Isländer kennen 17 Wörter für Schnee Kinderuni an der Alanus Hochschule Alfter

Alfter · Bei der Kinderuni an der Alfterer Alanus Hochschule mit Professor Roland Kaehlbrandt geht es um das Thema „Wie wir in verschiedenen Sprachen reden und denken“. Wichtig ist dem Wissenschaftler Vielfalt.

In Australien verwenden die Ureinwohner für hüpfende Kängurus verschiedene Ausdrücke, und die Isländer können für die Bezeichnung „Schnee“ gar zwischen 17 Begriffen wählen: „Wie wir in verschiedenen Sprachen reden und denken“ lautete das Thema der achten Veranstaltung der Kinderuni in diesem Jahr. Organisiert wird diese von der Alfterer Alanus Hochschule, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin.

Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt (64) erläuterte seinen acht- bis zwölfjährigen Zuhörern auf dem Alanus-Campus II sowohl die Entwicklung von Sprachen im Allgemeinen als auch im Konkreten. „Warum brauchen wir überhaupt Sprache?“, fragte der Professor zu Beginn. Die Antwort wussten der Heimerzheimer Benedikt (9) sowie Emily (10) und Leonie (9) aus Bornheim ganz genau. „Man kann damit sagen, wie wie wir uns fühlen, wie es uns geht. Um Höflichkeit auszudrücken und Nein und Ja zu sagen.“

Besonders staunten die Nachwuchs-Studenten, dass es bei sieben Milliarden Menschen weltweit rund 7000 verschiedene Sprachen gibt: große und kleine Sprachen mit vielen und wenigen Sprechern. Gemeinsam sei, dass „jede Sprache immer das Denken ihrer Sprecher ausdrückt“. Und noch mehr: „Wenn man eins, zwei, drei mit Gotisch ains, twai, preis, Griechisch ena, dhio, tria oder Italienisch uno, due, tre vergleicht, dann sieht man eine Ähnlichkeit.“

Alle 14 Tage verschwindet eine Sprache

Seit den 90er Jahren arbeitet Kaehlbrandt für verschiedene Stiftungen und hat unter anderem den bundesweiten Wettbewerb „Jugend debattiert“ und 2007 ein Sprachförderprogramm in Hessen für Grundschüler mit Migrationshintergrund auf den Weg gebracht. „Mir geht es darum, zu vermitteln, dass Sprache und Denken eine Einheit sind.“ Stimme diese Verbindung nicht mehr, könne Sprache auch sterben.

„Gerade bei den kleinen Sprachen passiert das, wenn moderne Einflüsse kommen. Das ist nicht gut. Denn wenn Sprachen verloren gehen, gehen auch Wissen, Sitten und Gebräuchen verloren“, erklärte Kaehlbrandt. Laut einer Statistik verschwinde zurzeit alle 14 Tage eine Sprache. Aber, es könne auch die Wiederbelebung einer Sprache eintreffen wie das Beispiel des neuseeländischen Maori zeige.

Dass das Deutsche – auf Rang zehn der weltweit gesprochenen Sprachen – eines Tages aussterben können, sei nicht wahrscheinlich. „Aber aufpassen müssen wir trotzdem. Ihr selbst solltet darauf achten, dass ihr möglichst viele Wörter kennt. Wörter sind Wissen. Wörter haben Wirkung. Wörter haben Macht.“

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