Ein besonderer Ort zum heiraten Mehr als 300 Trauungen im Witterschlicker Bahnhof

Alfter-Witterschlick · Seit 2009 ist der Witterschlicker Bahnhof eine Außenstelle des Alfterer Standesamts. Mehr als 300 Trauungen gab es im letzten Jahrzehnt und alles begann mit einem Zeitungsartikel.

Für Thomas und Yvonne Reimann konnte es keinen besseren Ort geben, um den Bund fürs Leben einzugehen. Am Montagvormittag heirateten der 38-Jährige und die 31-Jährige im Bahnhof Witterschlick; in der ehemaligen Güterhalle neben dem Bahnsteig, auf dem Reisende auf die Voreifelbahn in Richtung Euskirchen warteten. Da er aus Witterschlick komme, sei für ihn klar gewesen, im Bahnhof zu heiraten, sagte Thomas Reimann. Das Gebäude mache viel her. Yvonne Reimann sah das genauso. Im Alfterer Rathaus habe sie nicht heiraten wollen, bekundete sie. „Der Bahnhof ist viel schöner.“ Mit dieser Meinung steht das frischgebackene Ehepaar nicht alleine da. Seit zehn Jahren ist der Witterschlicker Bahnhof eine beliebte Außenstelle des Standesamts der Gemeinde Alfter. Mehr als 300 Trauungen haben seitdem dort stattgefunden.

Alles begann mit einem Artikel, der am 8. August 2008, also dem 08.08.08, im General-Anzeiger erschienen war. Es sei darin um besondere Orte zum Heiraten im Vorgebirge gegangen – „und Alfter hatte nur das Rathaus“, erläuterte Albert Söhngen. Vor 15 Jahren hatte er zusammen mit Ehefrau Annette Söhngen den im Jahr 1903 gebauten Bahnhof gekauft. Zunächst sollte die alte Güterhalle, die das Ehepaar in hunderten von Stunden Arbeit saniert und verschönert hatte, als privater Festraum dienen. Nach dem GA-Artikel kam es anders. Man habe „einfach zwanglos“ an Alfters damalige Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper geschrieben, so Söhngen. Kurze Zeit später seien der damalige Vize-Verwaltungschef Engelbert Szkwortz, Standesbeamtin Gabriele Reinhardt und Johann Gimnich vom Ordnungsamt vorbeigekommen, um alles zu besprechen. Die erste Trauung fand am 17. Juli 2009 statt.

Menschen kommen aus ganz Deutschland

„Seitdem ist es eine Erfolgsgeschichte“, meinte Söhngen. Aus ganz Deutschland kämen Menschen, um im Witterschlicker Bahnhof zu heiraten, sagte er weiter. Es habe schon sehr große Gesellschaften gegeben oder auch Paare, die nur mit ihren Kindern gekommen seien. Auf einer Hochzeit war der aus der TV-Sendung „Germany’s Next Topmodel“ bekannte Bruce Darnell Gast. Er habe sich auf dem Weg noch verfahren und sei von Leuten zum Bahnhof gelotst worden, erinnerte sich Söhngen.

Nach der Trauung von Thomas und Yvonne Reimann wurde im Innenhof des Bahnhofs noch ein wenig bei Sekt und Saft gefeiert. Es sei ihnen wichtig, dass Hochzeiten persönlich seien und keine Fleißbandsache, betonte Söhngen. Zuvor hatte Standesbeamtin Britta Ewert Thomas und Yvonne Reimann zu Mann und Frau erklärt. Etwa 40 bis 50 Trauungen habe sie bereits im Bahnhof Witterschlick vollzogen, sagte Ewert. Der Ort sei schon etwas besonders, meinte sie. Und das kann man ihr auf jeden Fall glauben. Schließlich hat auch Ewert selbst einst dort geheiratet, wo die Züge abfahren.

Wer den historischen Bahnhof, Servaisstraße 34, besichtigen möchte, hat dazu beim Museumstag am Sonntag, 30. Juni, von 14 bis 18 Uhr Gelegenheit. Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, ist von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

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