Witterschlicker Heimatmuseum Neuer Hingucker ist ein Steinbeil aus Feuerstein

Alfter-WITTERSCHLICK · Günter Machein und Heimatforscher Helmut Fuhs überlassen dem Witterschlicker Haus Kessenich Fundstücke und Dokumente zur Ortsgeschichte. Dazu gehört auch ein Strafverzeichnis der katholischen Volksschule.

 Auf rotem Samt gebettet: Günter Machein (links) überreicht Wolfgang Pfister ein Steinbeil aus Feuerstein, das er 1971 als Zehnjähriger auf dem Hardtberg gefunden hat.

Auf rotem Samt gebettet: Günter Machein (links) überreicht Wolfgang Pfister ein Steinbeil aus Feuerstein, das er 1971 als Zehnjähriger auf dem Hardtberg gefunden hat.

Foto: Axel Vogel

Drei Ohrfeigen für „herausfordernde Frechheit“, vier Stockschläge für Beschädigung und Diebstahl: Die Bestrafung Witterschlicker Schüler war in den Jahren von 1953 bis 1960 noch recht drakonisch. So steht es zumindest im Strafverzeichnis der katholischen Volksschule, das nun im neu gezimmerten Vitrinenschrank im Haus Kessenich an der Hauptstraße ausgestellt wird.

Das DIN-A 5-Heft gehört zu einigen privaten Sammlerstücken des langjährigen ehemalige Rektors der örtlichen Grundschule, Helmut Fuhs, die dieser dem Förderverein Haus Kessenich zur Verfügung gestellt hat. Seit Donnerstag zeigt das Heimatmuseum Dokumente und Überreste, die die Geschichte des Dorfes von 2000 vor Christus bis heute dokumentieren. Ein eigens gefertigter Glasschrank bringt die Exponate denn auch bestens zur Geltung.

Stolz präsentierte Wolfgang Pfister als Vorsitzender des Fördervereins die historischen Schätze samt dem Ende vergangenen Jahres fertiggestellten Einbauschrank, der wegen der Unebenheit des Fußbodens eine Einzelanfertigung ist.

Zur Geschichte des Fördervereins hat der Witterschlicker Künstler Erich Beck eine Collage erstellt, die gezeigten Stücke stammen ausschließlich aus Witterschlick. So ist unter anderem ein Steinbeil aus Feuerstein zu besichtigen, das 1971 der damals zehnjährige Günter Machein an der Haeschmaar auf dem Hardtberg gefunden hat. Machein ließ das Beil schon 1971 im Landesmuseum in Bonn untersuchen.

Experten schätzen die Fertigung auf rund 2000 Jahre vor Christus. „Schon damals hatte ich das Gefühl, etwas Besonderes in der Hand zu halten. Was soll ich mit so einem Fund zu Hause? Er gehört in solch einen wunderbaren Raum, in dem die Geschichte gezeigt wird“, sagte der 56-Jährige. Höhepunkt der Dauerausstellung ist allerdings die Abdeckplatte einer römischen Wasserleitung mit Legionszeichen aus dem ersten/zweiten Jahrhundert nach Christus, die Helmut Fuhs im Quellgebiet des Hittelbaches im Kottenforst südöstlich von Witterschlick entdeckt und bisher zu Hause aufbewahrt hat.

„Die Wasserleitung führte am Hardtberg entlang durch das Klausental bis zu einer römischen Villa auf dem Klausenweg“, erklärte der 75-jährige Heimatforscher, der auch die 1912 gefertigte Originalabschrift der Aufzeichnungen von Petrus Küpper aus dem 17. Jahrhundert, erstellt von Lehrer Zerfas, dem Heimatmuseum überließ. Küpper war während des Dreißigjährigen Krieges Pfarrer in Witterschlick.

Darüber hinaus steuerte Fuhs die Erstausgabe der Chronik Witterschlicks aus dem Jahr 1903 und die Original-Schulchronik (ab 1874) bei, beide verfasst von dem Witterschlicker Hauptlehrer Peter Esser. „Ich habe die Schulchronik seinerzeit vom Ortsvorsteher erhalten und, als ich pensioniert wurde, mit nach Hause genommen. Ich bin froh, dass sie nun hier ein schönes Plätzchen gefunden hat“, freute sich Fuhs. Und er fügte hinzu: „Wie die in unserer Vitrine ausgestellten Exponate nachweisen, ist Witterschlick ein sehr alter Ort.“

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