Umgestaltung des Alfterer Ortskerns Parkplätze am Herrenwingert bleiben erhalten

Alfter · In zwei Wochen beginnt die lange geplante, mehrjährige Umgestaltung des Herrenwingerts in Alfter. Die Gewerbetreibenden befürchten, dass sie während der Bauarbeiten schlechter erreichbar sind. Die Gemeinde wiegelt hingegen ab.

 Die Parkplätze am Herrenwingert wollen die Gewerbetreibenden nicht verlieren. 

Die Parkplätze am Herrenwingert wollen die Gewerbetreibenden nicht verlieren. 

Foto: Axel Vogel

Am 4. Oktober geht es los: Das Aufstellen eines Bauzauns wird dann den Beginn der jahrelangen Umgestaltung des Herrenwingerts markieren. Wie mehrfach berichtet, baut die Gemeinde dort ab Herbst zunächst eine Kultur- und Sporthalle (KHS); folgen werden unter anderem ein Wohn-/Geschäftskomplex und eine große Grünfläche, die sogenannte Grüne Mitte. Die Gewerbetreibenden in unmittelbarer Nähe sorgen sich nun um die Parkplätze: Sie fürchten, dass diese durch die Bauarbeiten wegfallen und Kunden fernbleiben. Ihre und die Sorgen der Anwohner versuchte die Gemeinde am Freitag mit einem Infostand am Herrenwingert zu zerstreuen.

Kirsten Mohr zählt mit ihrem Edeka-Markt zu den größten Mietern um den Hertersplatz. „Ich habe hier meine Wurzeln und bin in Alfter in die Selbstständigkeit gestartet. Deswegen liegt der Standort mir besonders am Herzen“, sagte Mohr. Den Markt, den sie seit 17 Jahren betreibt, will sie umfassend modernisieren, inklusive neuen Bedientheken, neuer Obst- und Gemüseabteilung und verbesserter Optik. Aktuell sind die Geschäfte den Geschäftsleuten zufolge noch optimal erreichbar: Die 113 Parkplätze auf dem Herrenwingert dürfen zwei Stunden kostenlos genutzt werden. Doch die Parkfläche soll langfristig der Grünen Mitte weichen, kritisieren sie.

Mohr wünscht sich, dass die Gewerbetreibenden in die Planungen eingebunden werden: „Wir wollen natürlich in Alfter bleiben und ich habe auch nichts gegen eine Veränderung am Herrenwingert. Im Gegenteil, ich habe mich immer dafür eingesetzt. Doch brauchen wir dafür eine verlässliche Perspektive. Schließlich stehen wir auch in der Verantwortung für unsere mehr als 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unsere Auszubildenden“, betonte Mohr. Als Ersatz für die Parkfläche ist langfristig eine Tiefgarage geplant. Vor ihr warnte Frank Nelles, Geschäftsführer der Backmanufaktur Nelles: „Es ist für uns existenziell, dass wir einfach zu erreichen sind, auch in der langen Bauphase mit den anstehenden Maßnahmen.“

Bürgermeister: Gewerbetreibende sind in Pläne involviert

Bürgermeister Rolf Schumacher versicherte dem GA am Freitag, dass die Gewerbetreibenden von Anfang an miteinbezogen worden seien. Die Initiative zur Umgestaltung hätten diese sogar angestoßen. „Wir haben immer gesagt, dass wir auch während der Bauphase die Zufahrt zum Parkplatz gewährleisten werden“, betonte Schumacher. Von Beginn an werde es deswegen eine Behelfsstraße geben, die sich die Gemeinde 100.000 Euro kosten lasse. „Aber da legen wir Wert drauf.“

Sowohl Kunden wie auch der Lieferverkehr würden den Parkplatz und die Geschäfte darüber problemlos erreichen können. Für die wenigen Parkplätze, die durch die Baustelle der Kultur- und Sporthalle entfallen, sei bereits Ersatz geplant. „Am Ende sind wir bei plus/minus Null“, führte Bianca Lorenz, Fachgebietsleiterin Planung und Hochbau der Gemeinde, aus.

 Landwirt Karlheinz Mandt sorgt sich um die Erreichbarkeit seines Hofladens und geht mit Bürgermeister Rolf Schumacher die Planungen durch.

Landwirt Karlheinz Mandt sorgt sich um die Erreichbarkeit seines Hofladens und geht mit Bürgermeister Rolf Schumacher die Planungen durch.

Foto: Axel Vogel

Die Freien Wähler hatten darauf gepocht, für die Arbeiten so wenig Bäume wie möglich fällen zu lassen. Die Behelfsstraße wird deswegen nun an anderer Stelle entstehen als zunächst geplant: Zwar würden immer noch bis zu 32 Bäume für Baufeld (23) und Straße (neun) gefällt werden müssen, aber durch den neuen Standort der Straße könnten die alten Linden am Herrenwingert erhalten werden, erklärte Doron Stern vom Planungsbüro „stern landschaften“. Stattdessen würden nun jüngere Bäume gefällt, die eine geringere ökologische Bedeutung haben.

Tiefgarage bringt mehr Stellplätze mit sich

Nach dem Bau der KHS folgt der Abriss der alten Sporthalle. Im dritten Schritt wird am heutigen Standort der alten Sporthalle  circa ab 2024 ein Gebäude für einen Vollsortimenter und Wohnungen im Obergeschoss gebaut. Zu diesem gehört auch die geplante Tiefgarage, erklärt Lorenz. Für den Bau des Gebäudes werde die Gemeinde beizeiten nach einem Investor suchen: Im Gegensatz zu den anderen Baumaßnahmen ist diese nicht förderfähig, weil es um eine kommerziell genutzte Einrichtung geht. Details zur Tiefgarage stünden deswegen noch nicht fest.

Parkplätze am Herrenwingert in Alfter bleiben während Baurabeiten erhalten
Foto: GA Grafik

Klar sei nur so viel: Die Tiefgarage werde wegen Vorgaben der Landesbauverordnung sogar mehr Stellplätze enthalten, als momentan vorhanden sind. Königs betonte: „In jeder Bauphase werden am Herrenwingert Parkplätze zur Verfügung stehen.“ Lediglich während des Baus des Wohn-/Geschäftskomplex wird die Zahl laut Lorenz voraussichtlich um die Hälfte reduziert sein. Die Suche nach Ausweichmöglichkeiten laufe aber bereits.

Planung berücksichtig Mobilität der Zukunft

Wenn man einen zentralen Ort wie den Herrenwingert umgestalte, erzählt Königs, sei die Herausforderung, aktuelle und die zukünftige Bedarfe zu vereinen. „Architektur ist langsam“, so der Architekt, deswegen müsse lange im Voraus geplant werden. In 30 Jahren werde der Individualverkehr mit dem Auto vermutlich eine viel kleinere Rolle spielen. Auf dem Herrenwingert soll deswegen ein Mobilitäts-Hub entstehen: eine Fläche etwa für E-Bike-Ladestationen oder einen Lastenradverleih. Die Gemeinde schaffe die nötige Infrastruktur wie Stromanschlüsse, damit Start-ups dort eine Möglichkeit haben, aktiv zu werden und entsprechende CO2-netruale Angebote zu machen.

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