Entwicklungsarbeit in Alfter Mädchen vor Ausbeutung schützen

Alfter-Witterschlick · Der Bonner Arzt Theodor Rüber berichtet beim Fastenessen in Witterschlick über seine Initiative „Casa Hogar“, die Kinder in Kolumbien unterstützt.

 Beim Fastenessen (v.l.): Jürgen Binger vom Familienkreis Sankt Lambertus mit Jonas Enkirch und Theodor Rüber von „Casa Hogar“.

Beim Fastenessen (v.l.): Jürgen Binger vom Familienkreis Sankt Lambertus mit Jonas Enkirch und Theodor Rüber von „Casa Hogar“.

Foto: Sebastian Laubert

„Ich konnte das Gebiet nicht als Unbeteiligter hinter mir lassen“, sagt Theodor Rüber, Bonner Arzt, Gründer und Projektkoordinator von „Casa Hogar“, einer Initiative für Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien. Hinter ihm, im Witterschlicker Pfarrheim, wirft ein Projektor Bilder an die Wand. Sie zeigen Mädchen in einem Klassenzimmer, mit Schuluniformen, pinken Schulranzen und fröhlichen Gesichtern. Im kolumbianischen Chocó, einem von Goldrausch und Bürgerkrieg gezeichneten Verwaltungsgebiet im Westen des Landes, gehören sie zu den wenigen, die eine Schule besuchen, die ihnen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben gibt: das bischöfliche Colegio Diocesano in Istmina.

Genau das ist der Verdienst von Rüber, Jahrgang 1987, der auf Einladung des Familienkreises Sankt Lambertus beim Fastenessen über sein Projekt berichtet. Diesem soll auch der Erlös des Essens zugutekommen. Rüber hat eine sachliche Präsentation zusammengestellt, er konzentriert sich auf die Pläne der Initiative, mit schockierenden Bildern geht er sparsam um. Die Zustände in Chocó verschweigt er aber nicht.

Vieles hat er mit eigenen Augen gesehen, als er dort im Februar 2015 innerhalb seines Medizinstudiums in der Notaufnahme eines Armenkrankenhauses arbeitete. „Der Alltag ist von den Kämpfen verschiedener Rebellengruppen und Gangs geprägt. Jeden Tag kamen etwa 15 junge Leute mit Schussverletzungen bei uns an. Gewalt gegen Frauen gehört zum Alltag, Vergewaltigungen und frühe Schwangerschaften sind keine Seltenheit.“

Das Schlüsselerlebnis, selbst aktiv zu werden, war für Rüber eine Begegnung mit einem achtjährigen Mädchen, das ihn um Essen anbettelte und mit ihrem Körper bezahlen wollte. „Ich war geschockt. Doch dort ist das leider Normalität.“ Zurück in Deutschland gründete er mit seinen Freunden das Hilfsprojekt Casa Hogar, das auf Deutsch „Haus und Herd“ bedeutet.

Innerhalb eines Jahres sammelten die Mitglieder 200 000 Euro und organisierten in Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Bischof Julio García den Bau eines Hauses, in dem 40 Mädchen vor Ausbeutung und Prostitution sicher sind. Jetzt wollen sie das Colegio Diocesano ausbauen und um 320 Plätze erweitern. Zu Rübers Vortrag gehört eine Videobotschaft des Bischofs Julio García: „Hier ist die Frau als solche unterdrückt. Ohne Bildung gibt es keine Freiheit. Deshalb wollen wir ihnen zu Bildung verhelfen“.

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