Inklusion in Alfter Meckenheimer steht trotz Lähmung im Arbeitsleben

Alfter-Oedekoven · Martin Roebers hat einen "betriebsintegrierten Arbeitsplatz" bei einem Alfterer Unternehmen. Der 44-Jährige leidet an einer rechtsseitigen Nervenlähmung.

 Martin Roebers (vorne) gestaltet bei df kreativ seit Juli 2017 die Webseiten mit. Über seine Erfolggeschichte freuen sich Chef Daniel Faßbender (r.), Marie-Luise Hartung und Niklas Tönnihsen.

Martin Roebers (vorne) gestaltet bei df kreativ seit Juli 2017 die Webseiten mit. Über seine Erfolggeschichte freuen sich Chef Daniel Faßbender (r.), Marie-Luise Hartung und Niklas Tönnihsen.

Foto: Axel Vogel

Martin Roebers ist beim Alfterer Unternehmen df kreativ für den technischen Teil bei der Gestaltung der Webseiten zuständig. Und das macht der 44-Jährige mit Herzblut und Leidenschaft – zur Zufriedenheit seines Chefs Daniel Faßbender. Für den gelernten Mediengestalter ist es der Traumberuf schlechthin. „Ich freue mich jeden Tag, wenn ich zur Arbeit kommen kann“, sagt Roebers.

Dabei war es für den Wahl-Meckenheimer nicht einfach, einen Arbeitsplatz zu finden: Er leidet seit seiner Geburt an einer rechtsseitigen Nervenlähmung und ist beidseitig schwerhörig. Seit 2007 wohnt der gebürtige Mönchengladbacher in der Apfelstadt. Dort arbeitet er im Werk 3 der Bonner Werkstätten in der Abteilung EDV und Bürodienste. Seit zehn Jahren ist er für den Druck und Satz verschiedener Produkte zuständig. Darüber hinaus gestaltet und layoutet er die Werkstättenzeitschrift. Seit Juli 2017 gehört Roebers nun zum Team von df kreativ-Chef Faßbender und dessen Mutter Roswitha Faßbender.

Roebers ist einer von 41 Mitarbeitern der Werkstätten, die im Rhein-Sieg-Kreis in 17 unterschiedlichen Betrieben – der Schwerpunkt liegt im Linksrheinischen – einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz (BiAp) innehaben. Damit gehören die Mitarbeiter auch weiterhin den Werkstätten an, die nach wie vor das übliche Werkstättengehalt sowie Sozial-, Haftpflicht- und Unfallversicherung zahlen. In einer Beschäftigungsvereinbarung zwischen dem „Beschäftigungsgeber“ und den Werkstätten wird zusätzlich ein Stundensatz vereinbart, den der Arbeitgeber den Werkstätten zahlt.

Fünf-Tage-Woche ist keine Option

Die enge Anbindung an die Werkstätten empfindet Faßbender als durchaus positiv. „Wir haben im Hintergrund immer deren Unterstützung, auch wenn wir sie nicht brauchen. Denn bei uns läuft alles super“, sagt der 40-jährige Firmenchef in seinem Büro am Alten Rathaus in Oedekoven.

An Roebers kam der gebürtige Bornheimer eher durch Zufall. Bei der Gewerbeschau in Alfter 2017 kam er mit Marie-Luise Hartung, Sprecherin der damals recht neuen Initiative Inklusiver Arbeitsmarkt Alfter, ins Gespräch. Einen Praktikanten mit Handicap einzustellen, war für den Anbieter von Print- und Webdesign kein Problem. „Ich war schon während des Praktikums begeistert. Nach nur vier Wochen beherrschte er die Programmiersprachen Html, CSS und Javascript. Heute ist er bei uns federführend für die technische Gestaltung der Webseiten zuständig“, sagt Faßbender.

Die entsprechende Vereinbarung mit den Werkstätten wurde schnell getroffen. Zunächst arbeitete Roebers zwei Tage die Woche, seit Januar 2018 fährt der motivierte Mitarbeiter viermal aus Meckenheim mit der Voreifelbahn nach Impekoven, die restliche Strecke legt er zu Fuß zurück.

Eine Fünf-Tage-Woche wurde zwar schon einmal diskutiert, ist aber bisher keine Option. „Unser Ziel ist das Wohl des Mitarbeiters“, erklärt Niklas Tönnihsen, Integrationsassistent der Bonner Werkstätten. Denn Roebers arbeitet auch weiterhin in der Abteilung für EDV und Bürodienste. Auf kleinem Dienstweg wird dann die Arbeitszeit zwischen Roebers' Gruppenleiter Stephan Lüert und Faßbender geregelt.

"Tolles Beispiel für gelebte Inklusion"

„Martin Roebers ist ein tolles Beispiel für gelebte Inklusion mit einem voll integrierten Arbeitsplatz“, findet auch Hartung. In ihrem Engagement für die Arbeitsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung ist die Alftererin unermüdlich.

So wurden auf dem Neujahrsempfang des Gewerbevereins Alfter zwei weitere Praktika auf den Weg gebracht, als Hauswirtschaftshelferin in der Kita Pusteblume in Volmershoven-Heidgen und als Mitarbeiter bei einer Bäckerei in Witterschlick – in der Hoffnung, dass daraus BiAps werden. Denn die Mitarbeiter der Werkstätten kommen gut vorbereitet auf den Arbeitsmarkt: Die Bonner Werkstätten bieten regelmäßig Übergangsgruppen an.

Wer betriebsintegrierte Arbeitsplätze oder Praktika zu vergeben hat, kann sich an Niklas Tönnihsen (0 22 22/8 30 27 33) oder Anja Hillnhütter (0 22 22/8 30 27 32) wenden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort