine kürzere Umsteigezeit geboten werden.

Linie 845 Ramelshoven

Der Alfterer Verkehrsausschuss hat einstimmig beantragt, Ramelshoven besser anzubinden und östlich der Einmündung zur Raiffeisenstraße an der B 56 eine Haltestelle für die Linie 845 einzurichten. In Abstimmung mit dem Straßenbaulastträger soll die Gemeindeverwaltung dafür möglichst bald die Voraussetzungen schaffen.

Linie 800 Volmershoven

Als "völlig unbefriedigend" bezeichnete Schroerlücke die Busanbindung von Volmershoven und Heidgen mit einem Zweistundentakt in verkehrsschwachen Zeiten. "Das ist ein Witz." Im Antrag an die Verkehrsplaner des Kreises wird daher wenigstens ein Stundentakt gefordert.