Fahrplan der RB 23 Pendler stehen ohne Anschluss da

RHEIN-SIEG-KREIS · Das "Unwort des Jahres 2010" suchte sich der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) aus, um zu beschreiben, wie viel Spielraum er für Änderungen am neuen, ab 14. Dezember gültigen Fahrplan der Voreifelbahn RB 23 sieht: alternativlos.

Zuggäste der RB 23 - wie hier am Odendorfer Bahnhof - müssen sich ab dem 14. Dezember auf ungünstigere Busanschlüsse einstellen.

Foto: Kohls

Das von der Gesellschaft für deutsche Sprache vor vier Jahren prämierte "Basta der Merkel-Regierung" taucht in einem Brief auf, den Michael Jaeger, Verkehrsdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, bezüglich des Ausbaus der RB 23 an Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz sandte. "Nach Ansicht des NVR ist der neue Fahrplan 'alternativlos'", schreibt Jaeger. Der Plan sorgte während der jüngsten Sitzung des Rheinbacher Ausschusses für Stadtentwicklung für reichlich Verärgerung.

Bahn- und Buskunden müssen auf der RB 23-Strecke zwischen Bonn und Euskirchen nach dem Fahrplanwechsel mit einigen Verschlechterungen leben. Viele Pendler stehen dann ohne Busanschluss am Haltepunkt. Kernproblem: Die neuen Züge verfügen zwar über eine höhere Passagierkapazität, die aufwendigere Türtechnik sorgt aber für längere Haltezeiten an den Bahnhöfen.

Da die RB 23 zudem ab dem 14. Dezember mit Alfter-Impekoven und Endenich-Nord zwei neue Stopps einlegt, lässt sich der bisherige 15-Minuten-Takt in den Stoßzeiten nicht mehr einhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bahn am Bonner Hauptbahnhof längere Wendezeiten einrechnen muss.

Wie Jaeger mitteilte, beabsichtigt der Kreis im nächsten Jahr eine umfängliche Überarbeitung des Busnetzes im Einzugsgebiet der Voreifelbahn. Das Vorhaben, die direkten Anschlüsse vom Bus- an den Bahnverkehr zu verbessern, habe durch den neuen Plan "deutlich an Relevanz gewonnen", so Jaeger. Der Kreis strebe an, im Frühjahr ein passendes Buskonzept vorzulegen, damit es noch vor der Sommerpause beschlossen und zum Fahrplanwechsel 2015 umgesetzt werden kann.

Seinem Ärger über die Pläne des NVR für die RB 23 machte Hans Peter Höfel (CDU) im Rheinbacher Ausschuss Luft. "Die neuen desaströsen Wagen sind technisch für die Strecke ungeeignet", sagte der Christdemokrat. Höfel bat darum, dass zumindest die Fahrzeiten des "Stadthüpfers", der Buslinie 813, an die der RB 23 angepasst werden. "Wir können nicht ohne Protest hinnehmen, was hier passiert", fand Nils Lenke (Grüne).

Er ist sicher, dass durch den veränderten Takt auch die Bahnschranken in Rheinbach häufiger geschlossen sind. Ferner zeichne sich ab, dass die Pendler in Bonn zehn Minuten auf den Anschluss nach Köln warten müssten. Bislang sind es laut NVR vier Minuten. Für die Verwaltung sagte Fachgebietsleiter Kurt Strang zu, gegenüber dem NVR auf die Rheinbacher Bedürfnisse in Sachen Busanschluss hinzuweisen. "Ob es Gehör finden wird, weiß ich nicht", so Strang.

Oliver Krauß, verkehrspolitische Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion und Vizeaufsichtsratschef des NVR, bestätigte auf GA-Anfrage die Probleme, die der neue Fahrplan mit sich bringt. In Meckenheim seien dann nicht mehr alle Anschlüsse sichergestellt, sagte er. Das treffe besonders die Nutzer der Linie 855, die zum Bahnhof Godesberg fahre (siehe Kasten). "Sie ist in Godesberg gesetzt, deshalb gibt es keinen Spielraum, um den Fahrplan zu ändern." Eventuell könne über eine Optimierung des Linienwegs eine Verbesserung erzielt werden, sagte Krauß. In Alfter sei die Situation etwas besser.

Dort konnten die Abfahrtszeiten der Linie 633 und der Taxibuslinie 680 angepasst werden. Zudem solle künftig ein zusätzliches Fahrzeug auf der Linie 605 zur Verfügung stehen, da sie im Laufe des Tages viele Verspätungen einfahre, so Krauß.

Der Meckenheimer Ausschuss für Stadtentwicklung beschäftigt sich heute mit dem Thema. Los geht es um 18 Uhr, Im Ruhrfeld 16.