Kirmes und Partys im Vorgebirge Veranstalter finden „Layla“-Debatte überzogen

Alfter · Trotz der Sexismus-Debatte wird der Ballermann-Hit „Layla“ vielerorts aufgelegt. Warum Vereine im Vorgebirge kein Verbot aussprechen.

 Kirmes, Club, Junggesellenfest: Aktuelle Sommerhits gehören dort zur Klangkulisse (im Bild die Rheinbacher Kirmes). Auch der umstrittene Titel „Layla“ wird weiter gespielt, sagen Veranstalter im Linksrheinischen.

Kirmes, Club, Junggesellenfest: Aktuelle Sommerhits gehören dort zur Klangkulisse (im Bild die Rheinbacher Kirmes). Auch der umstrittene Titel „Layla“ wird weiter gespielt, sagen Veranstalter im Linksrheinischen.

Foto: Wolfgang Henry

Am Ende hat die Debatte die Popularität des umstrittenen Songs noch befördert: Der Ballermann-Titel „Layla“ von DJ Robin & Schürze ist jetzt von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zum Sommerhit des Jahres 2022 gekürt worden. Das Partylied über „Puffmutter Layla“, die darin als „schöner, jünger, geiler“ beschrieben wird, ist Mitte Juli zum Gegenstand einer bundesweiten Sexismus-Diskussion geworden. Die Stadt Würzburg hatte den Song durch ein Verbot vom Stadtfest verbannt, auf der Rheinkirmes in Düsseldorf kam „Layla“ ebenfalls auf den Index, wurde aber dennoch gespielt.

Veranstalter im Linksrheinischen sehen die Sache offenbar entspannter. Für Unruhe sorgt nicht der Liedtext, sondern allenfalls die Sorge, zur Zielscheibe eines Shitstorms zu werden. Nicht jeder ist gewillt, öffentlich Stellung zu beziehen. „Der Song wird bei uns ganz normal gespielt. Die Sprache finden wir nicht schlimm, bei aktuellen Rap-Hits sind ganz andere Ausdrücke üblich“, sagt ein Vereinsvertreter, der in diesem Zusammenhang nicht namentlich genannt werden möchte. Für Forderungen nach, „Layla“-Verboten zeigt er im Gespräch mit dem GA kein Verständnis.

Harmlos im Vergleich zu anderen Songs

Benedikt Schüller vom Junggesellenverein (JGV) Gielsdorf wagt in der Sache mehr Offenheit: Beim Fest im August gebe es keine Vorgabe, was im Einzelnen gespielt werden soll. „Freitag ist bei uns Mallorca-Tag, da ist jedem bewusst, dass die aktuellen Saisonhits gespielt werden.“ Die Debatte über „Layla“ hält er persönlich, bezogen auf das Lied, für übertrieben. Da werde gerade „sehr viel reingedrängt“ und die Diskussion „stark hochgepusht“, findet er. In Wahrheit sei der fragliche Titel „relativ harmlos“ im Vergleich mit anderen Partysongs.

Der JGV Odendorf bewirbt sein Fest im Oktober sogar offensiv mit dem umstrittenen Song: Auf einem Plakat strahlt DJ Robin über einem „Layla“-Schriftzug in leuchtenden Neonbuchstaben. Darauf angesprochen, gibt sich der Vorsitzende Sebastian Fuhrmann unbekümmert: „Ich halte die Kritik für etwas überdramatisiert. Wir haben uns gedacht, wenn dieses Lied so viral geht, ist das der perfekte Act für uns.“ Der Verein sei froh, DJ Robin persönlich verpflichtet zu haben, denn nach den coronabedingten Einbußen könne man einen solchen Besuchermagneten jetzt gut gebrauchen. Der Künstler dürfe seinen Hit selbstverständlich auflegen, betont Fuhrmann: „Das zu verbieten wäre ja, wie die Höhner buchen und sagen, die dürfen keine kölschen Lieder spielen.“ Angst vor negativen Reaktionen habe er nicht, ohnehin sei die Debatte schief: „Es gibt so viele andere Songs gerade im deutschen HipHop und Rap, wo man sich eher mal die Frage stellen sollte, ob die okay sind.“

Über Sexismus reden „wichtig und richtig“

Als ignorant möchte keiner der angesprochenen Veranstalter gelten. Über Sexismus in der Gesellschaft zu sprechen, findet Benedikt Schüller vom JGV Gielsdorf „richtig und wichtig“, auch beim Thema Jugendschutz sieht er seinen Verein und andere Veranstalter in der Pflicht. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Am Montag haben wir zum Beispiel Familientag, da achten wir auf altersgerechte Musik und entsprechendes Verhalten.“ Als Junggesellenverein genieße man „nicht immer das beste Image“, daher sei es dem JGV ein Anliegen, sich im Ortsleben einzubringen und ein positives Bild zu etablieren.

Was das „Layla“-Thema angeht, kann nicht nur Schüller die Debatte und seine Alltagserfahrung schwer in Einklang bringen. Kürzlich habe er die Kirmes in Bonn-Endenich besucht, berichtet er im Gespräch mit dem GA: „Da wurde ,Layla‘ auf dem vollen Platz gespielt, das Publikum hat laut mitgesungen. Und da waren ja nicht nur junge Männer.“ Unter dem Strich müsse akzeptiert werden, dass Veranstalter auf Eigenverantwortung setzen: Wer sich damit nicht wohl fühle, dass „Layla“ auf Kirmes & Co. läuft, werde ja „nicht gezwungen, hinzugehen“.

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