Brigitte Schächter aus Oedekoven Ortsvorsteherin mit sozialer Ader

ALFTER-OEDEKOVEN · Wenn Brigitte Schächter ihr Haus verlässt, dauert es nicht lange, bis sie angesprochen wird. Sogar auf dem Friedhof kommen Bürger mit Anliegen auf sie zu. Aber das gehört nach ihrem Verständnis zur wichtigsten Aufgabe als Ortsvorsteherin: für die rund 5400 Einwohner Oedekovens ansprechbar zu sein.

Ob es nun um ein abgesacktes Grab geht oder ein Verkehrsproblem, die Suche nach einem Pflegeplatz oder den Bau eines Gartenhäuschens - Brigitte Schächter kümmert sich und begleitet scheue Menschen auch schon mal persönlich ins Rathaus.

Brigitte Schächter ist kein Mensch der großen Worte, sie handelt. Mit ihrer sozialen Ader hat sie in Oedekoven, wo sie seit mehr als drei Jahrzehnten lebt, vielfältige Spuren ehrenamtlichen Engagements hinterlassen. Nicht nur als Ortsvorsteherin kennt man sie hier, sondern auch als emsige Vorsitzende und Mitarbeiterin der Kleiderstube der Frauen-Union Alfter.

Die Einrichtung für Gebrauchtkleidung und andere Secondhand-Artikel in der Hauptschule ist eines ihrer Herzensprojekte. Das Angebot richtet sich nicht nur an Bedürftige. "Jeder kann hier einkaufen", stellt Schächter klar. Aber nicht jede Altkleiderspende kann verwendet werden. "Wir brauchen kein Hochzeitskleid von vor 50 Jahren oder eine mit Malerfarbe verschmutzte Jeans. Bringen Sie uns das, was Sie auch kaufen würden", lautet ihre Bitte an Spender.

Als eine gute Sache begrüßt sie die Lebensmittelausgabe der evangelischen und katholischen Kirchen von Bornheim und Alfter (LebEKa) in Oedekoven. Der Termin für die Abgabe von kostenlosen Nahrungsmitteln an bedürftige Menschen ist jeweils mittwochs nachmittags, also zu einer Zeit, in der auch die Kleiderstube geöffnet hat.

Im Ortsverein Alfter des Deutschen Roten Kreuzes führt Schächter nicht nur den stellvertretenden Vorsitz, sondern hilft tatkräftig beim Blutspendedienst mit und schmiert unzählige Brötchen. Als Gemeindeglied der Evangelischen Kirchengemeinde am Kottenforst im Pfarrbezirk Witterschlick/Oedekoven war sie bis 2012 fast 20 Jahre Mitglied im Presbyterium, so heißt das Leitungsgremium einer evangelischen Gemeinde.

Aktuell kümmert sie sich um den Küsterdienst für die monatlichen evangelischen Gottesdienste im Seniorenzentrum Sankt Elisabeth in Oedekoven und begleitet die Bewohner von ihren Zimmern zur Kapelle. Aber auch, wenn dort am katholischen Feiertag Fronleichnam ein Sommerfest gefeiert wird, reicht Brigitte Schächter gern ihre helfende Hand.

Bar jeder Parteipolitik und Konfessionen, so versteht sie auch ihren Einsatz als Ortsvorsteherin und freut sich über die uneingeschränkte Anerkennung ihrer Ratskollegen. Bei der Wahl der fünf Ortsvorsteher in der konstituierenden Ratssitzung im Juni wurde sie als Einzige einstimmig wiedergewählt.

Sehr gerne geht Schächter als Gratulantin zur Geburtstagen und Goldhochzeiten: "Das sind die Menschen besonders gut gelaunt." Aber sie widmet sich natürlich auch den unerfreulichen Themen. Vergeblich hat sie in den 90er Jahren gegen die Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr Oedekoven gekämpft, und die Forderung nach einem Verkehrskreisel auf der als gefährlich empfundenen Kreuzung Ahrweg/Im Klostergarten/ Kramersbruch lief ebenfalls ins Leere.

Schächter bedauert, dass die Mehrzweckhalle gegenüber der Grundschule am Jungfernpfad dauerhaft dem Orts- und Vereinsleben entzogen wurde. Im Erdgeschoss des früheren Feuerwehrgerätehauses haben die Rotkreuzler eine Unterkunft samt Garage und Materiallager, das Obergeschoss beherbergt zurzeit die Offene Ganztagsschule.

"Wir haben in Oedekoven keine richtige Dorfkneipe mehr und keinen Treffpunkt", beschreibt Schächter Schwierigkeiten in der Ortsstruktur. Durch den hohen Anteil von Zugezogenen gebe es auch keine so große eingeschworene Dorfgemeinschaft und zudem kein Projekt, das den Ort zusammenschweißt.

"Wir haben hier keinen Identifikationspunkt wie beispielsweise das Haus Kessenich in Witterschlick", sagt Schächter. Sie ist voller Hochachtung für das Dorfgemeinschaftshaus in Gielsdorf und bezweifelt, dass Oedekoven so ein Projekt hätte bewerkstelligen können. Dennoch will sie sich weiter dafür einsetzen, Dorffeste wie das Maiansingen und die Kirmes zu beleben und zu versuchen, mehr Neubürger einzubeziehen.

Zur Person

Brigitte Schächter (67) stammt gebürtig aus Lübeck und ist dort als Tochter eines Kürschnermeisters aufgewachsen. Nach ihrer Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau folgte bald die Heirat mit dem Berufsoffizier Friedrich Joachim Schächter und 13-maliges Umziehen in Deutschland. In Oedekoven wurde die Familie mit zwei Kindern 1982 heimisch. Als die Kinder groß waren, nahm Brigitte Schächter ihre Berufstätigkeit wieder auf und arbeitete bis 2004 im Verkauf eines Modehauses in Bonn.

Während sich ihr Ehemann bis zu seinem Tod 2003 im Alfterer Gemeinderat als CDU-Fraktionsvorsitzender engagierte, übernahm Brigitte Schächter im Laufe der Zeit eine Vielzahl anderer Ehrenämter. Unter anderem war sie in den 80er Jahren Vorsitzende der Frauen-Union Alfter, im Sozialausschuss arbeitete sie zunächst als sachkundige Bürgerin mit. Seit 1994 setzt sie sich für Oedekoven als Ortsvorsteherin ein. Nach fast zwei Jahrzehnten als Vorsitzende des Ortsausschusses wirkt sie dort heute als zweite Vorsitzende. 2003 kam Brigitte Schächter als Nachrückerin in den Gemeinderat.

Kontakt: Brigitte Schächter, Staffelsgasse 18a, Oedekoven, Telefonnummer 0228/645438, E-Mail: Bschaechter@aol.com

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